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Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
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irgendetwas bringen. Ihr müsst Wind finden, Krieg. Und ihr müsst mit dem Geier kämpfen und sie zurückholen. Es ist völlig in Ordnung für mich, hier zu warten und zu wissen, dass ihr sie finden und befreien werdet.“ Die Gedanken des Wolfs hingen in der Luft wie ein Schwert, so kam es Joshua jedenfalls vor. Er konnte sich nicht vorstellen, ohne Grau an seiner Seite weiterzugehen.
    „Mach dir keine Sorgen um mich, Roter. Du musst deine volle Kraft erst noch finden und über dich hinauswachsen. Wenn du hierbleibst, kannst du das nicht.“
    „Wenn der Preis dafür ist, dich nicht mehr an meiner Seite zu haben, will ich die Kraft in mir gar nicht finden.“
    „Ich werde an deiner Seite sein, Joshua. Es wird niemals einen Tag geben, an dem ich das nicht sein werde. Aber jetzt musst du gehen.“
    Joshua hörte die Gedanken des Wolfes, aber ihr Inhalt drang noch nicht zu ihm vor. Er blieb auf der Oberfläche, ohne sonderlichen Einfluss auf ihn auszuüben. Er konnte es nicht fassen, dass er seinen Gefährten verlieren sollte, und er würde lieber hierbleiben und verhungern, als ihn zu verlassen.
    „Joshua, wenn du hier bleibst, ist alles verloren. Wind wird umsonst gestorben sein. Wir alle werden umsonst gestorben sein. Du musst gehen. Ich bitte dich.“ Graus Gedanken waren unnachgiebig.
    Joshua sah ihn an, dann wich er langsam von dem Abgrund zurück und ging rückwärts in den Tunnel hinein.
    „Sei nicht so stur! Du kannst das Unvermeidliche nicht aufhalten!“ Die Gedanken des Wolfes waren laut und kraftvoll in seinem Kopf, begleitet von einem tiefen Knurren. Joshua wurde klar, dass er wirklich meinte, was er sagte.
    „Ich kann nicht, Grau. Wenn das für dich das Ende der Reise ist, dann ist es das auch für mich.“
    „Dann bist du dafür verantwortlich, wenn Krieg Wind nicht findet. Willst du das? Willst du ihn davon abhalten, seine Geliebte wiederzusehen?“
    „Nein. Ich will nicht, dass er leidet. Aber ich will auch nicht, dass du hier alleine stirbst, wo dir niemand Trost spendet außer du selbst!“
    „Entweder wir alle gehen oder keiner von uns.“ Kriegs Gedanken erreichten sie beide und beendeten jäh ihre Streiterei.
    „Das macht keinen Sinn, Kriegspferd“, gab der Wolf wütend zurück.
    „Und du gewöhnst dich besser daran, nie wieder zurückgelassen zu werden“, antwortete Krieg.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Sie sahen einander an und entdeckten in den anderen, was sie sich vor dieser Reise niemals hätten träumen lassen. In diesem Augenblick wussten sie, dass ihre Freundschaft überdauern würde, was auch immer geschah.
    „Ich sage euch, was wir jetzt machen.“ In Krieg erwachte der K ämpfer , den er in endlosen, sinnlosen Schlachten verloren geglaubt hatte. Er schlug sich durch bis an die Oberfläche, denn nun hatte er etwas gefunden, um das es sich zu kämpfen lohnte und an das er glauben konnte. Und als er diese Bestimmung in sich aufsteigen fühlte, stand der Krieger auf und übernahm die Kontrolle. „Grau, spring auf meinen Rücken. Ich werde dich auf die andere Seite tragen. Joshua, du folgst uns, sobald wir sicher drüben gelandet sind.“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er auf den Abgrund zu, breitete seine Flügel aus und prüfte ihre Kraft mit einigen kraftvollen Schlägen. „Komm schon, Wolf, denk nicht darüber nach.“
    Joshuas Blick traf den des Wolfs. Er nickte leicht. Der Wolf drehte sich um und trabte zehn Meter zurück. Dort blieb er einen Augenblick stehen und stürmte dann auf das Pferd zu. Er sprang, Krieg schlug mit seinen gewaltigen Flügeln, und als der Wolf auf seinem Rücken landete, hob er ab.
    Einen Augenblick schwebten sie in der Luft. Dann fielen sie wie ein Stein.
    Joshua sah, wie sie unter dem Felsvorsprung verschwanden. Er rannte zum Abgrund, und als er dort ankam und hinuntersah, waren sie schon weit unter ihm, winzig in der Finsternis der Schlucht. Er sah, wie Kriegs Flügel sich bewegten und versuchten, den Sturz aufzuhalten. Das Geräusch, das dabei entstand, hallte grausig durch die Höhle.
    Die Angst schnürte Joshua die Kehle zu. Er erwog kurz, sich hinterherzustürzen, aber er hörte Kriegs Gedanken, die ihm unmissverständlich befahlen zu bleiben, wo er war. Joshua fühlte sich vollkommen machtlos, nicht imstande, sie zu beobachten und ebensowenig in der Lage wegzusehen.
    Wie lange dauert ein Augenblick? Wie endlos kann er sich hinziehen? Dieser hier fühlte sich für Joshua an wie eine Ewigkeit. Bis das Pferd langsam, zu

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