Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
hatten friedlich zusammengelebt, bis einige von ihnen begonnen hatten, in den Bergen nach seltenen Kristallen zu suchen. Immer mehr Himmelsmenschen kamen durch das Licht und die Stadt verwandelte sich in eine blühende Bergarbeitersiedlung. Doch mit der Zeit vergaß das Himmelsvolk, dass seine eigentliche Aufgabe darin bestand, den Pegasus zu dienen, und begann, sie in den Minen einzusetzen. Die kräftigen Kreaturen konnten lange Zeit ohne Futter und Wasser tief im Berg überleben. Nur einige der Himmelsmenschen merkten, dass sie verloren waren. Verloren in der Gier und der Verzweiflung darüber, was sie den Pegasus antaten. Und so begannen einige von ihnen, sich dem zu widersetzen. Viele verloren ihr Leben bei dem Versuch, die Pegasus aus den Minen zu befreien.
Eines Tages zerstörte eine kleine Gruppe von Himmelsmenschen, die immer noch an die Aufgabe glaubten, die ihnen und ihren Vorfahren zugeteilt worden war, das Leuchtfeuer im vollen Bewusstsein, dass sie nun nie wieder nach Hause zurückkehren konnten. Sie flohen tief unter die Erde. Ohne das Licht kamen in der Nacht die Kreaturen der Dunkelheit und nahmen alle mit sich, die keinen Zufluchtsort gefunden hatten. Ohne das Licht konnte das Eis bis weit in die Stadt vordringen und eines Tages fielen die, die sich noch über der Erde befanden, seinen tödlichen Klauen zum Opfer. Die Pegasus, die noch am Leben und nicht von den dunklen Geschöpfen getötet worden waren, verließen die verkommene Stadt. Ohne das Licht gab es keinen Grund mehr, dort zu leben. Und ohne das Licht geriet die Stadt in Verfall. Die Himmelsmenschen, die geblieben waren, schworen, so etwas nie wieder geschehen zu lassen.
Tief unter der Erde fanden sie Steinplatten, beschriftet mit Symbolen, die von der Weisheit einer uralten Zivilisation erzählten. Diese hatte die Lichtsäule hergestellt. Die Symbole wiesen sie an, den Eingang zu den Minen zu schließen, die Porte Des Lioness zu versiegeln und das Spiegellabyrinth zu bauen. So sollte nur denjenigen mit einem reinen Herzen und einem klaren Ziel vor Augen ermöglicht werden, das Leuchtfeuer wieder zu aktivieren und dem Himmelsvolk eine zweite Chance zu geben...
Joshua fand sich plötzlich in dem düsteren Turmzimmer wieder und stellte fest, dass alle ihn anstarrten.
„Was schaut ihr mich so an? Ich habe nichts getan“, dachte er. „Damit kann unmöglich ich gemeint sein. Ich habe ganz bestimmt kein reines Herz und bin mir außerdem meines Ziels alles andere als sicher. Du musst es sein, Grau.“
Der Wolf lächelte in seinen Gedanken. Krieg und Wind ebenfalls.
„Was denn?“, dachte Joshua. „Ich erkläre euch, warum ich es nicht sein kann. Erstens habe ich sicherlich kein reines Herz. Ich habe meine Schar im Stich gelassen und sie damit zum Tode verurteilt. Das habe ich zu verantworten. Mein Herz ist alles andere als rein. Im Gegenteil. Und seit ich euch begegnet bin, befindet ihr euch auf einem Leidensweg, der euch beinahe das Leben gekostet hat. Und nicht nur einmal. Also versucht nicht, mir zu erzählen, dass ich irgendetwas bin außer dem, was ich wirklich bin: ein Niemand!“
Joshua sah seine Freunde an und verstand nicht, warum sie ihm nicht zustimmten.
„Grau, ich habe doch recht, oder? Du hast jetzt schon zweimal beinahe dein Leben verloren, oder eigentlich dreimal, wenn man das Labyrinth mitzählt. Und du, Krieg, ich...“ Joshua schien den Faden verloren zu haben.
„Du meinst, du hast mich nicht gerettet?“, dachte Krieg. „Du hast dich nicht drei Männern in den Weg gestellt, die mich definitiv umbringen wollten? Du hast uns nicht im Großen Wasserfall vor dem Tod bewahrt?“
„Krieg, ich... das war nicht... ich habe dich nicht gerettet. Es war der Wolf und dann hast du uns vor den Männern gerettet und ohne den Wolf wäre ich jetzt tot und ohne dich wäre ich auch tot und–“
„Joshua.“ Winds Gedanken erreichten ihn wie ein warmer Sonnenstrahl an einem kalten, trüben Tag. „Es ging nie darum, perfekt zu sein. Der Wille ist, was zählt. Und davon hast du mehr als genug. Dein Herz ist offen und das ist alles. Fehler können dich nicht aufhalten auf der Suche nach deiner Bestimmung. Und während du nach deiner eigenen suchst, findest du sie auch für andere. Du hast diese Reise für dich selbst begonnen. Aber beenden wirst du sie für alle.“
Joshua war wie benommen. So hatte er es nie gesehen, niemals eine so hohe Meinung von sich selbst gehabt. Und obwohl Winds Gedanken wie Balsam für seine Seele
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