Die drei ??? Feuermond
offenen Meer zu befinden.« Er kletterte über die Leitplanke und schlich durch das dichte Gestrüpp, bis er direkt am Abhang stand.
Unter ihm war ein Haus. Ein kleines, hölzernes Strandhaus. Der Salzwind vom Ozean hatte dem ehemals weißen Anstrich übel zugesetzt. Justus kannte das Gebäude. Es gehörte irgendeinem Privatmann aus Los Angeles, der es die meiste Zeit des Jahres jedoch vermietete. Der Erste Detektiv blickte auf das Empfangsgerät. Es bestand kein Zweifel mehr: Der Sender befand sich im Innern des Hauses! Da es auf halber Höhe der Steilküste gebaut worden war, gab es nur zwei Wege, es zu erreichen: über einen schmalen, mit einem Holzgeländer abgesicherten Pfad vom Strand aus, und über eine hölzerne Treppe, die zur Straße führte und nur dreißig Meter von ihnen entfernt endete.
»Hinter den Fenstern brennt Licht«, flüsterte Bob. »Just, meinst du wirklich, dass da unten ... Hugenay sitzt?«
»Das sollten wir auf jeden Fall herausfinden, bevor wir Cotta anrufen«, antwortete Justus.
»Meinst du wirklich?«, fragte Peter entsetzt. »Aber womöglich bemerkt er uns und entwischt uns wieder!«
»Wir brauchen erst einen Beweis. Sonst reißt Cotta uns den Kopf ab.«
Ein Blitz durchzuckte den Nachthimmel und der Wind blies eine Sandwolke vom Strand zu ihnen herauf. »Was schlägst du also vor?«, fragte Bob. »Die Treppe, die zum Haus führt, ist vollkommen dunkel. Wenn ich vorsichtig bin, wird die Person in dem Haus mich nicht bemerken, wer immer es ist. Falls ich Hugenay sehe, gebe ich euch ein Zeichen und ihr ruft Cotta an! Alles klar?« Bevor Bob oder Peter Einspruch erheben konnten, war Justus schon unterwegs. Geduckt schlich er am Rand des Abgrunds entlang bis zur Treppe. Nach ein paar Stufen hatte er das Licht der Straße hinter sich gelassen und tastete sich durch die Dunkelheit. Nur die schwache Beleuchtung hinter den Fenstern wies ihm den Weg. Die Holzstufen knarrten unter seinen Füßen. Das Geländer wackelte bedenklich. Unter ihm rauschten das Meer und der Wind. Der aufgewirbelte feine Sand stach ihm ins Gesicht. Als Justus das Ende der Treppe erreichte, begann der Regen, der sich den ganzen Tag lang angekündigt hatte. Justus trat mit klopfendem Herzen an das Fenster heran und spähte vorsichtig durch die Scheibe. Sie war schmutzig und schmierig und auf den ersten Blick erkannte Justus gar nichts. Doch dann sah er ihn.
Ein hochgewachsener Mann in einem weißen Sommeranzug und mit streng zurückgekämmten schwarzen Haaren stand in einer kleinen Kochnische und rührte in einem Topf. Als er beim Griff nach einem Salzstreuer kurz den Kopf wandte, konnte Justus sein Gesicht sehen. Er war es. Victor Hugenay.
In diesem Augenblick durchzuckte ein Blitz die Nacht und vertrieb die schützende Dunkelheit. Justus duckte sich. Hatte Hugenay ihn gesehen?
Der Erste Detektiv wollte kein Risiko eingehen. Anstatt sich mit einem weiteren Blick durchs Fenster zu vergewissern, blieb er geduckt und schlich ein paar Schritte rückwärts. Dann drehte er sich um und legte den Kopf in den Nacken, dass ihm der Regen in die Augen fiel, um Bob und Peter über ihm ein Zeichen zu geben. Es dauerte einen Moment, bis er ihre beiden Köpfe in der Dunkelheit ausgemacht hatte. Er streckte den Daumen in die Höhe. Peter nickte wild. Er hatte verstanden. Justus' Herz klopfte laut, als er zum beleuchteten Fenster zurückkehrte. Victor Hugenay war tatsächlich hier! Und in wenigen Minuten würde der meistgesuchte Kunstdieb der Welt festgenommen werden. In wenigen Minuten ... Justus spähte wieder durch die Scheibe. Hugenay stand nicht mehr am Herd. Und er sah ihn auch sonst nirgendwo. Wohin war er verschwunden? Hatte er ihn etwa doch bemerkt? Justus drehte sich um - und machte vor Schreck einen kleinen Sprung rückwärts.
Victor Hugenay stand direkt vor ihm. Donnergrollen ließ die Luft erbeben. »Diesmal hat es aber lange gedauert, Justus Jonas.«
Entkommen?
Justus war wie erstarrt. Hugenay hatte ihn entdeckt! Wusste er auch, dass Bob und Peter in der Nähe waren? Hatte er eine Ahnung, dass die Polizei auf dem Weg hierher war? So oder so: Justus musste Zeit gewinnen! »Wie meinen Sie das, Mr Hugenay?«
»Nun, ich rechne mit deinem Besuch, seit ich hier lebe, in deiner direkten Nachbarschaft sozusagen. Ich habe mich gefragt, wie lange es wohl dauert, bis wir uns begegnen. Denn begegnet sind wir uns bisher immer, wenn ich in der Gegend ... zu tun hatte.« Hugenay blickte sich langsam nach links und rechts um. Den
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