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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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(wenn es ihm verstattet sei, das zu bemerken), Sir Horace nicht um einen Tag älter zu finden als damals, da er das letztemal den Vorzug gehabt, ihn Ihrer Ladyschaft zu melden. Dann schritt er dem Besuch in wahrhaft majestätischer Haltung voran, geleitete ihn die imposante Treppe hinauf zum blauen Salon, in dem Lady Ombersley in der Nähe des Kamins auf einem Sofa, einen Paisley-Schal um die Füße gewickelt, das Häubchen zur Seite gerutscht, vor sich hindöste. Dassett, dem keine dieser Einzelheiten entging, hüstelte und brachte dann seine Meldung in bestimmtem Ton vor: »Sir Horace Stanton-Lacy, Mylady!«
    Lady Ombersley fuhr aus ihrem Schläfchen auf, starrte einen Moment lang verständnislos, tastete nach ihrem Häubchen und stieß einen unterdrückten Schrei aus: »Horace!«
    »Hallo, Lizzie, wie geht es immer?« fragte Sir Horace und versetzte ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
    »Heiliger Himmel, hast du mich aber erschreckt!« seufzte Ihre Ladyschaft, griff nach dem Riechfläschchen, das immer in ihrer Reichweite stand, und zog den Stöpsel heraus.
    Der Kammerdiener, der diese Ausbrüche ungedämpfter Gefühle duldsam mitangesehen, schloß hinter den wiedervereinigten Geschwistern die Tür und kehrte ins Dienerzimmer zurück, um seinen Untergebenen zu verraten, daß Sir Horace ein Gentleman sei, der zumeist im Auslande lebe; ihm, Dassett, sei bekannt, daß die Regierung ihn zu diplomatischen Missionen verwende, die wohl zu heikel wären, als daß man derlei ihresgleichen verständlich machen könnte.
    Der Diplomat hatte sich mittlerweile an den Kamin gelehnt, um seine Frackschöße anzuwärmen; er erfrischte sich, indem er eine Prise aus der Dose nahm, und eröffnete daraufhin der Schwester, daß sie zugenommen hätte. »Ja, ja, wir werden auch nicht jünger, keiner von uns beiden«, fügte er freundlich hinzu. »Obwohl ich dir um fünf Jahre voraus bin, Lizzie, wofern mich mein Gedächtnis nicht im Stich läßt, und das nehme ich keineswegs an.« 
    An der Wand gegenüber dem Kamin hing ein großer, goldgerahmter Spiegel, und Sir Horace erlaubte es seinem Blick, während er so sprach, nicht gerade dünkelhaft, aber in kritischer Anerkennung auf seinem Spiegelbild zu ruhen. Die fünfundvierzig Jahre, die er durchlebt hatte, hatten ihn nicht unfreundlich behandelt. Vielleicht hatte er ein wenig Embonpoint angesetzt, aber die sechs Fuß, die er maß, erlaubten es dem Kritiker, über eine gewisse Stattlichkeit hinwegzusehen. Er war wirklich ein ansehnlicher Mann und besaß, von seiner guten und wohlproportionierten Figur abgesehen, Haltung, eine gewisse Contenance, die durch seine braunschimmernden, noch von keinem Silberstreifen durchzogenen Locken gehoben wurde. Er trug stets gewählte Kleidung, war aber viel zu klug, modische Extravaganzen zu adoptieren, die eher geeignet waren, die Nachteile der mittleren Jahre hervorzuheben. »Seht euch doch den armen Prinny an«, sagte Sir Horace gern zu minder vorsichtigen Freunden. »Er muß uns allen eine Lehre sein.«
    Seine Schwester nahm die leise Kritik nicht übel auf. Siebenundzwanzig Jahre des Ehestandes waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen; und daß sie ihrem unsteten und keineswegs dankbaren Gatten acht Pfänder ihrer Zuneigung geschenkt, hatte sie seit langem aller Prätention überhoben, für schön zu gelten. Ihre Gesundheit ließ nichts zu wünschen übrig, ihr Wesen war zu Nachgiebigkeit geneigt, und so hatte sie sich angewöhnt zu sagen, wenn man erst einmal Großmutter wäre, brauche man sich über sein Aussehen keine Gedanken zu machen.
    »Und wie geht es Ombersley?« erkundigte sich Sir Horace mehr aus Höflichkeit als aus Interesse.
    »Die Gicht macht ihm ein wenig zu schaffen, aber alles in allem fühlt er sich recht gut«, erwiderte sie.
    Sir Horace nahm, was wohl nur als Redensart gemeint war, in einem unerwünscht wörtlichen Sinn und bemerkte kopfnickend: »Er hat immer zuviel getrunken. Na, immerhin, er nähert sich jetzt auch den Sechzig, da hast du doch wohl wenigstens die anderen Sorgen nicht mehr, wie?«
    »Aber nein, längst nicht mehr«, versicherte sie hastig. Lord Ombersleys Seitensprünge, die er nur zu oft im vollen Lichte der Öffentlichkeit begangen, hatten ihr nie besonderen Kummer bereitet, aber sie hatte keine Lust, sich darüber offen mit ihren Verwandten auszusprechen, und so gab sie dem Gespräch mit der Frage, woher er käme, eine jähe Wendung.
    »Aus Lissabon«, erwiderte er und nahm wieder eine

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