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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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äußerte, ging der peinliche Moment unbemerkt vorüber. Mr. Rivenhall begrüßte Sir Vincent Talgarth mit vollendeter Höflichkeit und plauderte ungezwungen mit ihm, während die drei Ladies sich in der Landaulette einrichteten; Miss Wraxton bat, man möge ihr den Rücksitz zuweisen, und Cecilia wollte das unbedingt nicht zulassen. So schien alles auf einen freudvollen Tag zu weisen, als Mr. Fawnhope um die Ecke bog, der Gesellschaft ansichtig wurde und auf sie zueilte.
    Mr. Rivenhalls Gesicht wurde hart; ein anklagender Blick traf Sophy, doch sie schüttelte den Kopf. Mr. Fawnhope drückte Lady Ombersley die Hand und fragte, wohin es ginge. Sie erwiderte, man führe nach Merton, und darauf sagte er hintergründig: »Die Statuten. Nolumus leges Angliae mutari.«
    »Das mag wohl so sein«, erwiderte Lady Ombersley fast unfreundlich.
    Miss Wraxton widerstand der Versuchung nicht, ihre höhere Bildung in Szene zu setzen, sie lächelte Mr. Fawnhope freundlich zu und sagte: »Sehr wahr. Es heißt doch, daß König Johann, bevor er die Magna Charta unterzeichnete, in der Priorei übernachtet haben soll. Es ist ein historisch sehr bedeutsamer Ort, dem Vernehmen nach war es der Schauplatz der Ermordung Cenulphs, Königs von Wessex. Übrigens hat der Ort auch neuere historische Momente«, fügte sie hinzu, aber nun schon widerstrebend, denn bedauerlicherweise gehörte zu diesen frischeren Andenken eine gänzlich unerwähnbare Frau.
    »Nelson!« rief Mr. Fawnhope. »Das romantische Merton! Ich komme mit!« Er kletterte in den Wagen, nahm neben Cecilia Platz und lächelte Lady Ombersley an wie ein Seraph. Und er verkündete: »Jetzt weiß ich wenigstens, was ich mir gewünscht habe. Es war mir nicht klar, als ich heute morgen aufstand, aber ich fühlte solch ein vages Unbehagen. Ich will nach Merton fahren.«
    »Sie können nicht wünschen, nach Merton zu fahren«, sagte Lady Ombersley fassungslos und zugleich besorgt, Charles könnte sie in noch größere Verlegenheit setzen, indem er diesen lästigen jungen Menschen scharf anließ.
    »Ja«, sagte Mr. Fawnhope, »dort wird es grün sein, und danach lechzt meine Seele! Mit Cecilien, der holden, will ich gen Merton ziehn, dort duften zart die Dolden, Narziß und Sommergrün. Häßliches Wort, Sommergrün! Und der unreine Reim! Warum ziehen Sie die Stirn in Falten? Soll ich nicht mitkommen?«
    Diese plötzliche Verwandlung des verzückten Poeten in einen einschmeichelnden Knaben warf Lady Ombersley aus dem Gleichgewicht, und sie erwiderte besänftigt: »Wir würden Sie gewiß gern mitnehmen, Augustus, aber wir besuchen die Marquesa de Villacañas, und sie wird nicht auf Ihren Besuch vorbereitet sein.«
    »Was für ein schöner Name!« sagte Mr. Fawnhope. »Villacañas! Wieviel Musik, wieviel Melodie in diesem Namen! Und wie paßt er zu solch spanischer Dame – in heiter üppigem Brokat, Juwelen, Gold, Jaspis, Achat!«
    »Ich weiß wirklich nicht …«, sagte Lady Ombersley ärgerlich.
    Sophy, der Mr. Fawnhopes Verständnislosigkeit für alle Andeutungen, daß er unerwünscht sei, Vergnügen bereitete, sagte lachend: »Ja, Juwelen hat sie genug, um damit das Lösegeld für einen König zu bezahlen. Und ganz wie im Gedicht liebt sie wirklich einen Engländer: meinen Vater.«
    »Großartig!« sagte Mr. Fawnhope. »Ich bin so froh, daß ich mitkommen kann!«
    Wenn man ihn nicht kurzerhand aus dem Wagen werfen wollte, gab es kaum eine Möglichkeit, sich ihn vom Hals zu schaffen. Lady Ombersley warf ihrem ältesten Sohn einen verzweifelten, Cecilia warf ihm einen flehenden Blick zu; Miss Wraxton lächelte ermutigend, um ihr Verständnis anzudeuten und begreiflich zu machen, wie unbeirrbar sie in ihrem Entschluß sei, Cecilia im Auge zu behalten.
    »Wer ist dieser Adonis?« fragte Sir Vincent Mr. Rivenhall. »Er und Ihre Schwester, Seite an Seite, da bleibt einem ja der Atem weg!«
    »Augustus Fawnhope«, erwiderte Mr. Rivenhall kurz. »Kusine, wenn du so weit bist, helfe ich dir in den Wagen.«
    Lady Ombersley verstand diese Antwort als stillschweigendes Einverständnis und gab dem Kutscher einen Wink, loszufahren. Sir Vincent und Hubert schlossen sich dem Wagen an, und Mr. Rivenhall murmelte Sophy zu: »Wenn du das wieder angezettelt hast –«
    »Auf mein Wort, nein. Aber wenn er auch nur die entfernteste Ahnung davon hat, wie feindlich du ihm gesinnt bist, dann kann ich nur sagen, Charles, daß er dich geschlagen hat: mit Mann und Roß und Wagen!«
    Er mußte lachen.

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