Die drei !!!, 9, Im Bann des Tarots
irgendeine Idee, welcher Kollege das sein könnte?«
Ihr Vater schüttelte den Kopf und nahm wieder seinen Schraubendreher in die Hand. »Keine Ahnung. Ehrlich gesagt, interessiert es mich auch nicht. Jemanden, der so feige ist, dass er anonyme Briefe schreiben muss, will ich gar nicht als Kollegen haben.«
»Hm …«, machte Kim. »Schade. Und kennt sich einer deiner Kollegen zufällig mit Kartenlegen aus, mit Tarot oder so?«
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte Herr Jülich. »Warum willst du das denn wissen?«
»Nur so«, behauptete Kim und angelte sich noch ein rotes Gummibärchen aus der Tüte.
Herr Jülich grinste. »Du heckst doch bestimmt wieder was aus, oder? So eine Detektivsache vielleicht?«
»Nö …«, sagte Kim gedehnt. »Wie kommst du denn da drauf?« Dann gab sie ihrem Vater einen flüchtigen Kuss auf die stachelige Wange und ging wieder zurück zur Tür.
Gerade als sie den Schuppen verlassen wollte, drehte Herr Jülich sich zu ihr um. »Ich hab übrigens heute wieder Post bekommen, so einen braunen Umschlag ohne Absender. Vielleicht hilft dir das ja weiter.«
Sofort war Kim wieder bei ihm. »Was? Wo ist der Umschlag?«
Ihr Vater deutete mit dem Schraubendreher zum Papierkorb. »Dadrin. Ich hab ihn gleich weggeworfen.«
Kim lief zum Papierkorb und wühlte aufgeregt darin. Unter einem Haufen Sägespäne fand sie den Umschlag und zog ihn vorsichtig heraus. Dann gab sie ihrem Vater einen zweiten Kuss, diesmal einen richtig dicken. »Danke!«
»Keine Ursache«, sagte Herr Jülich. »Aber deiner Mutter erzählen wir nichts davon, oder?«
Kim legte den Zeigefinger an die Lippen. »Kein Wort!«
Ihr Vater war wirklich super. Im Gegensatz zu seiner Fraumachte er kein Drama draus, bloß weil sie als Detektivin arbeitete.
Und dann rannte Kim los. Sie konnte es kaum erwarten, in ihrem Zimmer zu sein und den Umschlag aufzumachen. Immer zwei Stufen auf einmal rannte sie die Treppe hoch. Doch als sie gerade ihre Zimmertür hinter sich zuziehen wollte, drückten die Zwillinge sie im letzten Moment auf und quetschten sich ins Zimmer.
»Hallo, Kim! Hast du mal kurz Zeit für uns?«, fragte Ben.
Kim musterte die betretenen Gesichter ihrer Zwillingsbrüder. »Sagt bloß, ihr wart schon wieder an meinem Computer?«
Ben und Lukas schüttelten im selben Rhythmus die Köpfe. Sie schienen die Wahrheit zu sagen.
Erleichtert atmete Kim auf. »Was wollt ihr dann?«
»Bitte!«, sagte Lukas. »Du musst uns helfen!« Zur Bekräftigung hing sich Ben an ihr Hosenbein.
Kim schüttelte seine Klammerhände ab. »Jetzt ist es wirklich total schlecht. Hat das nicht bis morgen Zeit?«
»Nein, dann ist es zu spät!« Lukas klimperte sie mit den langen Wimpern seiner Augen an. »Wir kapieren die Mathehausaufgabe nicht. Du bist doch so gut in Mathe und kannst so toll erklären!«
Kim seufzte. »Warum geht ihr denn nicht zu Mama? Die hilft euch bestimmt gern.«
»Geht nicht«, sagte Ben. »Die kapiert es auch nicht.«
Kim stöhnte. Warum musste ausgerechnet sie mit den nervigsten Zwillingsbrüdern der ganzen Welt geschlagen sein? Warum konnte sie nicht auch so einen netten, gut aussehenden großen Bruder haben wie Franzi?
»Bitte!«, sagte Lukas und klimperte wieder mit seinen langen Wimpern. »Wir machen dafür auch was für dich.«
»Wir übernehmen deinen Küchendienst«, schlug Ben vor. »Wir räumen die Spülmaschine aus und bringen den Müll runter. Eine Woche lang.«
Kim verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte. Der Vorschlag war gar nicht so schlecht. Dann grinste sie plötzlich. »Zwei Wochen!«
Ihre Zwillingsbrüder maulten kurz, doch schließlich nahmen sie das Angebot an.
»Okay«, sagte Kim. »Dann bringt mal eure Hefte her.«
Das ließen sich Ben und Lukas nicht zweimal sagen. Kurz darauf kamen sie mit den Heften angesaust. Kim setzte sich mit ihren Brüdern an den Tisch und sah sich die Aufgaben an. Sie waren babyleicht und genauso babyleicht zu erklären. Im Nu hatten die Zwillinge die Aufgaben kapiert und zogen endlich ab.
Kim atmete auf und verschloss sorgfältig die Tür hinter ihnen. Dann warf sie sich aufs Bett und öffnete den Umschlag. Ein Brief und zwei Tarotkarten lagen darin. Kim las zuerst den Brief.
Lieber Herr Jülich,
wie versprochen, schicke ich Ihnen heute zwei weitere Karten. Inzwischen haben Sie sicher herausgefunden, dass es sich um Tarotkarten handelt. Ich hoffe, Sie konnten die Botschaft der ersten fünf Karten mit dem Legesystem des keltischen Kreuzes
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