Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune
Fliege steuerte auf sie zu. Er tat so, als wären Kim und Franzi neben ihr einfach Luft. »Hallo Marie! Du siehst wunderschön aus. Wollen wir tanzen?«
»Später vielleicht«, antwortete Marie. »Jetzt muss ich mich erst mal stärken.« Demonstrativ drehte sie sich um, hakte sich bei ihren Freundinnen unter und stolzierte auf ihren hochhackigen Sandaletten davon.
Franzi musste kichern. »Dem hast du's aber gegeben. Der arme Junge ist total fertig.«
»Er wird's überleben«, sagte Marie ungerührt. »Solange er sein doofes Adelsgetue nicht ablegt, hat er bei mir sowieso keine Chance.«
Vor dem Büfett standen ein paar Venezianer und schaufelten sich große Portionen cicchetti auf die Teller. Die drei !!! versorgten sich auch mit Leckerbissen, obwohl Marie eigentlich noch gar keinen Hunger hatte. Sie drapierte gerade unschlüssig zwei Schinkenröllchen um eine Melonenscheibe, als plötzlich ein Junge neben ihr auftauchte. Ein Junge mit schwarzen Haaren, glänzend wie Lakritze! Er stutzte kurz, dann lächelte er breit. Und als hätten sie beide ein inneres Metronom, das im selben Takt schlug, fingen sie gleichzeitig an zu reden.
»Ciao! Sembra una felice coincidenza!«, sagte der Junge. »Ist das ein Zufall!«, sagte Marie. »Wir kennen uns vom Vaporetto. Was machst du denn hier?«
Der Junge fuhr sich lässig mit der Hand durch die Haare. Er sah unverschämt gut aus in seinem schwarzen V-Ausschnitt-Pullover und der grauen Anzughose. »Ich bin Luca, der Freund ... von einem Freund des ... wie sagt man ... Brautgams?«
»Bräutigams«, korrigierte Marie. Für den Bruchteil einer Sekunde kam es ihr so vor, als wären Luca und sie das Brautpaar. Was für eine verrückte Idee! Dann hatte sie ihre Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle. »Hi Luca! Ich bin Marie, die Nichte der Braut.«
Luca streckte ihr die Hand hin. Sein Händedruck war fest und warm.
»Wir gehen schon mal vor«, hörte Marie Franzi sagen. Dann waren Kim und Franzi aus ihrem Blickfeld verschwunden und es gab nur noch Luca und sie.
»Davon wirst du aber nicht satt!«, sagte Luca. Er zeigte grinsend auf ihren Teller, der immer noch halb leer war. »Darf ich?«
»Klar.« Marie beobachtete fasziniert, wie er ein Stillleben aus Früchten, Gemüse und Fleisch für sie arrangierte. Danach organisierte er ein Glas Fruchtsaft und führte sie zu einem freien Bistrotisch. Marie kam sich vor wie eine venezianische Prinzessin.
Als sie mit dem Essen fertig waren, begann die Liveband ein neues, mitreißendes Stück. Tante Florentine und Onkel Michele eroberten die Tanzfläche und steckten viele Gäste mit ihrer Begeisterung an.
»Komm, lass uns tanzen!«, rief Luca. Er griff nach Maries Hand und zog sie in die Mitte des Raumes. Es war ein schneller Tango und schon nach den ersten Takten stellte sich heraus, dass Luca nicht besonders gut tanzen konnte. Normalerweise hätte Marie so etwas total gestört. Sie ging regelmäßig zur Dance-Aerobic und hatte ein sehr gutes Taktgefühl. Seltsamerweise machte es ihr überhaupt nichts aus, dass Luca ihr auf die Füße trat. Er war so süß, wie er sich erst zerknirscht entschuldigte und danach einen Scherz machte. Marie musste dauernd kichern, während sie mit Luca einen Fantasietanz hinlegte, der mit Tango nur entfernte Ähnlichkeit besaß.
Es wurde eng auf der Tanzfläche. Die Paare mussten einander ausweichen und immer wieder blitzte irgendwo ein helles Licht auf. Anscheinend war ein Fotograf unterwegs, der sich die tollen Motive nicht entgehen lassen wollte. Luca runzelte die Stirn. »Ich hasse diese Paparazzi. Sie sind einfach überall.«
»Ach, lass sie doch!«, sagte Marie nur. »Wir sind bestimmt das schönste Paar hier.«
Luca lachte. »Vielleicht hast du recht.« Er wirbelte sie so schnell herum, bis ihr schwindelig wurde. Später rief jemand neben ihnen: »Cheese, please!« Marie hatte gerade Körper und Kopf weit nach hinten gebogen. Automatisch knipste sie ihr Kameralächeln an. Doch bevor das Blitzlicht kam, holte Luca sie zurück und machte ein paar dramatische Schritte quer durch den Raum. Marie musste wieder kichern – bis Luca sie an seine Brust zog und ihr ins Ohr flüsterte: »Ich bin so froh, dass wir uns zufällig wiedergesehen haben!«
Marie wusste nicht, was sie sagen sollte. Obwohl sie sich kaum noch bewegten, tanzte ihr Herz weiter im Takt. Lucas Herz schlug sogar noch schneller. Marie konnte es durch sein Hemd hindurch spüren. Die anderen Paare verschwommen vor ihren Augen zu
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