Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
langfahren müssen? Wo ist das GPS-Gerät?« Marie war ziemlich aufgebracht. »Das brauchen wir nicht«, antwortete Kim seelenruhig. »Ich habe in Inas Büro kurz im Internet nach der Adresse gesucht. Sie wohnen beim alten Wasserturm am Dorfrand. Das ist kinderleicht zu finden.« Tatsächlich tauchte nach zwanzig Minuten Fahrt unter Kims Führung der Wasserturm vor ihnen auf. »Dahinter liegt das Anwesen von Hartmut-Hagen«, versprach Kim. Ein großer weißer Gebäudekomplex mit verspielten Erkern und Türmen war zu sehen. Eine gepflegte Rasenfläche erstreckte sich bis zum Waldrand. Im Licht der untergehenden Sonne erstrahlten die Blüten von riesigen Rosenhecken in wunderschönen Orange-, Gelb- und Rottönen. »Wahnsinn!«, stieß Marie hervor. »Das Anwesen ist ja noch viel größer als unsere neue Villa.« Sie legte den Kopf in den Nacken und zählte die Fenster. »Das sind mindestens zehn Räume. Und sie wohnen nur zu zweit darin. Ina hat mir erzählt, dass ihre beiden Söhne schon seit Jahren in einem Internat in der Schweiz leben. Erstaunlich, dass sich Hartmut-Hagen und Herlind so etwas leisten können!« Kim hörte gar nicht mehr zu. Sie ließ ihr Rad zu dem weit geöffneten schmiedeeisernen Einfahrtstor rollen. »Herlind muss es vorhin wirklich sehr eilig gehabt haben«, stellte sie fest. »Und wir sollten uns auch beeilen und Hartmut-Hagen aufsuchen, bevor sie zurückkehrt.« Der feine Kies der schmalen Zufahrtsstraße knirschte unter den Fahrradreifen, als sie zur Villa fuhren. Sie stellten die Räder an der Hauswand ab. Kim drückte fest auf den Klingelknopf. Ein Gong erklang. Sie warteten gespannt. Eine Weile tat sich nichts. Dann öffnete sich die Haustür langsam und Hartmut-Hagens blasses Gesicht erschien im Türspalt. Er sah sehr mitgenommen aus und seine Augen waren gerötet. »Ihr seid es«, sagte er tonlos.
Kim trat einen Schritt vor. »Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen.«
»Was wollt ihr von mir? Ich bin völlig fertig. Der Ruf des Museums ist ruiniert. Ich möchte jetzt alleine sein und nachdenken.« Hartmut-Hagen machte Anstalten, die Tür zuzuschlagen. Blitzschnell schob Kim ihren Fuß dazwischen. »Zeit für härtere Mittel«, zischte sie ihren Detektivkolleginnen zu. Franzi sah sie entsetzt an. »Was hast du vor?« »Herr Westphal. Wir haben den Verdacht, dass Sie derjenige waren, der die Fossilien gefälscht hat.«
Der blasse Mann fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Das ist völlig absurd. So etwas würde ich nie tun!« Sein Blick irrte zwischen den drei Mädchen hin und her. Kim seufzte. »Bei genauerer Betrachtung der Matrix der gefälschten Myophoria orbicularis haben wir eine menschliche Wimper entdeckt. Sie wurde versehentlich in das Epoxidharz eingeschlossen.«
Hartmut-Hagen begann zu zittern. »Ja, und? Was hat das mit mir zu tun?«
»Wir haben einen Abgleich des genetischen Materials der Wimper und der DNA von Kopfhaarproben verdächtiger Personen veranlasst. Das Laborergebnis ist eindeutig: Die Wimper stammt von Ihnen, Herr Westphal. Leugnen ist zwecklos.« Marie hielt den Atem an. Franzi sah Kim mit offen stehendem Mund an. Ihre Freundin war von Anfang an der kühle und schlau kalkulierende Kopf in ihrem Detektivtrio gewesen. Aber diesen dreisten Bluff hätte sie ihr niemals zugetraut. Kims Plan ging auf. Hartmut-Hagen brach zusammen. »Also gut. Ich, ich ...« Stammelnd führte er sie in das Wohnzimmer und ließ sich auf die Ledercouch niedersinken. »Ich hätte es sowieso nicht mehr lange ausgehalten.« Er stöhnte. »Meine kriminelle Energie ist nicht groß genug. Ich bin für so etwas nicht geeignet.«
Kim setzte sich in einen ausladenden Sessel gegenüber der Couch. Franzi und Marie zogen zwei Stühle herbei und nahmen ebenfalls Platz.
»Sie erzählen uns jetzt am besten alles«, sagte Kim ruhig. »Ein Geständnis wird das Strafmaß um einiges mildern.« Hartmut-Hagen ächzte. »Oh Gott, was sagst du: Strafmaß!?« Er sank in sich zusammen. »Ich will nicht ins Gefängnis! Was wird aus der Familie? Meiner geliebten Herlind, meinen beiden Söhnen? Ich habe das doch alles nur für sie getan!« » Was haben Sie getan?«, fragte Kim.
Hartmut-Hagen holte tief Luft. Dann sprudelte es geradezu aus ihm heraus: »Ich habe die echten Fossilien heimlich gegen Fälschungen ausgetauscht, um die Originale unerkannt an einen privaten Sammler in den USA zu verkaufen. Ich benötige dringend viel Geld. Ich habe sehr hohe Schulden gemacht. Die Kosten für das alles, für
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