Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune
kehrten zurück nach Hause. Marie konnte es nicht erwarten und lief schon mal voraus zum Palazzo.
»Warte!« Tante Florentine legte einen für ihr Alter bemerkenswerten Sprint hin. »Du hast doch gar keinen Schlüssel.« Kim und Franzi blieben grinsend zurück. Sie hatten Zeit. Als sie nur noch ein paar Meter vom Palazzo entfernt waren, packte Franzi Kim plötzlich am Arm und schubste sie hinter die Ecke des Nachbarhauses. »Aua!«, rief Kim. »Du hast mir ...« Die restlichen Worte wurden von Franzis rechter Hand erstickt, die sich entschlossen auf Kims Mund legte. Mit der anderen Hand zeigte Franzi zum Palazzo hinüber.
Auf einmal spürte Kim keinen Schmerz mehr. Ihr Herz pochte bis in den Hals hinauf. Zwei männliche Gestalten schlichen um den Palazzo herum. Das waren keine Kunden und auch ganz sicher keine Freunde oder Verwandten von Onkel Michele. Die Männer wollten nicht gesehen werden. Geduckt rannten sie zum Kanal hinüber, stiegen in ein bereitstehendes Motorboot und brausten davon.
Langsam richtete Kim sich auf und murmelte: »Ich könnte schwören: Das waren die Taschendiebe von heute Morgen!«
Tangofieber
»Verflixt, der Reißverschluss klemmt!«, stöhnte Marie. Sie machte die tollsten Verrenkungen vor dem Spiegel, die aber leider nicht zum gewünschten Ergebnis führten. »Warte, ich helf dir«, bot Kim an.
Die drei !!! hatten sich zum Partystyling auf ihr Zimmer im zweiten Stock zurückgezogen. Draußen vor den Fenstern war es bereits dunkel geworden. Das sanfte Licht der Stehlampen spiegelte sich geheimnisvoll im Wasser des Kanals. »So, das hätten wir geschafft!«, sagte Kim, nachdem sie auch noch das Häkchen über dem Reißverschluss zugemacht hatte. »Danke, du bist ein Schatz!« Marie drehte sich vor dem Spiegel. Sie trug ein schmal geschnittenes Seidenkleid im 20er-Jahre-Stil. Die Farbe changierte zwischen Grün, Blau und Türkis und harmonierte perfekt mit dem Verlobungsring ihrer Mutter. »Macht es mich auch nicht zu blass?«, fragte sie unsicher.
Kim schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht.« »Hier hast du ein bisschen Farbe!«, sagte Franzi und verpasste Marie einen großen Klecks Make-up auf die Nase. »Iiieh, lass das!«, kicherte Marie.
Die Schminkkatastrophe war schnell beseitigt. Jetzt hatte Marie Zeit, um dem Styling ihrer Freundinnen den letzten Schliff zu geben. Kim schlang sie als i-Tüpfelchen zum fliederfarbenen Korsagenkleid ein roséfarbenes Tuch um den Hals. Und Franzis hellgrauer Dandy-Anzug bekam mit einer Schluppenbluse genau den richtigen weiblichen Touch. »Ich glaube, so können wir uns sehen lassen«, sagte Marie zufrieden. »Was meint ihr? Wollen wir uns ins venezianische Nachtleben stürzen?«
»Ich weiß nicht«, sagte Kim zögernd. »Ich finde, du solltest den wertvollen Ring heute Abend lieber nicht tragen. Deine Tante hat bestimmt einen Tresor, in dem du ihn aufbewahren kannst.«
Marie verdrehte die Augen. »Kim! Es ist überhaupt nicht gesagt, dass es wirklich die Taschendiebe waren, die ihr vor dem Palazzo gesehen habt.«
»Kann sein«, gab Kim zu. »Trotzdem hab ich ein blödes Gefühl. Wer weiß, vielleicht kommen die Typen zurück und schleichen sich mit den Gästen unbemerkt rein?« »Kim hat recht«, sagte Franzi. »Du solltest kein unnötiges Risiko eingehen.«
Marie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Sie konnte es nicht leiden, von anderen bevormundet zu werden. »Malt doch nicht den Teufel an die Wand. Ich werde den Ring keine Sekunde vom Finger nehmen, nicht mal, wenn ich aufs Klo gehe. Okay? Und jetzt kommt endlich, sonst verpassen wir noch den Anfang der Party.«
Kim und Franzi gaben sich geschlagen. Aufgekratzt liefen sie gemeinsam die Treppe hinab.
Aus dem Wohnzimmer drang Tangomusik. Der Raum hatte sich wie durch Zauberhand in einen Ballsaal verwandelt: Die Antiquitäten waren in einem anderen Raum untergestellt und durch eine Handvoll Bistrotische und ein lang gestrecktes Büfett ersetzt worden. Am Rand der riesigen Tanzfläche spielte sich die Liveband schon mal warm. Piano, Kontrabass und Bandoneon erzeugten den typischen Tango-Sound. Der Rhythmus ging sofort ins Blut.
Unter dem Kronleuchter standen Tante Florentine und Onkel Michele und begrüßten die ersten Gäste. Als Onkel Michele die drei !!! entdeckte, warf er ihnen begeistert Kusshände zu. »Ihr seht toll aus! Amüsiert euch, habt Spaß!«
»Danke«, sagte Marie lachend. Doch plötzlich fror ihr Lachen ein.
Alessandro im schwarzen Abendanzug mit weißer
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