Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
und seinem Schnabel beigebracht hatte. Er sah all das und wusste mit großer Sicherheit, wie seine Aufgabe enden würde. Und er war zufrieden.
Als er aus der Dunkelheit hinausflog und durch die Luft hoch über dem Höhlentor glitt, hörte er den Schrei des Adlers nah an der Wand. Ayres, der Wächter des Tores der Zeit, kam auf ihn zu. Er konnte es mit seiner Geschwindigkeit aufnehmen, nicht aber mit seiner Größe. Der Geier tötete ihn unverzüglich und fraß von seinem Fleisch, bevor er seine Überreste in die Tiefe fallen ließ.
Schließlich landete er am Fuß des Wasserfalls, wo sich Joshua und der Wolf nur wenige Tage zuvor aufgehalten hatten. Die Hyänen, es waren sechs, befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Verwesung, ein fauliger Gestank lag über ihnen wie eine Decke. Er erweckte sie alle zum Leben, doch sie waren nicht mehr das, was sie vorher gewesen waren. Jetzt waren sie ausgehungerte, angriffslustige, zornig kreischende Kreaturen der Finsternis, die nur davon zehren durften, was sie ihm, ihrem Herrn, zurückbrachten.
Die Hyänen und der Geier bewegten sich um die Ruinenstadt herum, doch sie konnten das Schutzschild aus Licht nicht durchdringen. Sie spürten, wie sich die kalten Klauen des Eises von tief unter der Erde nach ihnen ausstreckten, als sie sich auf den Weg zur Zuflucht machten. Doch das Eis hatte keine Macht über sie, bedrohte es doch nur die Lebenden, nicht aber die Toten. Als die Spinnen auf ihrem Weg zur Zuflucht starben, holte der Geier sie alle zurück. Doch nur zu einem einzigen Zweck: den Hahn zur Strecke zu bringen, den Pegasus zu fangen und den Wolf und das Kriegspferd zu töten und zu fressen. Dies war nun ihre einzige Aufgabe. Die vielen hundert Spinnen, die das Eis hatte sterben lassen, folgten ihrem Herrn in die Löcher in der Erde, aus denen sie gekommen waren.
Als sich das Eis zurückzog, suchten die überlebenden Spinnen nach den Ihren. Sie konnten nicht begreifen, was geschehen war. So kehrten sie zurück an den Ort, von dem sie gekommen waren, den schmalen Pfad entlang, vorbei an den Bäumen und den eiförmigen Felsbrocken und in die Löcher hinein, die sie tief unter der Erde in ihre Heimat führten. Sie kamen niemals dort an. Ihre Brüder, die sie nicht länger als die Ihren erkannten, töteten sie und sie schlossen sich dem Heer der Finsternis an. Und dann warteten sie.
Kapitel 15 – Alda
Als die vier Gefährten die große Wendeltreppe der Zuflucht hinunterstiegen, überlegte Joshua, was ihnen wohl außerhalb des Turms begegnen würde. Das grauenhafte Bild der toten Spinnen, die überall verstreut lagen, einige im See treibend, andere auf dem Damm, spukte ihm immer noch im Kopf herum. Doch als sie hinaus auf die kleine Plattform ins Sonnenlicht traten, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Die überlebenden Spinnen hatten sich wohl ihrer angenommen und sie ihrem Brauch entsprechend mit zurück unter die Erde genommen.
Sie überquerten den schmalen Pfad, der von der Zuflucht zum Ufer führte. Jetzt, da das Eis verschwunden war, konnte Joshua tief in den dunkelblauen, kristallklaren See hineinblicken. Er erinnerte sich daran, dass die Schildkröte ihnen erzählt hatte, der See hätte keinen Grund, und der Gedanke daran ließ ihn schaudern.
„Hört ihr das?“ Wind, die bereits ein Stück vorausgelaufen war, blieb stehen.
„Was ist das?“, fragte Krieg.
„Eine Melodie“, erwiderte sie.
„Es kommt aus dem See.“ Krieg hielt ebenfalls an.
Jetzt konnte auch Joshua es hören.
„Ich kenne das. Ich habe es schon einmal gehört...“ Wind drehte sich zum See. „Ich kenne diese Melodie, seit ich ein Fohlen war. Wie kann das sein? Ich verstehe nicht–“
„SCHILDKRÖTE!“ Der Gedanke des Wolfs erreichte sie genau in dem Moment, in dem die riesige Schildkröte ungefähr fünfzig Meter von ihnen entfernt wie ein großer Wal durch die Wasseroberfläche brach. Ihr Sprung wurde begleitet von ihrer anschwellenden Melodie. Im gleichen Augenblick, in dem das Lied abbrach, krachte sie zurück ins Wasser und erzeugte damit eine Flutwelle, die mit ungeheurer Geschwindigkeit auf den Steg zuraste. Grau rannte die restliche Strecke zum Ufer und schaffte es gerade noch, bevor das Wasser den Weg überflutete. Joshua flatterte auf und vermied so, mitgerissen zu werden. Krieg und der Pegasus rührten sich nicht, aber das Wasser war nicht hoch genug, um ihnen Schwierigkeiten zu machen.
„Meine Freunde!“ Die Gedanken der Schildkröte waren wie
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