Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
hauchte den Namen mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, was Herlind mit kurzem Nicken würdigte. Dann wandte sie sich an Tessa: »Wir kennen uns noch aus der Uni, richtig?«
»Ja, das ist richtig. Wie lange –« Der Rest ihres Satzes ging in einem lang anhaltenden, schrillen Pfeifton unter. Die drei !!! rissen alarmiert die Köpfe herum.
Ina stand hinter dem Stehpult und hob beschwichtigend die Hände. Sie verschob das Mikrophon etwas. »Entschuldigen Sie bitte, das war eine schöne Rückkopplung. Aber jetzt sind alle wach, was?« Ein Lachen ging durch die Reihen. Die drei !!! atmeten erleichtert auf. Kim schüttelte den Kopf. »Ich habe schon gedacht, das wäre ein Anschlag.« »Ging mir genauso«, gab Franzi zu.
Marie lächelte. »Wir haben doch erst gestern einen Fall erfolgreich zu Ende gebracht. So schnell kommt der nächste bestimmt nicht um die Ecke.« Franzi grinste. »Wer weiß das schon?« Sie kicherten leise. Dann lauschten sie Inas Vortrag. Im Anschluss an die Rede hatten die Fotografen die Möglichkeit, die Fossilien aus nächster Nähe zu knipsen. Es kam Bewegung auf. Stimmengewirr und Blitzlichtgewitter erfüllten den Raum. Schließlich wurde ein kleines Buffet freigegeben, an dem sich schnell eine lange Schlange bildete. Die drei !!! gesellten sich zu Ina, die mit Hartmut-Hagen und seiner Frau neben einer Vitrine an der Wand stand. »Wenn die Journalisten so begeistert über das Museum schreiben, wie sie die Häppchen vertilgen, dann bekommen wir die beste Werbung, die man sich nur vorstellen kann«, scherzte Ina. »Das neu gestaltete Museum wird bestimmt ein voller Erfolg!«, sagte Kim. Alle Umstehenden stimmten sofort begeistert zu. Nur Herlind schwieg. Kim sah, wie sie sich interessiert über eines der Exponate beugte. Ihr Blick lag auf einer eindrucksvollen Versteinerung von der Größe einer Suppenterrine. Es sah aus wie eine riesige Assel. Herlind runzelte die Stirn. Kim trat näher. »›Trilobit: Paradoxide; aus der erdgeschichtlichen Periode des Kambrium, circa 530 Millionen Jahre‹«, las sie von dem Schild ab, das neben dem Fossil angebracht war. Kim war ziemlich froh, dass das gruselig aussehende Ding schon so lange tot war.
Ein Fotograf näherte sich. Er brachte seine Kamera in Position. Herlind schüttelte den Kopf. Dann sagte sie laut und deutlich: »Aber, das ist ja eine Fälschung!«
Der Mann ließ die Kamera sinken. »Was haben Sie eben gesagt?«
Herlind strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Dieser Trilobit ist eindeutig gefälscht.« Ina erstarrte. Sie sah Herlind mit offenem Mund an. »Mein Herz, wie kannst du das sagen?«, flüsterte Hartmut-Hagen. Er tupfte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Es tut mir leid, aber als studierte Paläontologin habe ich die Pflicht, diesen Verdacht zu äußern. Auch wenn ich in diesem Beruf schon lange nicht mehr arbeite, so habe ich doch mein Wissen nicht gänzlich verloren. Und dieser Trilobit weist eindeutig Besonderheiten auf, die auf ein Fälschungsgeschehen hinweisen.«
Herlinds schrille Stimme weckte Neugier bei den umstehenden Menschen. Plötzlich scharten sich zahlreiche Journalisten um die Vitrine. Entsetzt sahen die drei !!!, Tessa und Ina mit an, wie Herlind ihrem völlig verdatterten Mann einen Schlüssel aus der Tasche zog. Sie schloss die Vitrine auf und entnahm den Trilobiten. »Ich möchte wetten, dass das Kunstharz ist. Hier ...«, sie deutete auf den Fossilienrand. »Das Indiz ist diese winzige Blase, die beim Abgießen entstanden sein kann. Ein einfacher Test wird zeigen, ob ich recht habe.« Ina war blass geworden. »Das kann einfach nicht sein«, flüsterte sie.
Herlind beugte sich über den Trilobiten, öffnete den Mund – und versenkte einen ihrer spitzen Eckzähne in ihm. Ein Raunen ging durch die Menge. Blitzlichter erhellten die Szene. Ina schlug die Hände vor das Gesicht. »Nein! Es ist wahr.« Hartmut-Hagen schwankte. Sein ohnehin blasses Gesicht wurde kreideweiß. Die von den beinahe durchsichtigen Wimpernkränzen umrahmten Augen weiteten sich. Er stützte sich an der Wand ab.
»Dieses Objekt ist eine Fälschung aus Epoxidharz.« Herlind drückte Henry den falschen Trilobiten, der nun ein kleines Loch aufwies, in die Hände. »Wäre es ein Original, hätte ich die Oberfläche niemals so leicht beschädigen können.« Henry starrte das Objekt an, als handle es sich um ein beißwütiges Monster, das sich gleich für die Misshandlung durch Herlinds Eckzahn rächen würde. Hartmut-Hagen
Weitere Kostenlose Bücher