Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
sich um und schwamm zurück dorthin, von wo er gekommen war. Er spürte den Wolf hinter sich, aber ihre Verbindung wurde zusehends schwächer.
„Wir sind beinahe da, Grau, halt durch!“, dachte er, als er aus dem Wasser auftauchte. Der Wolf schaffte es gerade noch, und als Krieg merkte, dass er in Not war, streckte er seinen Kopf unter Graus Bauch hindurch und hob ihn hoch. So hing der Wolf auf dem Pferdekopf und versuchte verzweifelt, Luft in seine Lunge zu pumpen, doch er war am Leben und das war alles, was im Moment zählte. Joshua stellte fest, dass er es irgendwie schaffte, seinen Kopf über Wasser zu halten. Zumindest vorerst.
„Ich gehe noch einmal“, dachte Joshua.
„Nein, Joshua. Lass mich eine Weile ausruhen und dann versuche ich es noch einmal“, antwortete Grau, der immer noch Wasser herauswürgte.
„Du solltest hierbleiben, Joshua. Es ist zu gefährlich“, fügte Krieg hinzu.
„Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich werde versuchen, euch zu erreichen. Öffnet mir eure Gedanken.“
Joshua tauchte unter. Er beschloss, fünfmal mit seinen Flügeln zu schlagen und zu sehen, wie weit er damit kam. Wenn er nichts sah, würde er umkehren. Er hielt Ausschau nach Licht oder zumindest einem trüben Schein, ein Zeichen dafür, dass sich ein Teil der Tunnelwand über dem Wasser befand. Als er den sechsten Zug getan hatte, beschloss er, zurückzuschwimmen. Er dachte, er hätte sich umgedreht, aber es war so dunkel, dass er überhaupt keine Orientierung mehr hatte und plötzlich gegen die Tunnelwand stieß. Panik stieg in ihm auf. Er war sich nicht sicher, in welche Richtung er schwimmen sollte. Er entschied sich für links und hoffte, so zu den anderen zurückzukommen. Nach vier Zügen konnte er immer noch nichts sehen. Zwei weitere, und er dachte seine Lunge würde explodieren. Die Dunkelheit um ihn herum war undurchdringlich und er versuchte verzweifelt, ruhig zu bleiben. Doch es war zu spät. Eine Welle des Schwindels schlug über ihm zusammen. Sein letzter Flügelschlag war bereits sehr schwach. Der Impuls, Luft zu holen, war überwältigend. Bevor er das Bewusstsein verlor, erhaschte er einen Blick auf einen schwachen Lichtschein direkt vor ihm.
Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Kopf des Pferdes. Zuerst konnte er nicht atmen, doch dann wurde ihm klar, dass er sich nicht mehr unter Wasser befand und dass er tief Luft holen und seine Lunge mit Sauerstoff füllen konnte. Gleichzeitig bemerkte er, dass sie nicht mehr dort waren, von wo er abgetaucht war. Sein Kopf stieß beinahe an die Decke. Grau trat Wasser neben ihm. Sie befanden sich in einer Luftblase, in die sie gerade so alle hineinpassten. Zwischen dem Wasser und der Tunneldecke war nur wenig Platz.
„Wie seid ihr hierhergekommen?“, fragte Joshua.
„Wir konnten dich nicht alleine gehen lassen“, antwortete Grau.
„Das konnten wir auf keinen Fall“, fügte Krieg hinzu. „Versuch, dich an meinem Rücken festzuhalten. Wenn ich die Luft aus meiner Lunge herauslasse, kann ich unter Wasser laufen. Wir müssten ungefähr den halben Weg auf die andere Seite hinter uns haben.“
„Das hoffe ich.“ Joshua war nicht überzeugt. Er fühlte sich schwach und wie betäubt. Er wollte sich einfach nur ausruhen und dem Gefühl entkommen, tief in einem Berg begraben zu sein.
Sie warteten noch ein paar Minuten, um wieder zu Atem zu kommen. Von jetzt an gab es kein Zurück. Entweder sie schafften es gemeinsam auf die andere Seite oder sie schafften es nicht. So einfach war das und so furchteinflößend. Als Krieg Joshua sanft ins Wasser gleiten ließ, spürte er, wie die Kälte seinen Körper durchströmte. Dann verschwand der Kopf des Pferdes und Joshua tauchte unter. Der Wolf schwamm zuerst los. Joshua hielt sich so gut er konnte auf dem Pferderücken fest, dankbar, Krieg bei sich zu haben. Er wusste, dass sie nur ein sehr kleines Zeitfenster hatten und nur einen Versuch. Die Bewegungen des Pferdes folgten einem bestimmten Rhythmus, der ihn beruhigte. Zumindest eine Weile. Bis Joshua merkte, dass das Pferd Schwierigkeiten bekam. Sein Rücken begann zu zucken. Die Anstrengung, unter Wasser zu laufen, und die Tatsache, dass er die Hälfte der Luft aus seiner Lunge gelassen hatte, schwächten ihn spürbar.
„...kann die Luft nicht viel länger anhalten...“, verstand Joshua. Wieder zuckte der Rücken des Pferdes. Joshua konnte sein eigenes Schwindelgefühl und das des Pferdes nicht mehr auseinanderhalten. Der Versuch, jedes kleine
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