Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
blieb einfach keine Zeit, um in einem Krimi zu schmökern. Dann erlebte Kim ihren eigenen Krimi. Aber an diesem langweiligen Stausee würde bestimmt nichts Spannendes passieren, sodass Kim genug Muße zum Lesen haben würde. Das war auch einer der Gründe gewesen, warum sie schließlich doch damit einverstanden gewesen war, ihre Patentante zu besuchen. Wenn es einen Ort gab, an dem sie garantiert in keinen Fall verwickelt werden würden, dann war es das Urlaubsparadies Schiertaler See. Und ein bisschen Erholung würde den drei !!! nach all der anstrengenden und nervenaufreibenden Ermittlungsarbeit sicher gut tun.
Marie klappte ihren Schminkspiegel zu. »Wenn wir zurückkommen, sind wir bestimmt alle knackig braun gebrannt. Hab ich euch übrigens schon erzählt, dass Adrian mir letztens ein supersüßes Kompliment gemacht hat?« Marie wickelte verträumt eine blonde Haarsträhne um ihren Finger. »Er meinte, meine Augen wären so blau wie das Meer.«
Franzi verzog das Gesicht. »Na, das ist aber nicht gerade originell.«
Marie warf ihr einen beleidigten Blick zu. »Jungs sind eben nicht besonders einfallsreich. Ich hab mich trotzdem wahnsinnig über das Kompliment gefreut.« Sie seufzte. »Vielleicht merkt Adrian ja doch allmählich, dass ich genau die Richtige für ihn bin.«
Franzi murmelte etwas, das wie »Träum weiter« klang. Adrian war ein Schauspielschüler, der vor einiger Zeit mit seiner WG in Maries Haus eingezogen war. Erst hatte Marie ihn furchtbar nervig gefunden, doch als sie ihn näher kennenlernte, hatte sie ihre Meinung geändert. Jetzt schwärmte sie mehr oder weniger offensichtlich für ihn. Leider schien Adrian in ihr eher so etwas wie eine kleine Schwester zu sehen, was Marie schrecklich wurmte.
»Warum suchst du dir nicht endlich jemanden in deinem Alter?«, fragte Kim. »In deiner Klasse gibt es doch bestimmt massenweise Jungs, die gerne mit dir zusammen wären.«
Marie verzog das Gesicht. »Diese pickeligen Milchbubis interessieren mich nicht. Ich hab’ keine Lust auf irgendwelche unreifen Typen, die nur herumstottern und nicht mal Auto fahren dürfen.«
»Und was ist mit Holger?«, hakte Kim nach. »Der hat schließlich auch noch keinen Führerschein.«
»Mit Holger ist das was anderes«, behauptete Marie. Ihr Blick wurde weich. »Holger ist … etwas ganz Besonderes. Darum waren wir ja auch so lange zusammen. Und wenn diese nervige Fernbeziehung nicht gewesen wäre, wären wir vielleicht immer noch ein Paar …« Marie seufzte.
Holger, der im fünfundzwanzig Kilometer entfernten Billershausen wohnte, war Maries große Liebe gewesen, die allerdings an der Entfernung gescheitert war. Auf Dauer hatte es einfach nicht gereicht, sich nur am Wochenende zu sehen. Inzwischen hatte Marie die Trennung ganz gut verkraftet. Sie und Holger waren jetzt einfach gute Freunde. Nur hin und wieder spürte sie noch einen sehnsüchtigen Stich im Herzen, wenn sie an Holger dachte.
»Wie läuft es denn eigentlich mit dir und Michi?«, erkundigte sich Franzi an Kim gewandt. »Seit ihr immer noch rundherum glücklich?«
»Kann man so sagen.« Kim wurde rot. Sie liebte ihren Freund Michi über alles und konnte sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. »Leider haben wir in den letzten Monaten wenig Zeit füreinander gehabt. Michi ist jetzt im Sommer in der Eisdiele ganz schön eingespannt, vor allem an den Wochenenden.« Michi jobbte in einer italienischen Eisdiele, um sich etwas dazuzuverdienen. »Und ich hab’ auch ziemlich viel mit der Schule und dem Detektivclub zu tun«, fügte Kim hinzu. »Manchmal schaffen wir es nur einmal pro Woche, uns kurz zu sehen.«
Kim behielt für sich, dass es noch einen Grund gab, warum sie von Michis Nebenjob momentan nicht allzu begeistert war: die gut aussehende Tochter des Eisdielen-Besitzers. Paola war etwas älter als Kim und hatte rabenschwarze Haare, die ihr bis zum Po reichten. Als Kim Michi vor ein paar Tagen nach seiner Schicht abgeholt hatte, war ihr nicht entgangen, dass diese Paola ihm schöne Augen machte. Sie wollte was von Michi, ganz klar. Und das gefiel Kim ganz und gar nicht.
»War Michi sehr traurig, dass du in den Pfingstferien mit uns wegfährst?«, wollte Marie wissen.
Ein Schatten huschte über Kims Gesicht, als sie an das gestrige Treffen mit Michi dachte. Sie hatten Händchen haltend auf dem Sofa im Café Lomo gesessen, und Michi hatte sie zum Abschied zu einem Kakao Spezial und einem Schoko-Muffin eingeladen. »Ich glaub’ schon.
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