Die drei Die Spur des Spielers drei Fragezeichen
beschwor mich, ihm zu glauben. Er gab zu, in Schwierigkeiten zu sein, aber mit seinem Geisteszustand habe das nichts zu tun. Sondern mit seinem Schachbrett. Er behauptete, dass dieses Brett sein Leben sei. Aber er meinte es nicht im übertragenen Sinne. Er meinte es ganz ernst. Sein Leben hinge von diesem Schachbrett ab. Es trage ein Geheimnis, sagte er. Nur deswegen habe er es immer bei sich. Und wenn ihm je etwas zustoßen sollte, müsse ich ihm versprechen, dass ich das Brett an mich nehme und es niemals jemandem gebe. Er meinte das alles ganz wörtlich. Ich musste handeln, das war mir in diesem Moment so klar wie nie zuvor, aber ich wusste nicht, wie.
Die Gelegenheit ergab sich jedoch von ganz allein, drei Tage später in einem Diner in Santa Monica. Wir waren nur zu einem schnellen Mittagessen verabredet. Außer uns war niemand in dem Lokal. Gregor hatte sein Schachbrett dabei.Irgendwann ging er auf die Toilette. Das Brett ließ er liegen und schärfte mir ein, es nicht aus den Augen zu lassen. Dann verließ auch die Bedienung ihren Platz hinter dem Tresen und verschwand in die Küche. Ich war ganz allein. Ich handelte, ohne nachzudenken. Ich nahm das Brett an mich und versteckte es in meiner Tasche.
Gregor kam zurück und ich behauptete aufgeregt, ein Fremder sei zur Tür hereingestürzt, habe sich das Brett geschnappt und sei wieder verschwunden. Alles sei sehr schnell gegangen. Gregor war außer sich vor Wut und Angst. Er packte und schüttelte mich. Ich dachte, er würde mich schlagen. Er flehte mich an, ihm die Wahrheit zu sagen. Das sei die Wahrheit, behauptete ich. Irgendwann glaubte er mir. Dann verließ er fluchtartig das Diner. Jetzt sei alles aus, sagte er, als ich ihm folgte. Sie würden ihn schnappen und wegsperren. Er müsse fliehen. Dann küsste er mich und war auf und davon.
Ich habe das Schachbrett an einen geheimen Ort gebracht, den gleichen geheimen Ort, an den auch dieses Tagebuch verschwinden wird, damit weder Gregor noch sonst jemand je davon erfährt. Ich weiß nicht, ob ich einen großen Fehler begangen habe. Vielleicht wird nun alles nur noch schlimmer. Ich weiß nicht, in welchen Schwierigkeiten Gregor steckt. Ich weiß nur, dass sie etwas mit diesem verfluchten Schachbrett zu tun haben. Und vielleicht hört es auf, wenn das Brett verschwindet. Vielleicht löse ich auch eine Katastrophe aus. Aber ich gehe das Risiko ein, sonst werde ich meinen Bruder für immer verlieren.‹«
Cotta flippt aus
Bob hörte auf zu lesen und drehte sich zu seinen Freunden um.
»Wow«, sagte Peter. »Das war ja richtig dramatisch!«
»So kam also das Schachspiel in Irenes Besitz«, sagte Justus. »Und Gregor Lansky verschwand von der Bildfläche. Ich nehme an, er tauchte auch bei seiner Schwester nie wieder auf?«
»Falsch angenommen«, korrigierte Bob. »Im Jahr nach Lanskys Verschwinden machte Irene eine schwere Zeit durch. Die Presse bekam schnell Wind davon, dass der berühmte Schachspieler verschwunden war, und belästigte sie. Die wildesten Gerüchte wurden laut. Irene machte sich schreckliche Vorwürfe und war davon überzeugt, dass sie einen Riesenfehler begangen hatte. Sie glaubte, ihr Bruder hätte sich umgebracht. Sie untersuchte das Schachspiel, um sein Geheimnis zu lüften, aber sie fand nichts. Aber eines Tages tauchte ihr Bruder plötzlich wieder auf. Er hatte sich einen Vollbart stehen lassen, sie erkannte ihn kaum wieder. Er war die ganze Zeit auf der Flucht gewesen und lebte nun unter falschem Namen. Sie war erleichtert, erzählte ihm aber nicht, dass sie die Diebin war. Denn er hatte sich sehr verändert, zum Positiven, und war viel ruhiger geworden. Wartet, da war eine Stelle …« Bob scrollte durch die abfotografierten Seiten, bis er die Passage gefunden hatte: »›Ich muss dieses Geheimnis bewahren, ihm zuliebe. Irgendwann wird er begreifen, dass ihn in Wirklichkeit niemand verfolgt. Er wird aufhören zu fliehen. Er wird ein normales Leben führen. Das mag eineWeile dauern. Aber ich habe die richtige Entscheidung getroffen.‹«
Das Telefon klingelte.
»Wer ist denn das jetzt …«, murmelte Justus unwillig und nahm ab. »Justus Jonas von den drei –«
»Erreiche ich euch endlich!«, polterte eine wütende Stimme los. »Wo habt ihr denn den ganzen Tag gesteckt?«
»Inspektor Cotta! Wir waren unterwegs, aber Sie hätten uns auf unserem Diensthandy erreichen können.«
»Was weiß ich, was ihr für eine Dienstnummer habt!«, fauchte Cotta.
Justus schluckte. Mit dem
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