Die drei ???, Die blutenden Bilder (drei Fragezeichen) (German Edition)
gezückt. »Wegen der besonderen Umstände zahlen wir Ihnen auch gern zehn Dollar mehr.«
Mrs Espenson schnaubte. »Das wird wohl schlecht gehen.«
Die drei ??? sahen sie erschrocken an. »Warum?«, fragte Peter, der als Erster die Sprache wiederfand.
»Nun, das Bild mit dem Drachen habe ich meiner Schwiegermutter geschenkt.« Sie lachte affektiert. »Nicht, dass sie dankbar war! Das erwarte ich bei ihr schon gar nicht mehr. Dieses Mal unterstellte sie mir sogar, dass ich sie mit dem Bild beleidigen wollte. Vermutlich hat sie es daher längst auf den Müll geworfen.«
»Um Himmels willen!«, rutschte es Bob heraus.
»Und das andere Bild? Das haben Sie doch noch, oder?«
»Du meinst wohl das mit dem Jungen im Cowboykostüm, der meinem Nicholas so ähnlich sieht?« Mrs Espenson blickte auf einen leeren Platz an der Wand. »Das wurde gestohlen.«
»Das darf doch nicht wahr sein!« Peter stöhnte.
»Es ist aber wahr. Es wurde vorgestern am frühen Abend aus diesem Zimmer gestohlen – oder besser gesagt: entführt!«
»Haben Sie den Diebstahl schon der Polizei gemeldet?«, fragte Justus so gelassen wie möglich.
»Nein. Und das habe ich auch nicht vor.« Mrs Espenson nahm einen Brief von einer Kommode mit roséfarbenen Schnitzereien. »Dieser dreiste Bildermörder hat uns gesagt, dass wir das Bild nur zurückbekämen, wenn wir nicht zur Polizei gingen. Seine Anweisungen sind strikt. Wir müssen heute Nacht vierhundert Dollar in einem Umschlag zu einem bestimmten Übergabeort bringen. Sonst wird das Bild zerstört.«
»Dann kommen Sie den Forderungen des Bildermörders nach?«, fragte Justus hoffnungsvoll. Solange dieser nicht wusste, was für ein Gemälde er da in Wahrheit erbeutet hatte, konnte die Sache noch glimpflich ablaufen. Mr Greenwalt von der ›Art Gallery Hall‹ würde sicherlich problemlos die vierhundert Dollar vorstrecken, die drei ??? würden das Geld überbringen und der Munch konnte unbeschadet zurückgegeben werden.
»Ich denke nicht daran!«, machte Mrs Espenson seine Hoffnungen mit einem Schlag zunichte. »Auch wenn mich das Motiv an meinen Sohn erinnert hat, handelt es sich ja letztendlich nur um Müll vom Schrottplatz.«
»Sie müssten nichts bezahlen! Unser Klient würde das Geld besorgen!«, versprach Justus. »Und wir würden uns dann auch um die Übergabe kümmern! Sie hätten damit keinen Ärger.«
»Man sollte solche Verbrecher nicht auch noch unterstützen, indem man ihnen genau das gibt, was sie wollen.« Mrs Espenson legte den Brief wieder auf die Kommode. »Meiner gutenFreundin Marcie wurde auch kürzlich ein Porträt entführt und sie hat gezahlt. Ich habe ihr gesagt, dass ich auf so einen Handel niemals eingehen würde. Und ich stehe für gewöhnlich zu meinem Wort.«
»Das ist verständlich. Aber wir haben ja vor, diesen Bildermörder zu überführen«, warf Bob ein. »Wie Sie vielleicht wissen, betreiben wir ein Detektivbüro. Sobald wir herausfinden, wer hinter diesen Diebstählen steckt, sorgen wir dafür, dass der Bildermörder hinter Schloss und Riegel kommt.«
»Wollen Sie etwa, dass solche Verbrecher frei in Rocky Beach herumlaufen?«, fügte Justus hinzu.
Mrs Espenson sah nun etwas nachdenklicher aus. »Wohl kaum. Aber ich möchte die Sache auch nicht in den Händen von drei Halbstarken wissen. Das Beste ist, wenn mein Mann sich gemeinsam mit Nicholas auf die Lauer legt. Und jetzt muss ich euch bitten zu gehen. Dieses Gespräch hat viel länger gedauert als geplant!« Mrs Espenson sah erneut auf ihre Uhr.
»Schreiben Sie uns doch noch kurz die Adresse Ihrer Schwiegermutter auf«, bat Justus. »Dann können wir wenigstens das Bild mit der Drachenfrau sicherstellen.«
Mrs Espensons kritzelte eilig etwas auf einen roséfarbenen Block. Dann schob sie die drei ??? auch schon aus der Tür.
»Ausgerechnet Mr Espenson und sein Sohn!« Peter schnaubte, als sie mit Bobs Käfer auf dem Weg zu Mrs Espensons Schwiegermutter waren. »Da können wir das Bild jetzt schon abschreiben.«
»Zu dumm, dass wir nicht wissen, wo der Übergabeort ist!« Justus starrte aus dem Fenster. »Ich fürchte, einer von uns muss heute Nacht ein wachsames Auge auf Familie Espenson werfen.«
Nackte Madonna
Mrs Espenson Senior entpuppte sich als eine umgängliche, ältere Frau. Entgegen der düsteren Voraussagen ihrer Schwiegertochter hatte sie das Bild nicht weggeworfen, sondern es in die Gästetoilette gehängt. Es dauerte keine fünfzehn Minuten, bis die Jungen mit dem Drachenbild den
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