Die drei ??? Feuermond
gemeinsam gemalt. Aber das kann ich ausschließen, denn die Briefe beweisen, dass die beiden während dieser Zeit tausende Kilometer voneinander getrennt waren. Daher ziehe ich eigentlich nur Möglichkeit Nummer zwei in Betracht. Auch wenn es eine wahnwitzige Theorie ist - sie ist dennoch die einzig logische.«
»Ich bin gespannt!«
Justus wandte den Blick von dem Gemälde und sah zu Huge-nay. Dann sagte er: »Raoul Hernandez und Jean Marie Jaccard waren ein und dieselbe Person.«
Als das Gesicht am Fenster erschien, fuhr Peter vor Schreck zusammen. Doch eine Sekunde später erkannte er, wer es war. »Bob!«, rief er und sprang zum Fenster. Sein Freund stand draußen und versuchte, mit ihm zu reden. »Warte!« Peter zwängte seine Hände durch die Gitterstäbe. Es gelang ihm, das Fenster nach oben zu schieben. Kühle Luft wehte in den Raum. »Bob, dem Himmel sei Dank!«
»Peter! Was ist passiert? Ich bin niedergeschlagen worden, aber ich weiß nicht, von wem! Ist Justus bei dir?«
»Nein, aber Brittany.«
»Was ist überhaupt los?«
»Eine Menge«, erwiderte Peter. »Aber das hat Zeit. Bob, ich stecke hier fest. Aber ich habe eine Idee. Ich brauche Werkzeug.
Eine Brechstange oder so was.«
»Eine Brechstange?«
»Ja. Gibt es draußen so etwas?«
Bob überlegte. »Alles, was ich dir anbieten könnte, wäre ... ein Spaten.«
»Auch gut. Bring ihn mir! Schnell! Ach ja, und die Rolle Klebe-band aus dem Rucksack! Aber sei vorsichtig! Da draußen treibt sich vielleicht noch jemand herum.«
»Wer?«
»Wenn ich das wüsste!«
Bob nickte, verschwand und kehrte eine Minute später mit dem Klebeband und dem Spaten zurück. Sie hatten Glück. Er passte durch das Fenster. »Danke, Bob!«
»Und jetzt?«
»Jetzt wünsch mir Glück!«
»Kann ich dir helfen?«
»Ich wüsste nicht, wie.«
»Ich könnte versuchen, den Strom wieder einzuschalten. Meinst du, das schadet irgendwie? Ich könnte mit den Scheinwerfern SOS-Signale Richtung Festland geben.«
»SOS hört sich gut an«, fand Peter. »SOS ist genau das, was wir brauchen! Nur zu!«
Während Bob wieder in der Dunkelheit verschwand, machte Peter sich an die Arbeit. Er ging zur Tür, die auf den Flur hinausführte, und rammte den Spaten in einen Spalt zwischen zwei Fußbodendielen nahe dem Ausgang. »Was hast du vor?«, fragte Brittany, die sich ängstlich in eine Ecke gedrückt und nicht mehr gerührt hatte. »Ich buddele uns den Weg frei!«, ächzte Peter, während er versuchte, das Dielenbrett mithilfe des Spatens aus seiner Verankerung zu hebeln. Schon schoben sich die ersten Nägel aus dem Holz.
»Und dann? Willst du etwa gegen den Nachtschatten kämpfen?«
»Ja.«
»Aber das ist doch Wahnsinn! Er hat eine Waffe!« Peter drehte sich um und grinste. »Ich auch.«
»Herzlichen Glückwunsch, Justus. Ich wusste, ich hatte mich nicht in dir getäuscht. Du hast großes Potenzial.«
»Dann stimmt es also wirklich? Hernandez ... hat nie existiert?
Aber wir haben an seinem Grab gestanden.«
»Oh, er hat sehr wohl existiert. Aber er war kein Künstler. Er hat nie ein einziges Bild gemalt.«
»Kein einziges? Sie meinen ... alle Hernandez-Bilder stammen in Wirklichkeit von Jaccard?«
»So ist es.«
Justus war verwirrt. »Sicher ... das erklärt zumindest, warum Hernandez kurz nach Jaccards Tod selbst aufhörte zu malen. Die Trauer um seinen Freund war nur vorgeschoben. Aber trotzdem verstehe ich nicht den Grund für dieses doppelte Spiel. Warum hat Jaccard die Bilder nicht unter seinem eigenen Namen präsentiert? Warum hat er so getan, als wären sie von jemand anderem?«
»Weil Jean Marie Jaccard der Meinung war, auch andere Dinge ausprobieren zu müssen als das, was ihn berühmt gemacht hatte. Andere Stilrichtungen. Spielereien. Spiegelungen. Anamor-phosen. Bildhauerei. Doch er wusste, dass sein Publikum das nicht wollte. Die Liebhaber seiner Bilder erwarteten Jaccards, die auch aussahen wie Jaccards. Sie erwarteten Kunst, keine Spielereien.«
Justus nickte nachdenklich und wiederholte das, was Bob bei ihrem ersten Besuch im Hernandez-Haus gesagt hatte: »Vielseitigkeit ist eine Eigenschaft, die in der Kunstwelt erstaunlicherweise nicht honoriert wird.«
»Ganz recht. Jaccards Bilder waren einzigartig. Aber all die Dinge, die er ausprobieren wollte, die Spielereien, waren es nicht. Die Kunstwelt wäre enttäuscht gewesen, vielleicht sogar entsetzt, wie ein so großer Künstler wie Jaccard sich plötzlich dafür hergeben konnte.«
»Also setzte Jaccard
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