Die drei Ausrufezeichen 43 - Nixensommer
gefesselt war, wurde er jedoch schnell sehr ernst.
»Das sieht nicht mehr nach einem harmlosen Räuber-und-Gendarm-Spielchen aus. Was ist hier passiert?«, wollte er wissen.
»Das erklären wir dir gleich«, antwortete Franzi hektisch. »Aber erst musst du uns helfen, die Fesseln loszuwerden.«
»Sieh mal auf dem Tisch mit den Flaschen und Kartons nach«, schlug Kim vor. »Vielleicht liegt dort eine Schere oder Zange.«
Blake sah sich um. »Nein, da ist nichts Brauchbares dabei. Was ist das eigentlich für Zeug?«
»Damit kann man Nachschlüssel anfertigen«, erklärte Kim.
»Wir haben zwei Typen verfolgt, die hier im Schwimmbad mit einem Generalschlüssel die Spinde bei den Umkleiden aufschließen und Hausschlüssel und Personalausweise rausnehmen. Sie kopieren hier die Ausweise und machen Schlüsselkopien. Anschließend stecken sie die Originale wieder zurück ins Schließfach.«
Blake pfiff durch die Zähne. »Und dann gehen sie mit den Nachschlüsseln in die Wohnung oder das Haus, denn die Adresse kennen sie ja vom Ausweis, und stehlen unbemerkt alles, wenn die Leute mal nicht zu Hause sind. Und keiner versteht, was passiert ist, weil es keine Einbruchsspuren gibt und natürlich keiner ahnt, dass jemand mit einem Nachschlüssel eingedrungen ist – der Originalschlüssel war ja nie weg …«
»Gut kombiniert«, sagte Kim beeindruckt. »Genau so läuft es, denke ich.«
»Und die Typen haben euch hier erwischt und festgesetzt? Das ist echt abartig.« Blake schüttelte den Kopf und rollte zu einer Nische, in der früher die Kassiererin gesessen haben musste. Ein Bord war vor einem kreisrunden Guckloch im Fenster auf Sitzhöhe montiert. Blake nahm einen Gegenstand, der darauf lag und aussah wie ein sehr großer Klebeband-Abroller. »Eine alte Abrissvorrichtung für Eintrittskarten. Das könnte uns weiterbringen.« Er fuhr mit dem Finger vorsichtig über den gezackten Rand. »Das ist scharf genug.«
Tatsächlich schaffte es Blake in kürzester Zeit, sowohl das Kabel um Marie und Kim als auch die Schnüre um Franzis Handgelenke und Füße mit dem Gerät zu durchtrennen.
Franzi sprang auf und fiel Blake um den Hals. »Danke! Du bist spitze!«
Auch Kim und Marie bedankten sich bei dem Jungen.
Blake winkte ab. »Ist doch selbstverständlich.«
»Das ist es nicht!«, beharrte Franzi. »Du hast uns aus einer verdammt unangenehmen Lage befreit. Und zwar auf äußerst clevere Weise. Das hätte nicht jeder geschafft.«
Blake hob die Hände. »Jetzt hör aber auf, sonst halte ich mich noch für den rollenden James Bond«, stellte er grinsend fest.
Marie war unterdessen zum Tisch mit dem Kopierer gelaufen. Sie blätterte in einem Heft, das neben dem Gerät gelegen hatte. »Leute, ich glaube es nicht. Die führen genau Buch über ihre Einbrüche!« Sie lief mit dem Heft in der Hand zur offen stehenden Tür, um mehr Licht zum Lesen zu haben. »Es ist alles fein säuberlich notiert: die Adresse, wie das Haus aussieht und wann sie erfolgreich einsteigen konnten.« Plötzlich riss Marie die Augen auf. »Das gibt es doch nicht!«
»Was ist los?«, fragte Franzi.
Kim sah ebenfalls erstaunt auf ihre Freundin, die völlig durcheinander zu sein schien.
Marie schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht glauben.« Sie hielt Franzi das Heft vor die Nase. »Lies mal in Zeile fünf und sechs.«
Franzi beugte sich über das Papier und las vor: » Marie Grevenbroich. « Die Gesichtszüge entglitten ihr und sie konnte die Adresse nur noch krächzen. Dann räusperte sie sich und las weiter. » Top Villa, aber scharfe Alarmanlage, undurch s chaubare An- und Abwesenheitszeiten der Bewohner, zu gefährlich. Evtl. Urlaub abwarten? «
Kim bekam einen Hustenanfall. »Sie haben Maries Schlüssel!«
Franzi nickte. »Und meinen auch: Hört euch das an : Franziska Winkler , die Adresse kennt ihr, altes, abgelegenes Bauernhaus mit angeschlossener Tierarztpraxis; Großfamilie mit Oma, die ständig auf der Bank vor dem Haus sitzt, Pferd, das im Garten frei herumläuft (Gefahr!), und aggressivem Huhn (Wachhundfunktion!).«
Franzi schnaubte verärgert. »Sie haben mich dick durchgestrichen. Und dass sie Polly als aggressives Huhn bezeichnen, ist ein Witz! Die spinnen doch.«
Kim versuchte mühsam ein Grinsen zu unterdrücken. »Wenn man deine Polly nicht gut kennt und sie einen flügelschlagend, hinkend und gackernd begrüßt, kann man durchaus ein bisschen Angst kriegen. Aber jetzt mal im Ernst: Du kannst doch froh sein, dass ihr so
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