Die drei !!! Bd. 34 - Brandgefährlich!
über den Berg, geht es ihr plötzlich wieder schlechter.« Mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Nichts ist mehr wie früher und nichts wird je wieder so sein. Am Tag, als Ulli starb, ist unsere ganze Familie zerstört worden.«
Franzi stiegen die Tränen in die Augen. Sie schluckte sie schnell hinunter. Enno tat ihr unendlich leid. Was für eine traurige Geschichte! Sie versuchte sich auszumalen, wie sie sich fühlen würde, wenn ihre Schwester Chrissie oder ihr Bruder Stefan plötzlich sterben würden. Aber der Gedanke war viel zu schrecklich. Sie schaffte es nicht, ihn zu Ende zu denken. Doch sie begann zu ahnen, wie stark die Gefühle gewesen sein mussten, die Enno dazu gebracht hatten, die Brände zu legen.
»Und für all das wolltest du dich bei Ubbo Hansen rächen«, stellte Franzi fest. »Weil du ihm die Schuld am Tod deines Bruders gibst.«
»Er hätte Ulli retten müssen!« Enno sah Ubbo trotzig an. »Dafür sind Rettungsschwimmer doch da! Das hat Opa auch immer gesagt. Wenn er seinen Job richtig gemacht hätte, würde Ulli heute noch leben und alles wäre gut!« Ubbo Hansen war kalkweiß geworden. Sein Gesicht war wie versteinert, aber er sagte nichts.
»Du hast die Brände immer dann gelegt, wenn du in den Ferien hier warst, stimmt's?«, fragte Marie. »Aber warum die anonymen Anrufe?«
Enno zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich selbst nicht so genau. Vielleicht, um ihm Angst einzujagen. Ich wollte, dass er nachts nicht mehr schlafen kann, genauso wie ich. Zu Hause komme ich mit Ullis Tod inzwischen ganz gut klar. Aber immer, wenn ich hier auf der Insel bin, steigt alles wieder hoch. Vor allem am Strand. Oder wenn ich sehe, wie verbittert Opa geworden sind. Irgendwann hatte ich das Gefühl zu platzen, wenn ich nicht irgendetwas tue. Und in dieser Stimmung habe ich vor ein paar Jahren den ersten Brand gelegt.« Franzi erschrak, als sie merkte, dass sie Enno verstehen konnte. Auch sie reagierte oft sehr spontan und impulsiv. Hätte sie an Ennos Stelle genauso gehandelt? Wäre sie auch zur Brandstifterin geworden, wenn sie dasselbe durchgemacht hätte wie Enno? Auszuschließen war das nicht. Ein beunruhigender Gedanke ...
Drückendes Schweigen hatte sich über die Küche gelegt. Die Detektivinnen hatten vorerst keine Fragen mehr. Alle versuchten zu verarbeiten, was sie gehört hatten. Auch Ubbo Hansen schien völlig schockiert zu sein. Er schwieg lange, dann seufzte er tief. »Wenn ich das gewusst hätte ...« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich hatte immer deinen Großvater im Verdacht, darum wollte ich auch die Polizei aus der Sache heraushalten.«
»Das verstehe ich nicht.« Marie runzelte die Stirn. »Wenn der Täter gefasst worden wäre, hätten Sie sich doch nicht mehr vor neuen Brandanschlägen fürchten müssen.« »Ich fand, dass Heino und seine Frau schon genug durchgemacht hatten«, erklärte Ubbo Hansen. »Ich wollte nicht, dass sie auch noch Ärger mit der Polizei bekommen. Außerdem habe ich mich lange Zeit selbst für Ullis Tod verantwortlich gefühlt, darum konnte ich den Hass der Claussens gut nachvollziehen.«
»Aber warum?«, fragte Franzi. »Das Gericht hat Sie doch freigesprochen. Und war Ulli nicht auch zu weit hinausgeschwommen? Das hieße, dass er sich selbst in Gefahr gebracht hat.«
»Das wurde nie eindeutig geklärt.« Ubbo Hansens Augen wurden dunkel, als er in die Vergangenheit eintauchte. »Ich werde diesen Tag nie vergessen. Es war ein Samstag im Spätsommer, früh am Morgen. Ich hatte gerade meinen Dienst als Rettungsschwimmer angetreten. Am Strand war noch nicht viel los, obwohl bestes Badewetter war. Die Sonne schien und die Nordsee hatte sensationelle 20 Grad. Ich weiß noch, dass ich mich auf den Abend freute. Ich wollte mit den Kindern und Freunden grillen. Ich war dabei, die Fahne an der Rettungsstation zu hissen, als ich eine Person im Wasser bemerkte, die verzweifelt mit den Armen ruderte. Es war ein Junge, der offenbar von einer starken Strömung hinausgezogen wurde. Ich bin sofort losgerannt, ins Meer gesprungen und hinterhergeschwommen, aber es war schon zu spät. Der Junge war bereits untergegangen.« Ubbo Hansen seufzte. »Ich habe diesen Morgen immer wieder durchlebt und mir jedes Mal dieselben Fragen gestellt. Warum habe ich den Jungen nicht eher gesehen? Was wäre gewesen, wenn ich erst einen Kontrollgang am Wasser gemacht und die Fahne erst später gehisst hätte? Hätte ich ihn dann retten können? Diese Fragen haben mir einfach keine Ruhe
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