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Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
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bisschen Luft, das noch übrig war, aus seiner Lunge herauszupressen, machte ihn mit jeder Sekunde schwächer.
    „LICHT!“, schrie Grau in seinen Gedanken. Und dann sahen sie, dass sich die leuchtenden Wände des Tunnels vor ihnen in der Oberfläche des Wassers spiegelten. Joshua merkte, dass Krieg langsamer geworden war. Er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. In diesem Fall würde das Pferd ganz sicher ertrinken.
    „Krieg, wir sind fast da. Du kannst es schaffen!“ Damit grub Joshua seine Krallen in das Fell und schlug mit letzter Kraft mit den Flügeln. Einmal. Zweimal. Sie bewegten sich langsam auf das Licht zu. Ein letztes Mal, dann brach der Kopf des Pferdes durch die Wasseroberfläche. Joshua ließ los und stieg ebenfalls empor. Sie schwammen so schnell sie konnten aus dem Wasser heraus, und als Joshua trockenen Boden erreichte, blickte er sich um und sah, dass das Pferd zusammengebrochen war. Nur sein Kopf ragte aus dem Wasser heraus und lag auf dem Steinboden. Der Wolf stand daneben und zitterte erbärmlich.
    „Alles in Ordnung, Krieg?“, dachte Joshua.
    Eine Weile kam keine Antwort, nur die gewaltige Brust des Pferdes hob und senkte sich, als es sich abmühte, Luft zu bekommen.
    „Krieg, ist alles in Ordnung?“ Joshua war zu schwach, um sich zu bewegen.
    „Ich werd schon wieder.“ Kriegs Gedanken erreichten Joshua schwach. „Ich werd schon wieder.“
    Joshuas letzter Gedanke, bevor er in einen tiefen und traumlosen Schlaf fiel, galt Alda und woher sie hatte wissen können, dass ein Hahn dringend lernen musste, wie man unter Wasser schwimmt.

 
     
     
    *  *  *
     
    Für eine lange Zeit herrschte Dunkelheit. Wind konnte die Körper der Spinnen unter sich spüren, als sie sie tief unter die Erde schleppten. Durch Tunnel, die niemals das Sonnenlicht gesehen hatten, durch uralte Kanäle, die nie zu enden schienen. Das gedämpfte Geräusch von Hunderten Füßen, die über den Boden krabbelten, war alles, was sie durch das Spinnennetz hören konnte, das dicht um ihren Kopf gewickelt war. Sie hörte die Spinnenfüße weit vor sich und weit hinter sich, während sie sie tiefer und tiefer in ihren Bau brachten. Sie blieben nicht stehen. Sie ruhten sich nicht aus. Als ob sie von einer unsichtbaren Gewalt geführt würden, die ihnen keine Wahl ließ, als zu gehorchen, trugen sie ihre wertvolle Fracht, bis sie ihr Ziel erreichten.
    Die Höhle war nicht besonders hoch, dehnte sich jedoch weit in alle Richtungen aus. Der Boden und die Decke waren besetzt mit scharfen, speerähnlichen Kristallen. Die meisten von ihnen waren übersät mit Spinnweben. Irgendwoher kam Licht, doch Wind konnte die Quelle nicht ausmachen. Es erleuchtete die bizarren Gewächse und warf lange Schatten. In der Luft lag ein beißender Gestank nach Säure, Fäulnis und dem Undenkbaren.
    Der riesige Geier saß auf einer der zerklüfteten Säulen und hatte seinen Kopf schräg gelegt. Unter ihm saßen zwei Hyänen. Einer fehlte die Hälfte ihres Fells. Es war abgeschürft und enthüllte rohes Fleisch und einige halb verweste Rippen. Ihre toten Augen waren blutunterlaufen. Kleine Adern überzogen die Netzhaut und was einmal weiß gewesen war, hatte nun einen gelblichen Farbton. Vom Kieferknochen der anderen hingen Fleisch und Haut herunter und in dem, was von ihrem Ohr übrig geblieben war, krabbelten Würmer herum. Ihre gebleckten Zähne waren von schwarzem Zahnfleisch umgeben.
    Ebenso rasch wie die Spinnen Wind bei ihrer ersten Begegnung an der Oberfläche eingewickelt hatten, lösten sie nun ihre Fesseln mit Hunderten von Beißzangen, die die seidigen Fäden durchtrennten. Schließlich fielen alle von ihr ab außer einem dicken Strang, der um ihre Flügel gezurrt und an einem der Kristallgewächse festgebunden war. Als sie aufstand, überkam sie eine Welle des Schwindels. Ihre Beine waren schwach und sie konnte kaum stehen. Spinnen übersäten den Boden und die Decke, so weit sie sehen konnte. Mindestens ein Dutzend saßen direkt über ihr und fixierten sie, bereit, auf den kleinsten Befehl ihres Herrn zu reagieren.
    „So treffen wir endlich aufeinander.“ Die Gedanken des Geiers brachten seine ganze Häme zum Ausdruck. Wind konnte der Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nicht entkommen, die sie in ihr hervorriefen. Sie fühlte sich unendlich allein.
    „Ja!“, rief der Geier triumphierend aus. „Du bist allein und weit weg von deiner Heimat. So weit, dass du nie wieder in ihre Behaglichkeit zurückkehren, nie

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