Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
riesiger Sachschaden. Aber der Schaden am Ansehen des Museums ist noch viel höher. Wenn der Öffentlichkeit bekannt wird, dass wir scheinbar seit Jahrzehnten Fälschungen ausstellen, ohne es zu merken, wird uns die Fachwelt nie wieder ernst nehmen. Oder schlimmer noch: Man wird uns Betrug vorwerfen. Wir werden keinerlei Fördergelder mehr erhalten. Dann ist das Projekt NaturAbenteuerWald gestorben.« Kim lief aufgeregt auf und ab. »Wenn ihr gerade erst je ein Original in der Hand hattet, dann heißt das doch, dass die Fälschungen erst vor Kurzem hierher geraten sind.« »Das klingt logisch«, murmelte Ina. Sie knetete die Hände. »Aber wie geht es jetzt weiter, was soll ich bloß tun? Ich bin so durcheinander.« Sie atmete tief durch. »Ich muss sofort den Vorstand unseres Fördervereins informieren. Besser, sie erfahren es jetzt von mir, als morgen aus der Zeitung.« Ina zog ihr Handy hervor. Dann schüttelte sie den Kopf. »Entschuldigt mich bitte einen Moment. Ich muss rausgehen. Hier im Museum gibt es keinen Empfang, seit wir den Störer installiert haben. Die ständige Bimmelei der Besucherhandys war einfach unerträglich.«
»Warte, ich komme mit«, sagte Tessa. »Ich muss dringend nachsehen, was Lina und Carla treiben. Wir sind gleich wieder da.«
Die drei !!! nickten. Die beiden Frauen liefen schweigend aus dem Saal.
Kim beugte sich über eine der Fälschungen und betrachtete sie nachdenklich. Henry trat neben sie. »Das ist wirklich hervorragend gemacht. Alle Feinheiten sind vorhanden, sogar die Pleuralstacheln.« Kim ging mit dem Gesicht noch näher an den Ammoniten heran. Sie stutzte. »Und was ist das Helle da?«
»Was meinst du?«, fragte Henry.
»Das da.« Kim nahm das Fossil mit spitzen Fingern auf. Sie hielt es dicht vor ihre Augen. »Leute, ich glaube es nicht! Da ist ein Haar!«
Franzi und Marie kamen sofort herbeigelaufen. Kim kramte hastig in ihrer Hüfttasche. Sie zog eine kreditkartengroße flache Plastiklupe hervor. »Das ist tatsächlich eine Wimper!«, stellte sie nach eingehender Betrachtung fest. »Sie ist zu einem Teil mit eingegossen worden. Sie fällt nur auf, weil sie so hell ist und sich vom dunklen Untergrund abhebt. Hier, schaut selbst.« Kim gab Marie die Lupe.
»Die sieht komisch aus«, murmelte Marie. »Die ist ja fast weiß.« »Weiße Wimpern hat doch kein Mensch. Vielleicht ist es ein Tierhaar«, gab Franzi zu bedenken. »Es ist in jedem Fall eine Spur«, sagte Kim aufgeregt. Marie gab ihr die Lupe zurück. Kim steckte sie zurück in ihre Tasche. »Weiße Wimpern«, murmelte sie. Ihr Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an. Die anderen sahen sie ratlos an.
»Natürlich gibt es weiße Wimpern!«, sagte Kim. »Bei sehr hellhäutigen Menschen kann das vorkommen.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. Dann murmelte sie: »So hellhäutig wie -«
»Hartmut-Hagen Westphal«, flüsterten Franzi und Marie wie aus einem Munde. »Exakt.«
»Gute Güte!«, rief Henry. »Ihr verdächtigt Herrn Westphal?« Die drei !!! nickten.
»Aber das ist absurd. Warum sollte er Exponate fälschen und Originalfossilien verschwinden lassen, die seit gut einem halben Jahrhundert im Besitz seiner Familie sind?« Kim zuckte mit den Schultern. »Zugegebenermaßen kann ich das momentan nicht erklären.«
Ina steckte den Kopf zur Tür herein. »Ich wollte euch nur schnell Bescheid geben, dass ich ins Dorf fahre. Wir halten eine Krisensitzung im Förderverein ab. Es kann bis zum späten Abend dauern. Macht euch nachher einfach etwas in der Mikrowelle in der Kantine warm. Okay? Ach, und Henry: Es wäre sehr hilfreich, wenn du mitkommen könntest. Geht das?«
Der junge Mann nickte. »Sicher.« Er eilte Ina hinterher, die bereits wieder verschwunden war. Dafür tauchte als Nächstes Tessa auf. »Wollt ihr mit ins Schwimmbad kommen? Wir können für Ina ja momentan nichts tun. Und Lina und Carla langweilen sich.«
»Ich glaube, wir bleiben lieber hier«, antwortete Marie. »Wir haben noch etwas zu erledigen.«
In Hintergrund rief Lina ungeduldig. Tessa lächelte gehetzt. »Gut. Aber passt auf euch auf, ja?« »Klar. Viel Spaß beim Schwimmen!«
Kim seufzte. »Wenn wir hier die Möglichkeit für eine DNA-Analyse hätten, könnten wir die Wimper ganz leicht überprüfen und feststellen, ob sie von Hartmut-Hagen stammt.«
»Kannst du nicht Michi anrufen?«, fragte Franzi. »Er hat doch früher öfter mal chemische Untersuchungen für uns durchgeführt. Jetzt, wo er sogar in der Ausbildung zum
Weitere Kostenlose Bücher