Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
Feldes, das sich scheinbar endlos ausbreitete, war beunruhigend. Joshua ertappte sich dabei, wie er sich immer wieder in alle Richtungen umsah und dabei Gestalten zu sehen glaubte, wo nur Schatten waren. In einer Schneeverwehung in der Ferne sah er einen Fuchs, in einem Grasfleck einen Waschbär, der sich in seine Richtung zu bewegen schien. Seine Augen spielten ihm Streiche, und irgendwann dachte er, dass es nichts nützte, überhaupt über solche Dinge nachzudenken. Wenn ihn irgendein Raubtier fressen wollte, gab es nichts, was er dagegen tun konnte.
Als er endlich die Bäume erreichte, war er erschöpft und hungrig und brauchte dringend Wasser. Seine linke Kralle schmerzte und er würde sehr bald einen Ort finden müssen, an dem er sich ausruhen und etwas fressen konnte. Unter einer großen Eiche fand er ein paar Würmer, die während des Regens herausgekommen waren. Ein kleines Rinnsal stillte seinen Durst. Er hoffte, auf eine große Kiefer zu stoßen, die ihm einen Zufluchtsort für die Nacht bieten konnte, aber er sah nur Laubbäume, die ihre Blätter längst verloren hatten. So verbrachte er die Nacht auf einem glitschigen Ast im Regen, seinen Körper nah am Baumstamm, um Schutz vor dem Wind zu finden. Er wehrte sich gegen die Sehnsucht nach seiner Schar, aber sie war da. Er vermisste sie alle fürchterlich – die, die tot waren, die, die noch lebten, und sogar die Hennen, die ihn verflucht hatten.
Die nächsten Tage erlebte Joshua wie unter einem Schleier, während er sich durch den Wald schlug. Der Regen hörte für eine Weile auf, dann setzte er wieder ein, nur um wieder aufzuhören. Die Kälte war sein ständiger Begleiter und außer in einer Nacht, in der er zwischen den Überresten einer alten, eingefallenen Scheune übernachtete, die nach Mäusen roch und in ihm die grauenhafte Vorstellung hervorrief, dass ein Fuchs ihn holen könnte, schlief er im Regen, irgendwo hoch in einem Baum, außer Reichweite für wenigstens einige seiner Feinde. Seine Gedanken kreisten um seine Schar und den schrecklichen Fehler, den er begangen hatte, als er sie verlassen hatte. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte, und er sah die Überreste seines Lebens vor sich, die sich in einer endlosen Spirale der Reue vor ihm ausbreiteten. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
Am Abend des dritten Tages sah Joshua ein Stück blauen Himmels durch die Bäume, und als er den Waldrand erreichte, sah er im Osten die Sonne untergehen, die das Land vor ihm mit goldenem Licht übergoss. Doch selbst in diesem Moment, als er dort stand und zum Horizont hinüberblickte auf den herrlichen, wunderschön gemalten Himmel über dem Tal, konnte er keinen Frieden finden. Er war sicher, dass sich das bis zu seinem Tod nicht mehr ändern würde.
Kapitel 4 – Wolf
Am nächsten Morgen erwachte Joshua um exakt 4:44 Uhr. Ohne überhaupt nachzudenken, krähte er seinen Weckruf, bis ihm klar wurde, dass es niemanden aufzuwecken gab. Er saß auf seinem Ast hoch oben im Baum und wünschte sich zurück in den Stall, bis ihm allmählich einige Szenen eines Traums einfielen, den er in der Nacht gehabt hatte – ein Traum von Federn, so zart, dass sie bei seiner Berührung zerknitterten und schließlich zu Staub zerfielen. Von dem herrlichen Traum, den er gehabt hatte, bevor er sich zu dieser Reise entschieden hatte, war ihm nur ein verzerrtes Bild geblieben, eine bloße Nachbildung, die nichts mehr mit der ursprünglichen, machtvollen Version zu tun hatte. Und allmählich stellte er sogar das infrage. „Ich werde es niemals schaffen“, dachte er. „Wahrscheinlich verlaufe ich mich irgendwo in der Wildnis, bis ich schließlich nur ein weiteres Mahl für einen Fuchs werde.“
Als es heller wurde, hatte sich eine Decke aus dichten Nebelschwaden ausgebreitet, die im Tal vor ihm ruhte. Als sein Blick dem Nebel bis auf die andere Seite des Tals folgte, sah er die Spitze eines hohen Berges über dem Nebel thronen. Einen winzigen Moment lang wühlte die Form des Berges tief in ihm die Erinnerung an den Traum auf und er dachte, dass er sie in seinem Traum irgendwo an der Decke der Höhle gesehen hatte. Plötzlich wusste er ganz sicher, wohin er gehen musste. Sein Blick heftete sich an die schneebedeckte Spitze in der Ferne. Irgendwo darunter, in den dunklen Schatten der gewaltigen Höhle, lagen die drei Federn und warteten auf ihn. Und vielleicht würde er dort auch seine eigene Erlösung finden.
Während er sich durch den Nebel kämpfte,
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