Die drei ??? Feuermond
die Wahrheit über Jaccard und Hernandez erfährt. Dass Hernandez in Wirklichkeit nie ein Bild gemalt hat, wird die Kunstwelt auf den Kopf stellen. Eine Menge Leute werden sehr plötzlich sehr reich werden. Das wollen Sie um jeden Preis vermeiden. Richtig oder falsch?«
»Falsch«, antwortete Mr Hugenay mit einem Lächeln. Justus grübelte. Er war auf der falschen Spur. Definitiv. Und er hatte nur noch drei Fragen übrig. Was gab es noch für Möglichkeiten? »Dann geht es Ihnen um die Legende selbst. Nicht die Wahrheit soll verschwiegen werden, sondern die Legende um >Feuermond< soll erhalten bleiben. Sie wollen aus irgendeinem Grund, dass die Leute weiter an die Existenz des Gemäldes glauben oder eben auch nicht glauben, aber es soll keine Beweise geben. Das verschafft Ihnen in irgendeiner Form Vorteile.«
Hugenay schüttelte bedauernd den Kopf. »Falsch. Und das war bereits das dritte >Falsch< in Folge. Du enttäuschst mich etwas, Justus.«
Justus senkte den Blick. Er hatte nicht die geringste Ahnung, in welche Richtung er weiterfragen sollte. Er musste irgendwie Zeit gewinnen! Zeit zum Nachdenken! Aber Hugenay ließ ihm keine.
»Komm schon, Justus, die Uhr tickt!«
»Na schön.« Justus räusperte sich. »Wird das Feuer das Bild vielleicht gar nicht zerstören? Sondern etwas zum Vorschein bringen, was darunter oder darin versteckt ist?«
»Falsch. Das Feuer soll und wird das Bild zerstören. Deine letzte Frage, Justus! Ich bin gespannt!«
Justus' Verstand arbeitete auf Hochtouren. Im Schnelldurchlauf spulte er noch einmal alle Fakten, die er im Laufe des Falles gesammelt hatte, vor seinem inneren Auge ab. Die Geschichte von Jaccard. Die Geschichte von Hernandez. Die Geschichte von Hugenay. Und schließlich hatte er eine Idee. Seine Theorie war wahnwitzig. Aber das hieß nicht, dass sie nicht stimmen konnte.
»Wenn all meine Vermutungen bisher falsch waren, dann gibt es nur noch eine logische Erklärung«, sagte er schließlich langsam und bedächtig. »Nämlich?«
»Das Bild enthält eine Information, die niemand erfahren soll. Eine, die über die Enthüllung der Doppelidentität von Jaccard und Hernandez hinausgeht. Sobald man die Anamorphose mithilfe der Weltkugel entschlüsselt, wird man etwas sehen, das Sie lieber geheim halten würden. Das Geheimnis von >Feuer-mond< geht noch tiefer, als ich bisher ahnte. Es hat nicht nur damit zu tun, dass alle Hernandez-Bilder in Wirklichkeit von Jaccard stammen. Es steckt noch etwas anderes dahinter. Etwas, das bisher nur Sie wissen. Und Sie wollen, dass das auch so bleibt.«
Das Mondlicht brach durch die Wolken und Justus konnte Hugenays Gesicht sehen, als dieser sagte: »Richtig.« Er lächelte nicht.
Plötzlich war Justus sehr aufgeregt. Denn mit einem Mal rutschten eine Menge Puzzleteile an die richtige Stelle und er hatte das Gefühl, der Lösung sehr, sehr nahe zu sein. »Es geht um etwas Persönliches«, vermutete er weiter. »Etwas sehr Privates.«
»Ich fürchte, das Spiel ist vorbei, Justus. Du hattest deine fünf Fragen. Die richtige Lösung war nicht dabei. Tut mir aufrichtig Leid für dich.« Victor Hugenay entzündete die kleine blaue Flamme ein zweites Mal. Sie tauchte sein Gesicht in kaltes Licht.
»Nein!«, rief Justus. »Ich hatte meine fünf Fragen, aber ich habe Ihnen noch nicht des Rätsels Lösung präsentiert! Die Spielregeln sahen vor, dass ich nach den fünf Fragen die Wahrheit kenne. Also lassen Sie mich Ihnen meine Theorie präsentieren! Denn ich glaube, ich weiß tatsächlich, warum Sie >Feuermond< vernichten wollten.«
Hugenay lächelte noch immer nicht. Er blickte ihn grimmig an. Dann wanderte sein Blick plötzlich über Justus' Schulter hinweg und er erschrak.
Alarmiert drehte Justus sich um. Auf dem Gang hinter dem Fallgitter stand der Nachtschatten. In der Hand hielt er seine Pistole. Sie war auf Justus gerichtet. »Du schon wieder«, knurrte er.
»Señor Juárez«, sagte Mr Hugenay ruhig und trat näher. »Machen Sie keine Dummheiten! Nehmen Sie die Waffe runter!«
»Halten Sie den Mund, Hugenay! Warum sollte ich auf Sie hören? Sie sitzen hinter Gittern. Ich nicht. Zu dumm.«
»Was wollen Sie?«, fragte Hugenay scharf. »Was glauben Sie denn, Hugenay? Das Bild natürlich! Ich schlage vor, Sie nehmen es jetzt von der Wand, reichen es dem Jungen durch das Gitter und der gibt es dann mir. Sonst werde ich den Burschen erschießen.«
Adiós amigo!
»Señor Juárez«, begann Hugenay ruhig, doch der Nachtschatten unterbrach
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