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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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tun.«
    »Danke! Sehr gütig von Ihnen.«
    Sie machte kehrt und ging zur Tür. Mr. Rivenhall, der die Tür offenhielt, trat ihn in den Weg und sagte herzlicher, als sie es je von ihm gehört: »Wenn jemand die Sache vor mir erwähnen sollte, so werde ich sagen, daß dir mit diesen Pferden, die du gegen meinen Rat gekauft hast, nur recht geschehen ist, denn sie sind mit dir durchgegangen.«
    Sie lächelte, sagte aber: »Ich hoffe, du wirst alles mögliche tun, das Unheil, das ich angerichtet habe, ungeschehen zu machen.«
    »Meine Liebe, denke nicht zuviel daran – es ist wirklich nicht nötig.«
    Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und ging hinaus.
    »Sehr großmütig warst du nicht, Eugenia«, bemerkte Mr. Rivenhall.
    »Ich finde ihr Betragen unverzeihlich.«
    »Es ist unnütz, mir das zu sagen. Du hast mir schon klargemacht, daß du es so auffaßt.«
    Ihr Busen hob sich. »Ich hätte nicht erwartet, daß du gegen mich ihre Partei ergreifen würdest, Charles!«
    »Das habe ich nicht getan, aber die Schuld liegt nicht ganz bei ihr. Du hattest kein Recht, sie zur Rede zu stellen und ihr Verweise zu erteilen, Eugenia, geschweige denn, unbedachte Worte zu wiederholen, die ich geäußert haben mag. Ich wundere mich nicht, daß sie ärgerlich wurde. Ich selbst bin reizbar.«
    »Du scheinst gar nicht in Erwägung zu ziehen, welche Demütigung ich ausstehen mußte! Was würde Mama sagen, wenn sie wüßte –«
    »Genug davon!« sagte er ungeduldig. »Du machst zuviel Aufhebens davon. Laß uns die Sache um Himmels willen vergessen!«
    Sie war verletzt, begriff aber, daß sie in seinen Augen verlieren mußte, wenn sie weiter auf ihrem Standpunkt beharrte. Es ärgerte sie, daß sie bei der kleinen Szene weniger vorteilhaft abgeschnitten hatte als Sophy. So zwang sie sich zu einem Lächeln und sagte großsprecherisch: »Du hast recht: ich habe mich zu sehr aus der Fassung bringen lassen. Sage, bitte, deiner Kusine, daß ich keinen Gedanken mehr auf die Sache wende.«
    Und sie wurde belohnt, denn er ergriff ihre Hand und sagte: »Das sieht dir schon eher ähnlich! Ich wußte, ich konnte mich nicht in dir getäuscht haben.«

VIII
    DIE BEIDEN DAMEN BEGEGNETEN einander erst am Tage des Ausflugs nach Merton, denn Miss Wraxton hatte es, überzeugt, Gesprächsstoff von ganz London zu sein, vorgezogen, ihrer älteren Schwester einen ausgedehnten Besuch abzustatten; diese Schwester lebte in Kent und war dafür berühmt, daß sie ihre Gäste auszunützen verstand. Eugenia war keineswegs entzückt, Lady Ealings Besorgungen zu erledigen und mit ihren zahlreichen Kindern zu spielen, aber es war nun einmal ihre feste Überzeugung, daß es klug wäre, sich von London fernzuhalten, bis das unvermeidliche Geflüster verstummt war. So genossen die Rivenhalls sieben volle Tage lang Immunität gegen Miss Wraxtons Strafexpeditionen, und das war ein Vorteil, der die Nachteile von Sophys unmöglichem Betragen durchaus aufwog. Zwar kam Lady Ombersley nichts zu Ohren, aber die jüngeren Mitglieder des Haushalts erfuhren natürlich davon, und einige waren schockiert, während andere, darunter Hubert und Selina, fanden, ihre Kusine hätte einen glänzenden Streich gespielt. Jedenfalls hatte der Vorfall keine erkennbaren Folgen, und obwohl Sophy von ihren jungen Verwandten allerlei Spott einstecken mußte, fanden auch die Späße bald ein neues Ziel. Eine ergiebigere Zielscheibe für Scherze bot sich in Gestalt des jungen Lord Bromford, der unerwartet im Hause Rivenhall auftauchte und ihnen allen wie Manna vom Himmel fiel.
    Lord Bromford war in der großen Welt so gut wie unbekannt, denn er war erst unlängst, nach dem Tode seines Vaters, zu einer bescheidenen Baronie gelangt. Er war das einzige überlebende Kind seiner Eltern, denn alle seine Geschwister (nach umgehenden Gerüchten schwankte die Zahl zwischen sieben und siebzehn) waren im zarten Alter gestorben. Dies mag der Grund gewesen sein, warum seine Mutter ihn von Anfang an nicht von ihrer Rockfalte gelassen hatte. Ein anderer Grund dafür ließ sich nicht finden, obwohl, wie Sophy, um gerecht zu bleiben, ihren Vettern und Kusinen auseinandersetzte, ein rosiger Teint und eine massive Körperlichkeit nicht unfehlbare Zeichen einer robusten Konstitution sein mußten. Der junge Mensch war zu Hause erzogen worden, und obwohl einmal der Plan erörtert worden war, ihn nach Oxford zu schicken, hatte eine von der Vorsehung gesandte Erkältung ihn zuletzt doch vor den Gefahren des Universitätslebens

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