Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
sagte Marie mit dem für sie so typischen Selbstbewusstsein. »Aber ich bin nicht darauf eingegangen.«
Franzi kicherte. »Das hat ihn bestimmt ganz schön gewurmt, oder?«
»Ich glaub’ schon.« Marie stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Dieser Typ ist wirklich unglaublich. Er hat mir die ganze Zeit Komplimente gemacht, bis ich ihn darauf hingewiesen habe, dass er sich sein Süßholzgeraspel für seine Freundin aufsparen soll.«
Die Bedienung brachte drei große Fruchtbecher mit Sahne. Kim fuhr sich beim Anblick der cremigen Eiskugeln, die mit frischen Erdbeeren, Kirschen und Melonenstückchen sowie einer knusprigen Waffel garniert waren, mit der Zunge über die Lippen. Sie schob sich sofort einen Löffel voll in den Mund und ließ sich das Eis genüsslich auf der Zunge zergehen.
»Wie machen wir jetzt eigentlich mit dem Fall weiter?«, fragte sie dann. »Ich fürchte, wir sind in einer Sackgasse gelandet.«
»Immerhin wissen wir jetzt, dass der Einbrecher offenbaretwas ganz Bestimmtes unter den Bodenplanken gesucht hat«, sagte Franzi.
»Ja, aber wir haben leider keine Ahnung, was.« Marie genehmigte sich ebenfalls einen großen Löffel Eis.
»Vielleicht sollten wir noch mal mit Clarissa reden«, schlug Kim vor. »Sie muss doch von dem Versteck unter den Bodenplanken gewusst haben.«
Franzi runzelte skeptisch die Stirn. »Nicht unbedingt. Außerdem könnte sie sauer werden, wenn sie erfährt, dass wir ohne ihr Einverständnis in der Gartenlaube herumgeschnüffelt haben.«
Ehe Kim etwas erwidern konnte, fiel ihr Blick zufällig auf das Café gegenüber. An einem der Tische saß ein Mann unter einem Sonnenschirm und las Zeitung. Er trug eine Sonnenbrille, aber Kim erkannte ihn trotzdem sofort. Halbglatze, Schnauzer und Boxernase – es war der Typ, der vormittags in der Pension gewesen war und sich mit Clarissa gestritten hatte. Kim konnte sogar die dunklen Schweißflecken unter seinen Achseln erkennen, offenbar hatte er sein Hemd noch nicht gewechselt.
»Hörst du mir überhaupt zu?« Marie warf Kim einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich hab’ dich gerade was gefragt.«
Kim blinzelte verwirrt. »Äh – was? Entschuldigung, ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.«
»Was ist denn los?«, erkundigte sich Franzi.
»Den Kerl da drüben kenne ich.« Kim nickte unauffällig zum Café auf der anderen Seite des Marktplatzes hinüber. »Er heißt Karl, und er war heute früh in der Pension. Ich hab’ zufällig mitbekommen, wie er sich mit Clarissa gestritten hat.«
»Tatsächlich?« Marie tat so, als würde sie die Tauben auf dem Marktplatz beobachten und warf dabei einen schnellen Blick auf den Mann. »Der sieht aber unangenehm aus. Mit dem möchte ich mich nicht anlegen. Worum ging es denn bei dem Streit?«
Kim zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Clarissa hat ihn rausgeschmissen. Hinterher war sie total fertig, hat aber so getan, als wäre alles in bester Ordnung.«
»Vielleicht hat sie Geldprobleme, und dieser Kerl ist der Gerichtsvollzieher«, vermutete Franzi.
Marie runzelte die Stirn. »Wie ein Gerichtsvollzieher sieht er eigentlich nicht aus.«
Franzi grinste. »Als ob du schon mal einen gesehen hättest! Ihr habt doch immer genug Geld.«
»Das stimmt allerdings«, gab Marie zu.
Kim versuchte, sich an den vormittäglichen Streit zu erinnern. »Der Typ hat Clarissa richtig bedroht. Ich glaube, sie hatte Angst vor ihm.«
In diesem Moment schob sich eine alte Frau in einem geblümten Kleid mit einem Gehwagen zwischen den Tischen hindurch. Kim rutschte mit ihrem Stuhl ein Stück nach vorne, um ihr Platz zu machen. Die Frau bedankte sich mit einem Lächeln, bevor sie sich umständlich am Nachbartisch niederließ, an dem bereits eine andere ältere Dame mit grauen Löckchen und für ihr Alter ungewöhnlich schrillem Make-up saß.
»Da bist du ja endlich, Ottilie«, begrüßte die Dame mit den Löckchen ihre Bekannte. »Ich warte schon seit einer Viertelstunde auf dich.«
»Ich bin eben nicht mehr die Jüngste, liebe Berta.« Ottilies Atem ging schnell und rasselnd. Es klang, als hätte sie soeben einen Hundertmeterlauf absolviert. »Das Gehen fällt mir von Tag zu Tag schwerer. Heute bin ich kaum die Treppen hinunter gekommen. Mein Rücken macht mir zuschaffen, und die Beine wollen auch nicht mehr so richtig.«
Berta nickte wissend. »Wem sagst du das? Wir werden eben alle nicht jünger.« Ihre orangerot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem erwartungsvollen Lächeln. »Hast du
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