Die drei !!! Bd. 38 - Stylist in Gefahr
trugen. Schließlich bog Marie in die kleine Stichstraße ein, in der Giovannis Salon lag. Ein moderner, weiß gestrichener Gebäudekomplex kam in Sicht. Hier war, neben einem Wellness- und Massage-Salon, einer Krimi-Buchhandlung und einem Musikgeschäft der Friseurladen untergebracht. Maries Neugier wuchs. Sie hatte in einem Szenemagazin gelesen, dass Giovanni seinen Laden komplett renoviert hatte. Auf einem Foto war der auffallend edel gestaltete Empfangsbereich abgebildet gewesen. Giovanni hatte seinem Geschäft sogar einen neuen Namen gegeben. Aus ›Salon Figaro‹ war ›Spiegelsalon‹ geworden, was Marie ausgesprochen chic fand. Sie konnte es kaum erwarten, die neuen Räume endlich mit eigenen Augen zu sehen.
Mit Schwung öffnete sie die Glastür und trat ein. Sie erkannte den eleganten Tresen aus poliertem Beton und den riesigen, dreistufigen Kronleuchter vom Foto aus dem Magazin wieder. Die bunten Kristalle des Leuchters funkelten im Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben. Sie tupften unzählige Lichtpunkte über Fußboden, Wände und die dünne Glasplatte des Tresens. Marie blieb der Mund offen stehen, so schön war der Anblick. Giovanni stand in einer Nische neben dem Durchgang zum eigentlichen Salon und telefonierte. Er schrieb in das rote Terminbuch, das auf einem Stehpult vor ihm lag. Als er fertig war und aufsah, bemerkte er Marie. Er riss die Arme hoch und rief: »Marie, wie wunderbar, meine Lieblingskundin ist wieder da! Entschuldige, ich habe dich nicht gleich gesehen.«
Marie lächelte und ging auf Giovanni zu. »Kein Problem! Ich habe das neue Raumdesign bewundert. Es ist fantastisch geworden.« Sie reichte dem hochgewachsenen dunkelhaarigen Mann die Hand und hielt ihre Wange hin.
»Es freut mich, dass dir der Empfangsbereich gefällt. Aber das Beste hast du ja noch gar nicht gesehen!« Giovanni nahm Maries Hand und zog sie sanft, aber bestimmt von der Türschwelle weg. »Eine Begrüßung auf der Schwelle bringt Unglück«, sagte er lächelnd. Er deutete auf den Boden. Maries Schuhspitzen berührten die Leiste, die den Parkettboden des Empfangsraums vom italienischen Terrazzoboden des Salons abgrenzte. Sie schüttelte den Kopf und lief zwei Schritte weiter. »Ich hatte es schon wieder vergessen. Du bist mit deinem Aberglauben ja noch schlimmer als ich!« Marie glaubte zwar, ganz im Gegensatz zu ihrer Freundin Kim, dass es mit Sicherheit mehr zwischen Himmel und Erde gab, als der Mensch mit bloßem Verstand wahrnehmen konnte. Aber Giovanni übertrieb es vielleicht doch etwas. Sie erinnerte sich daran, wie er einmal völlig aufgeregt und unkonzentriert war, weil ihm morgens eine schwarze Katze über den Weg gelaufen war. Den ganzen Tag hatte er darauf gewartete, dass sich ein Unglück ereignete. Tatsächlich fiel damals im Salon eine große Vase um und zersprang in tausend Scherben. Allerdings hatte Marie den Verdacht, dass das nur passiert war, weil der Hairstylist vor lauter Panik so unkonzentriert war, dass er mit dem Ellenbogen dagegengestoßen war. Giovanni zuckte mit den Schultern. »So bin ich eben.« Er lachte und breitete die Arme aus. »Jetzt bin ich bereit für die Begrüßung!« Sie gaben sich ein Küsschen rechts und eines links. Dann nahm Giovanni Maries Jacke entgegen und führte sie an der Garderobe vorbei in den Salon hinein. »Wow.«, flüsterte Marie. »Das ist ja der Wahnsinn!« Giovanni nickte. »Ich wollte ein kleines Kunstwerk für meine Kunden erschaffen!«
»Das ist dir gelungen!« Marie ließ begeistert ihren Blick wandern. Die Wände, Decken und Säulen waren in einem zarten Hellorange gestrichen, das eine leuchtende Wärme ausstrahlte. Der neue Bodenbelag aus winzig kleinen Mosaiksteinchen in Weiß- und Blautönen setzte dazu einen kühlen Kontrast. Vereinzelt fand sich der Terrazzo auch an den Bodenleisten und den Säulen im Raum wieder. Ein helltürkisfarbenes Meer schien durch den Raum zu schwappen. Marie fühlte sich direkt an ihren letzen Strandurlaub erinnert. Das Beste an der neuen Gestaltung war aber, dass jeder Kundenplatz völlig anders aussah. Es gab überall verschiedene Spiegel mit unterschiedlichen Sesseln davor. Unterhalb der Spiegel waren schmale Leisten angebracht, auf denen sich Bücher und kleine Gegenstände befanden. Marie sah einen majestätischen Thronsessel vor einem ovalen Spiegel, der einen reich verzierten breiten Goldrahmen hatte. Auf dem Regalbrett lag ein roter Apfel aus Stein, um den herum sieben kleine Gummizwerge gruppiert waren. »Der
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