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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bewahrt. Lord Bromford hatte gewußt, daß die Lungen seines Erben zart waren, und so hatte Lady Bromford nur einige Wochen lang täglich alles Schlimme an die Wand malen müssen, was Henry von den Härten des Oxforder Lebens drohte, um den Gatten von solch einem Plan wieder abzubringen. Henry wurde in Begleitung eines Geistlichen, dem Lady Bromford ihr ganzes Vertrauen schenkte, nach Jamaica gesandt, um den Onkel, der dort Gouverneur war, zu besuchen. Das Klima dort sollte Leuten mit schwacher Lunge bekömmlich sein, und Henry war schon vier Tage auf hoher See, als seine Mama erfuhr, daß die Insel periodisch die Beute furchtbarer Wirbelstürme wurde. Nun war es zu spät, Henry zurückzuberufen, der seine Reise fortsetzte und zwar grausam an der Seekrankheit litt, aber bei der Ankunft in Port Royal den Husten ganz vergessen hatte, der sonst Anlaß zu schlimmen Befürchtungen bot. Kein Hurrikan ließ es sich während seines Aufenthalts beifallen, ihn davonzufegen, und als er einige Monate vor seiner Großjährigkeit wieder in England eintraf, war er so fett, daß seine Mama sich zum Erfolg ihres Unternehmens gratulieren konnte. Sie begriff auch nicht alsogleich, daß diese achtzehn Monate währende Trennung die Wirkung hervorgebracht hatte, ihn gelegentlich widerspenstig gegen ihre wohlmeinenden Vorschriften zu machen. Auf ihren leisesten Wunsch wechselte er die Strümpfe, wickelte den Hals in Tücher, hüllte die Beine in warme Decken und unterwarf sich den härtesten Diätvorschriften; als sie aber entschied, er dürfe seine Person nicht in den Trubel der Londoner Gesellschaft bringen, erklärte er nach geziemender Überlegung, daß er doch gern in London leben wolle; und als sie eine sehr günstige Partie für ihn arrangierte, sagte er, er wäre ihr gewiß sehr dankbar, doch sei ihm noch gar nicht klar, was für eine Art Frau er zu heiraten wünsche. Erörterungen gab es nicht; er kehrte einfach der Braut, die man ihm angesonnen hatte, den Rücken und schlug seinen Wohnsitz in London auf. Seine Mutter aber erzählte ihren Freundinnen, Henry sei wohl zu lenken, doch dürfe man ihn nicht drängen. Sein Kammerdiener, ein Mann, der ein Ding gern frisch von der Leber weg beim Namen nannte, behauptete, Seine Lordschaft wäre eigensinnig wie ein Esel.
    Er war schon einige Zeit in der Stadt, bevor die Rivenhalls seine Existenz zur Kenntnis nahmen. Seine intimen Freunde (nach Huberts Ansicht ein Rudel Tröpfe) gehörten nicht zum engeren Kreis, und erst als Seine Lordschaft Sophy bei Almack begegnet war und mit ihr einmal getanzt hatte, ging der Glanz seiner Persönlichkeit über dem Hause auf. Denn Lord Bromford, blind gegen Cecilias Schönheit wie gegen die Reize des Mädchens, das seine Mutter für ihn gewählt, hatte sich in den Kopf gesetzt, daß Sophy eine geeignete Frau für ihn wäre. So erschien er auf dem Berkeley Square in einem Augenblick, da Hubert und Selina gerade bei Lady Ombersley waren. Er blieb eine halbe Stunde und unterhielt seine Gastgeber mit so unterschiedlichen Gegenständen wie der Vegetation von Jamaika und der Wirkung schmerzlindernder Mittel auf den menschlichen Organismus. Mit wachsendem Unmut hörten die Rivenhalls zu, bis Sophy eintrat. Dann fielen ihnen die Schuppen von den Augen, sie begriffen, warum Seine Lordschaft ihnen die Ehre dieses morgendlichen Besuchs erwiesen hatte, und ihre Langeweile wandelte sich in höchst ungeziemende Heiterkeit. Sophys »Beau« wurde im Nu die solide Grundlage, auf der eine lebhafte Gesellschaft junger Leute tollkühne Konstruktionen aufbauten. Kein Straßensänger konnte unten auf dem Square seine Stimme erheben, ohne daß Hubert oder Cecilia aufbrachten, Lord Bromford bringe Sophy ein Ständchen dar; als er einmal drei Tage lang durch eine Magenverstimmung ans Bett gefesselt war, hieß es sogleich, er hätte sich um ihrer schönen Augen willen duelliert; und die Berichte von seinen Abenteuern in Westindien, aus der Phantasie dreier fruchtbarer Gehirne üppig genährt, nahmen solche Ausmaße an, daß Lady Ombersley und Miss Adderbury Protest erheben mußten. Doch wenn Lady Ombersley auch einen solchen Übermut mißbilligte, konnte sie auch nur darüber schmunzeln, wie zäh Lord Bromford seinen Plan verfolgte. Der geringste Vorwand genügte ihm, am Berkeley Square aufzutauchen; er erging sich im Hydepark, nur um Sophy aufzulauern und von ihr in den Phaeton gebeten zu werden; er erstand sogar einen billigen Gaul und ritt jeden Morgen die Row hinauf und

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