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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Als die englische Armee in Spanien war, gab sich jeder Offizier für einen Bewunderer des Cervantes aus, aber meist steckte nichts dahinter. Übrigens haben wir auch Quevedo, Espinel und Montelban, um nur einige wenige zu nennen. Und in der Poesie …«
    »El Fenix de España«, warf Mr. Fawnhope ein.
    Die Marquesa betrachtete ihn wohlwollend. »Sehr richtig. Sind Sie mit den Werken des Lope de Vega vertraut? Sophy«, wandte sie sich spanisch an das junge Mädchen, »dieser junge Mann mit dem Engelsgesicht liest Spanisch!«
    »Leidlich«, bestätigte Mr. Fawnhope, den die Beschreibung seines Gesichts keineswegs verletzte.
    »Wir wollen miteinander plaudern«, sagte die Marquesa.
    »Keineswegs«, entschied Sophy mit Festigkeit. »Zumindest nicht spanisch!«
    Es war für den Erfolg des Besuches von Vorteil, daß Gaston eintrat und meldete, im Speisesaal stünden Erfrischungen bereit. Nun stellte sich heraus, daß die Marquesa zwar eine indolente Gastgeberin war, ihr maître d’hôtel aber nichts dem Zufall überließ. Eine Unmenge leckerer ausländischer Gerichte, mit Aspik garniert, mit köstlichen Saucen gewürzt und mit verschiedenen leichten Weinen serviert, erwarteten die Gäste. Gelees, Appetitbissen, Sillabub aus Milch, Wein, Zucker und Zitrone, Vierfruchtkonfitüren und Kaffeecreme in Mandelteigschälchen bildeten einen Imbiß, den die Marquesa eine leichte Marienda nannte. Aus der zurückhaltenden Art, wie Miss Wraxton von diesen Köstlichkeiten nahm, war unschwer zu erkennen, daß sie so schwelgerische Gastfreundschaft vulgär fand; Hubert aber langte herzhaft zu und begann zu finden, die Marquesa sei doch, alles in allem, eine ganz passable Person. Und als er sah, wieviel Kaffeecremetörtchen, italienische Biskotten und Likörkirschen sie selbst in der harmlosesten Weise verzehrte, spiegelte sich in seinem Antlitz ein Respekt, der an Schrecken grenzte.
    Als die Mahlzeit zu Ende ging, neigte sich Gaston zum Ohr seiner Herrin und brachte in Erinnerung, daß der Zugang zum Hain geöffnet sei. »Ach ja«, sagte sie, »der Glockenblumenwald! Ein hübsches Fleckchen! Die jungen Leute werden sich gern darin ergehen und wir, Señora, können uns einstweilen ausruhen.«
    Lady Ombersley wäre es im Leben nicht eingefallen, einem Besuch eine Siesta anzutragen, da sie aber gern am Nachmittag ein Schläfchen absolvierte, hatte sie gegen dieses Programm nichts einzuwenden und folgte der Marquesa in den Salon. Zunächst versuchte sie die Marquesa in ein Gespräch über ihren Bruder zu verwickeln, aber ohne nennenswerten Erfolg. Die Marquesa sagte nur: »Die Witwenschaft ist nicht amüsant, und außerdem ziehe ich England Spanien vor, seit dort alles so verarmt ist. Aber Sophiens madrusta sein – nein, und tausendmal nein!«
    »Wir alle sind sehr von meiner lieben Nichte eingenommen«, sagte Lady Ombersley abwehrend.
    »Ich auch, aber sie ermüdet mich allzu sehr. Man weiß nie, was sie im nächsten Augenblick tut, oder, schlimmer noch, ob sie einen nicht zu etwas bringen will, was man doch gar nicht zu tun wünscht.«
    Lady Ombersley vermochte der Versuchung nicht ganz zu widerstehen, einen leisen Spott zu äußern. »Meine Liebste, ich bin überzeugt, daß meine Nichte Sie nie überreden könnte, sich zu etwas aufzuraffen, wozu Sie keine Lust haben.«
    »Aber ja, doch«, sagte die Marquesa einfach, »Sie kennen offensichtlich Sophy noch gar nicht. Ihr Widerstand entgegenzusetzen, ist noch viel, viel ermüdender.«
    Mittlerweile war der Gegenstand dieses Gesprächs im Garten damit beschäftigt, in Huberts Knopfloch eine Blume zu befestigen. Mr. Rivenhall hatte sich in der Richtung nach den Ställen verflüchtigt, und die vier übrigen zogen durch den Strauchgarten zum Glockenblumenhain; Mr. Fawnhope spürte bereits die Inspiration, die, wie er behauptete, erst der Anblick Cecilias in dem Hain fruchtbar machen konnte. Bisher war ihm erst eine Zeile eines Gedichts gelungen, doch fand er sie vielversprechend: »Wenn zwischen blauen Glocken sanft Cecilia wandelt«, murmelte er.
    »Ganz im karolinischen Stil«, bemerkte Miss Wraxton.
    Mr. Fawnhopes Verse waren immer angelehnt an klassische Vorbilder, aber er hörte das so wenig gern wie nur je ein Poet, und so nahm er Ceciliens Hand und hätte sie davongeführt, wäre nicht Miss Wraxton auf der Hut gewesen, dergleichen zu verhindern. Energisch schloß sie sich den Liebenden an, und durch eine geschickte Anspielung auf Cowper gelang es ihr, Mr. Fawnhopes Aufmerksamkeit

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