Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
noch jemanden mitbringen, wenn ich möchte.«
»Also, ich bin dabei«, sagte Marie sofort.
»Ich auch.« Franzis Augen blitzten. Die Enttäuschung über die geplatzte Radtour war wie weggeblasen.
Kim starrte ihre Freundinnen mit offenem Mund an. Für einen Moment hatte es ihr glatt die Sprache verschlagen. »Ist … ist … ist das euer Ernst?«, stammelte sie dann. »Ihr wollt tatsächlich mit mir zu meiner Patentante fahren?«
»Klar«, antwortete Marie.
Auch Franzi nickte. »Das wird bestimmt super! Wir können den ganzen Tag im See baden, surfen, segeln oder tauchen. Wann fahren wir los?«
Kim stöhnte. Warum hatte sie den anderen nur diesen blöden Prospekt gezeigt? Sie wusste doch genau, wie sportbegeistert ihre Freundinnen waren! Eins war klar: Sie musste Franzi und Marie diese Schnapsidee unbedingt wieder ausreden. Keine zehn Pferde würden sie dazu bringen, die Pfingstferien an diesem bescheuerten See zu verbringen!
Endlich Ferien!
»Grüß’ Clarissa schön von mir, ja?«, bat Frau Jülich. »Und benimm dich ordentlich, hörst du?«
Kim verdrehte die Augen und sparte sich die Antwort. Ihre Mutter tat mal wieder so, als wäre sie fünf Jahre alt. Zum Glück fuhr in diesem Moment der ICE ein, und Frau Jülichs restliche Ermahnungen gingen im Lärm des nahenden Zuges unter. Kim hasste es, von ihrer Mutter zum Bahnhof gebracht zu werden. Sie bombardierte Kim jedes Mal bis zur letzten Sekunde mit gut gemeinten Ratschlägen, als könnte ihre Tochter selbst keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Außerdem wurde sie immer furchtbar rührselig, wenn es ans Abschiednehmen ging. Wenigstens waren die Zwillinge diesmal nicht dabei. Sie waren bereits gestern zum Pfingstzeltlager ihres Fußballvereins aufgebrochen – nicht ohne Kim vorher stundenlang zu nerven, weil sie unbedingt ihren MP3-Player mitnehmen wollten. Natürlich hatte Kim nein gesagt. Sie hatte sich das Gerät erst kürzlich von ihrem Ersparten gekauft und hütete es wie ihren Augapfel.
Die Bremsen des ICE quietschten, und der Zug kam zum Stehen. Die Türen öffneten sich zischend und spuckten jede Menge Reisende aus, die sofort über den Bahnsteig strömten. Kim, Frau Jülich, Franzi und Marie bildeten eine kleine Insel mitten im Gewimmel.
»Da hinten ist unser Wagen!« Franzi zeigte auf den übernächsten Waggon, der die Nummer fünf trug. Sie hatten Plätze reserviert, worüber Kim angesichts der Menschenmassen, die sich jetzt in den Zug drängten, heilfroh war.
»Tschüss, Mama.« Kim beschloss, den Abschied am besten kurz und schmerzlos zu gestalten. »Bis nächste Woche.«
Frau Jülich drückte ihre Tochter an sich. »Ruf’ mich gleich an, wenn du da bist, ja?« Ihre Stimme zitterte, und in ihren Augen glitzerten Tränen. Auch das noch! Kim wäre am liebsten im Erdboden versunken. Es war wirklich peinlich, dass ihre Mutter bei jedem Abschied heulen musste.
»Kim, kommst du?« Marie und Franzi waren mit ihrem Gepäck bereits auf dem Weg zu Wagen Nummer fünf. Marie hatte wie immer den größten Koffer dabei, und ihr schickes, knallrotes Beauty-Case durfte natürlich auch nicht fehlen. Franzis Gepäck bestand nur aus einem Rucksack. Und aus ihren geliebten Inlinern, die über ihrer Schulter baumelten. Kim winkte ihrer Mutter noch einmal zu und folgte ihren Freundinnen.
Zehn Minuten später saßen die drei !!! auf ihren Plätzen an einem Vierer-Tisch. Marie hatte einen Taschenspiegel herausgeholt und überprüfte ihr Make-up, während Franzi eine Flasche Cola aus ihrem Rucksack zog und einen großen Schluck nahm. Draußen zog die Landschaft vorbei wie ein Film im Schnelldurchlauf.
»In einer Stunde müssen wir umsteigen.« Kim studierte die Reiseunterlagen. »Dann geht es mit dem Regionalexpress weiter bis Schiertal. Wenn alles glatt geht, sind wir um drei Uhr da.«
»Ich find’s toll, dass wir mal wieder zusammen Urlaub machen.« Franzi reichte die Colaflasche an Kim weiter. »Das Wetter soll übrigens über Pfingsten total schön werden. Sonne und bis zu achtundzwanzig Grad. Genau richtig, um eine Runde um den See zu skaten oder ein bisschen zu surfen.«
Kim rümpfte die Nase. »Ohne mich. Ich werde es mir am Seeufer bequem machen und endlich mal wieder in aller Ruhe lesen.«
Kim hatte in der Bücherei sämtliche Krimi-Neuerscheinungen ausgeliehen und war so bestens mit Lesefutter ausgerüstet. Ihre Leidenschaft für Bücher kam neben dem Detektivclub manchmal etwas zu kurz. Wenn die drei !!! einen neuen Fall hatten,
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