Die drei Ausrufezeichen 44 - Skandal im Cafe Lomo
Chrissies Zimmertür aufmachte, stieß sie mit ihrer Schwester zusammen, die sich in eine aufdringliche Parfümwolke gehüllt hatte. Chrissie trug ein giftgrünes Top, Jeansrock und Boots. Gut gelaunt verkündete sie: »Ich geh jetzt shoppen!«
Die Tür hinter ihr schwang weit auf und Franzi traf fast derSchlag. Berge von Kleidern und Schuhen lagen verstreut auf dem Boden. Das größte Chaos hatte Chrissie ausgerechnet in Franzis Bereich hinterlassen.
Chrissie, der Franzis Blick nicht entgangen war, entschuldigte sich halbherzig. »Keine Sorge, ich räum das auf, wenn ich wieder zurück bin. Bis später!«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst!«, rief Franzi, aber da war Chrissie schon weg.
Franzi fluchte innerlich. Marie hatte also doch recht behalten. Chrissie hatte sich schon wieder nicht an die Abmachung gehalten. Na warte, die konnte was erleben! Wütend raffte Franzi die Sachen ihrer Schwester zusammen und warf sie in hohem Bogen in Chrissies Papierkorb. Dann ging sie zur Stereoanlage, legte eine CD der Boyzzzz ein und drehte extra laut auf.
»You are the best! So clever and smart« , sang Nick Voss, während Franzi das Tütchen mit der Kleiderfaser vom Tatort aus ihrer Schreibtischschublade zog.
Ausgebremst!
Vier Tage später, an einem sonnigen Dienstagmorgen, stellte Franzi den berühmten Kirschkuchen ihrer Mutter auf den Tisch im Hauptquartier. Zufrieden betrachtete sie die hübschen Teller mit dem Blumenmuster, das karierte Tischtuch und die Karaffe mit Eistee. Alles war perfekt. Sie hatte sogar extra noch Staub gesaugt und die Fenster des alten Pferdeschuppens geputzt, den die drei !!! für ihre geheimen Clubtreffen benutzten. Das Einzige, was noch fehlte, waren ihre Detektivkolleginnen.
Da ging das Tor auf und Marie kam herein. »Na, was sagst du, bin ich pünktlich oder komme ich genau zur verabredeten Zeit?«
Franzi grinste. In der Vergangenheit hatte Marie sich öfter mal verspätet, weil sie mit zu vielen Terminen jonglierte: unter anderem Aerobic, Pilates, Schauspiel- und Gesangsstunden. »Wenn du dich schon selber lobst, kann ich mir ja die Komplimente sparen«, stichelte Franzi. »Aber wo bleibt Kim?«
Die Chefin der drei !!!, sonst die Pünktlichkeit in Person, glänzte heute ausnahmsweise mit Abwesenheit.
»Ach, die wird schon noch kommen.« Marie holte ihr Schminktäschchen heraus und frischte in aller Ruhe Lipgloss und Rouge auf. Danach schlug sie die Beine übereinander und nippte am Eistee, den ihre Freundin eingeschenkt hatte.
Franzi trommelte ungeduldig aufs Tischtuch. »Ich hasse es zu warten! Das erinnert mich an unsere Ermittlungen. Die stecken auch gerade in der Warteschleife. Blom hat sich natürlich nicht bei uns gemeldet, aber das hatte ich mir fast schon gedacht.«
»Ich auch«, stimmte Marie ihr zu. »Und ist es nicht furchtbar schade, dass die Kleiderfasern nicht zusammengepasst haben?«
Franzi hatte bei ihrer Prüfung zweifelsfrei feststellen können, dass die Kleiderfasern nicht vom selben Stoff stammten. Das war unter der Lupe an der Struktur und der leicht abweichenden Farbe der Fasern deutlich zu erkennen gewesen.
»Ich könnte wetten, das Blom mehrere, ganz ähnliche Sommeranzüge aus Leinen besitzt«, meinte Franzi. »Und der Anzug, den er beim Überklettern der Mauer getragen hat, ist bestimmt schmutzig geworden. Der ist wahrscheinlich gerade in der Reinigung.«
Marie stellte ihr Glas ab und seufzte. »Tja, mit Vermutungen kommen wir leider nicht weiter. Beweisen können wir Blom noch gar nichts. Wir bräuchten schon seine Fingerabdrücke, um sie mit denen auf der Kaffeemaschine zu vergleichen.«
Franzis Magen machte sich mit einem leichten Hungergefühl bemerkbar. Sie nahm das Küchenmesser und schnitt den Kirschkuchen an. »Oder eine Spur von seinem Komplizen, dem Störenfried aus dem Café Lomo . Wir müssen Nicky zu diesem Mann noch mal befragen. Das könnte Kim erledigen, sie wohnt ja nicht weit weg vom Lomo .«
»Falls sie nicht in irgendeinem Wurmloch verschwunden ist.« Marie zog ihr Handy heraus und wählte Kims Nummer. Fünfmal ertönte das Freizeichen. Dann schaltete sich die Mailbox ein. »Hallo, Kim!«, sagte Marie. »Wo steckst du? Bitte melde dich!«
»Hoffentlich ist ihr nichts passiert!« Franzis Puls beschleunigte sich. Plötzlich musste sie an Oma Lottis Schlaganfall denken und wie schnell das Schicksal zuschlagen konnte.
Marie strich eine Falte ihres rot gepunkteten Sommerkleides glatt. »Mal nicht gleich den Teufel an die Wand! Sie wird
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