Die drei !!!, 9, Im Bann des Tarots
Kim den kleinen Papierstapel aus dem Korb und blätterten die Seiten durch. Auf den ersten Blick erkannten sie, dass es sich dabei um Listen von Ausstellungsstücken handelte: von alten Bronzegefäßen, Trinkhörnern, Schwertern und Schmuck. Jedes der Stücke war fotografiert und genau klassifiziert worden. Auch die Schätzungen der Preise standen dabei.
»Wow!«, flüsterte Franzi. »Ich hab gar nicht gewusst, dass dieses alte keltische Zeug so viel wert ist.«
»Ich auch nicht«, flüsterte Kim zurück. »Sieh mal! Hier bei den goldenen Halsringen hat jemand die Preise rot angestrichen.«
Franzi nickte. Das konnte nur eins bedeuten: Der Professor interessierte sich weniger für die Kunst und Kultur der Kelten als für das Geld, das sich damit herausschlagen ließ. Vielleicht wollte er sich ja die teuersten Exponate unter den Nagel reißen, sobald die Sonderausstellung zu Ende war.
Kim machte schnell mit ihrem Fotohandy ein paar Schnappschüsse der Seiten. Dann zog sie Franzi am Arm. »Los, lass uns verschwinden.«
»Gleich«, sagte Franzi, während sie auf dem Bildschirm des Computers nach weiteren verdächtigen Spurensuchte.
In dem Moment hörten sie plötzlich die Stimme des Professors. Die Schallisolierung der Zwischentür war offenbar nicht besonders gut oder die Wände sehr dünn.
»Was?«, rief der Professor laut. »Keltengrabräuber? Woher haben Sie diese Information?«
Kim und Franzi rührten sich nicht von der Stelle und sperrten die Ohren auf.
»Sie haben wieder zugeschlagen?«, fragte Professor Degen und seine Stimme rutschte eine halbe Oktave höher. »Sie haben sich nicht verhört? Ganz sicher? … Das darf doch nicht wahr sein! … Nein, sind Sie wahnsinnig? Die Presse darf nichts davon erfahren! … Hören Sie! Das muss unbedingt geheim bleiben. Sie erzählen kein Wort. Niemandem, haben Sie mich verstanden? … Nein, auf gar keinen Fall! Ich verlasse mich auf Sie.«
Dann klackte es. Der Professor hatte aufgelegt. Kim und Franzi zuckten zusammen und huschten zur Tür. Blitzschnell machten sie sich aus dem Staub und rannten den Flur entlang. Zum Glück begegnete ihnen kein Mensch. Trotzdem pochte Kims Herz heftig gegen ihre Rippen, und es hörte erst auf zu rasen, als die drei !!! längst das Museum verlassen und sich im Café Lomo zu einer aktuellen Lagebesprechung versammelt hatten.
»Wisst ihr, was ich glaube?«, sagte Franzi, während die Detektivinnen klirrend mit ihren Colagläsern anstießen. »Dieser Professor steckt mit diesen Grabräubern unter einer Decke. Deshalb will er nicht, dass die Sache an die Presse kommt.«
Kim kühlte sich die Handgelenke mit ihrem Glas, an dessen Außenseite Wassertropfen kondensierten. »Gut möglich. Verdächtig ist er jedenfalls, ganz klar.« Dann stöhnte sie. »Oh Mann! Jetzt haben wir schon wieder zwei Fälle auf einmal: die Tarotgeschichte und den Grabraub.«
Marie lehnte sich im Sofa zurück und sah lächelnd in die Runde. »Abwarten, vielleicht hängen die beiden Fälle ja irgendwie zusammen!«
Gefahr im Anzug
Eine Stunde später lief Kim mit einer Tüte Gummibärchen in der Hand zum Gartenschuppen hinter dem Haus. Sie musste unbedingt mit ihrem Vater reden, und unter der Woche am Nachmittag gab es nur einen Ort, an dem er mit ziemlicher Sicherheit anzutreffen war: bei seinen geliebten Kuckucksuhren, an denen er in jeder Minute seiner knapp bemessenen Freizeit bastelte.
Als Kim den Gartenschuppen betrat, fand sie ihren Vater tatsächlich an der Werkbank. Er beugte sich gerade über eine quietschgelbe Kuckucksuhr und schraubte vorsichtig das Gehäuse auf.
»Hallo, Papa!«, sagte sie und schlang ihm von hinten die Arme um den Hals.
Herr Jülich ließ den Schraubendreher sinken. »Das ist ja eine Überraschung! Na, wie geht’s dir?«
»Gut«, sagte Kim und legte die Gummibärchentüte auf die Werkbank. »Lust auf was Süßes?«
Ihr Vater lachte. »Klar, immer.« Dann riss er die Tüte auf, nahm sich eine Handvoll Gummibärchen und ließ sie genüsslich im Mund verschwinden.
Kim stibitzte sich ein rotes Bärchen. »Du, Papa …«
»Ja?«, fragte er zurück und zwinkerte ihr zu. »Was hast du auf dem Herzen? Wenn du mir Gummibärchen bringst, willst du bestimmt was von mir als Gegenleistung.«
Kim wurde rot. »Ich wollte nur wissen, ob du dich noch an den anonymen Brief von deinem Kollegen erinnerst?«
»Natürlich«, sagte Herr Jülich. »Wieso, was ist damit?«
»Ach, nichts«, sagte Kim so beiläufig wie möglich. »Hast du
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