Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
erinnern, was sie gesagt hat. Es ist zwecklos. Wir werden es niemals finden.“ Joshua dachte das mehr zu sich als zu den anderen. In diesem Moment brach ein kleinerer Sonnenstrahl durch die Wolken und blendete ihn eine Millisekunde lang. Dann war es vorbei.
Er sah zu seinen Gefährten hinüber.
„Ich werde hinfliegen“, dachte Wind. „Ich kann es wenigstens versuchen. Wenn ich es nicht finde, komme ich zurück und wir überlegen, wie wir weiter vorgehen.“
Joshua nickte. „Das ist wohl die einzige Möglichkeit.“
„Ich begleite dich“, dachte Krieg zu ihr.
„Ihr könnt uns durch die Fenster beobachten. Wir kommen zurück, falls wir nichts finden.“ Wind ging bereits auf die Öffnung im Boden zu, Krieg folgte ihr.
„Warte. Wind, warte. Ich erinnere mich... Grau, die Schildkröte sagte etwas über Glas. Ein Stück Glas? Kaputtes Glas? Weißt du noch?–“
„Ein Sprung im Glas“, antwortete Grau. „Sie sagte etwas über einen Sprung im Glas.“
„Ja!“ Joshua konnte seine Aufregung nicht verbergen. „Ein Sprung ist im Glas!“
„Was bedeutet das?“, fragte Krieg.
„Ich weiß nicht genau. Warte“, antwortete er, während er wiederum rückwärts vor dem westlichen Fenster zurückwich. Doch diesmal konzentrierte er sich auf das Glas, nicht auf die Landschaft dahinter. Sein Blick wanderte auf und ab, von links nach rechts. Und gerade als er dachte, er hätte sich geirrt, sah er es. Es war ein kleiner Riss in einer der großen Glaskacheln. So winzig, dass er auf den ersten Blick völlig unsichtbar war.
„Hier ist er! Seht euch das an!“
Wind und Krieg kehrten zurück zu Joshua. Der Wolf kam ebenfalls näher. Sie starrten alle auf dieselbe Stelle und konnten schließlich eine dünne und leicht gekrümmte horizontale Linie erkennen. Die Enden waren nach oben gebogen.
„Und nun?“, fragte Grau.
„Nun müssen wir den richtigen Blickwinkel finden“, antwortete Joshua.
„Den richtigen Blickwinkel?“ Krieg ging auf das große Fenster zu. Der Riss befand sich genau über seinem Kopf.
„Kannst du etwas erkennen?“, fragte Joshua.
„Nein“, antwortete Krieg. „Nichts.“
„Darf ich auf deinen Rücken fliegen?“
„Klar!“, antwortete Krieg.
Joshua flatterte auf seinen Rücken. Doch er konnte kaum über den Kopf des Pferdes hinwegsehen. „Das ist es auch nicht“, dachte er zu den anderen.
Als er sich umsah, stellte er fest, dass die großen Steinfliesen im Boden von oben nicht mehr so willkürlich angeordnet zu sein schienen. Es schien eine gewisse Symmetrie zu geben, die er vorher nicht bemerkt hatte.
„Krieg, ich habe eine Idee, aber sie klingt ziemlich dumm“, dachte Joshua.
„Was denn?“, fragte Krieg zurück.
Joshua sah hinauf zur Decke weit über ihnen. Der bloße Gedanke verlieh ihm ein Schwindelgefühl.
„Kannst du mich da hinaufbringen?“
Krieg sah auf. Ungefähr acht Stockwerke über ihnen erreichten die Wände die halbrunde, kuppelähnliche Decke.
„Bist du sicher?“, fragte Krieg.
„Ja. Nein. Ja.“ Joshua war sich plötzlich ganz und gar nicht mehr sicher. Die Idee kam ihm immer dümmer vor. Er konnte Graus Sorge spüren.
„Vergiss es. Ich... es macht keinen Sinn. Vergiss es“, dachte Joshua.
„Ich mach's“, antwortete Krieg.
Joshua sah ihn an. Wind ebenfalls. Sie nickte unmerklich. Schweigend stimmte auch Grau zu und trat zurück, um Krieg den Platz zu geben, den er brauchte.
„Pass auf“, flüsterten Winds Gedanken. „Du hast keine hundert Meter.“
„Ich bin vorsichtig“, antwortete er.
Und damit breitete er seine Flügel aus und ging rückwärts auf die Ecke zu. Er hatte schätzungsweise dreißig Meter, bevor er würde abheben müssen. Nicht genug.
„Krieg, bist du sicher, dass du das kannst?“, fragte Joshua, der seine Besorgnis spüren konnte.
„Ja. Ich kann das für dich tun. Für uns. Halt dich fest.“
Er stieg auf seine Hinterbeine und machte einen Satz nach vorne. Joshua krallte sich in Kriegs Fell fest und duckte sich, so tief er konnte, während sie an Tempo und Kraft zulegten. Die andere Seite des Raums kam schnell näher. Krieg schlug mit seinen gewaltigen Flügeln, um einen Aufwind zu produzieren, und auf einmal waren sie in der Luft. Die Wand war zu nahe, um umzudrehen. Krieg musste all seine Kraft aufbringen, um nach oben zu kommen und den Luftstrom nicht abreißen zu lassen und hinunterzufallen wie ein Stein. Langsam – zu langsam für Joshua – stiegen sie höher und bewegten sich von der Wand weg in die
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