Die drei ??? Feuermond
Ruhe lassen sollen, sonst...«
»Sonst?«, fragte der Fahrer lauernd. »Sonst ...«
»Sonst rufen wir die Polizei«, sagte Justus, der von der Veranda aus alles beobachtet hatte und nun seinem Onkel zu Hilfe eilte. »So einfach ist das. Soll ich das übernehmen, Onkel Titus?«
»Nein! Nein, ich glaube, das ist nicht nötig, Justus. Ich ... ich habe alles unter Kontrolle.« Justus runzelte die Stirn. »Tatsächlich?«
»Ja. Ja, habe ich. Dieser Kerl wird es nicht wagen, seinen Müll über mich zu kippen. Deshalb wird auch nichts passieren, solange ich hier stehen bleibe.«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst.«
»Also, was ist jetzt?«, rief der Fahrer über das Brummen des Motors hinweg. »Machen Sie nun Platz oder was?«
»Hören Sie schlecht? Nein, ich mache keinen Platz! Und Sie verschwinden jetzt hier!«
»Aber Mr Barker hat gesagt - «
»Es ist mir vollkommen egal, was Mr Barker gesagt hat! Machen Sie, dass Sie wegkommen! Und dann bleiben Sie gefälligst auch weg!«
Justus sah dem Mann seinen Ärger deutlich an. Sekundenlang schien es, als würde er Onkel Titus' Widerstand einfach ignorieren und seinen Schrottberg doch noch auskippen. Doch schließlich setzte sich der Kipplader mit einem Geräusch wie das Wutschnauben eines Stiers wieder in Bewegung und rollte langsam vom Schrottplatz. Als er auf die Straße gebogen war, atmete Onkel Titus auf. Sein Gesicht war hochrot und er zitterte leicht. Ob vor Wut oder vor Aufregung, vermochte Justus nicht zu sagen.
»Alles in Ordnung, Onkel Titus?«
»Ja, sicher.« Er versuchte ein Lächeln. »Was sollte denn nicht in Ordnung sein?«
Justus musterte seinen Onkel. »Irgendwas geht doch vor sich, Onkel Titus, oder? Die Geschichte mit diesem Mr Barker und seinem Kipplader, der hier ständig auftaucht - da ist doch was faul.«
Onkel Titus sagte nichts. Sein Blick flackerte. Er setzte zu einer Antwort an — und schwieg. Dann holte er tief Luft, machte den Mund auf und -
»Justus!«, gellte Tante Mathildas aufgeregte Stimme quer über den Schrottplatz. »Justus, komm schnell, da kommt wieder was über den Meisterdieb!«
Augenblicklich war der Kipplader-Zwischenfall vergessen. Justus rannte quer über das Gelände, sprang auf die Veranda und stürmte ins Haus. Der Fernseher in der Küche lief auf voller Lautstärke.
Sharon Lockwood, die bekannte Reporterin des Regionalsenders, stand vor einer hohen roten Backsteinmauer, auf der sich gefährlich aussehender Stacheldraht wand, und sprach in die Kamera: »Wir befinden uns hier vor dem Gefängnis von Santa Barbara. Und nur wenige Meter Luftlinie von mir entfernt hinter diesen Mauern sitzt er - der berühmteste Meisterdieb der Gegenwart: Victor Hugenay. Er wurde wegen Gemäldediebstahls in neun Staaten der Welt gesucht und entkam seinen Verfolgern bereits unzählige Male. Bis jetzt. Das behauptet zumindest Inspektor Cotta vom Polizeipräsidium Rocky Beach, der für die Festnahme Hugenays verantwortlich zeichnet. Doch bisher ist noch keinem Kamerateam eine Drehgenehmigung erteilt worden, nicht ein Reporter konnte ein Bild des Gefangenen schießen, und in der ersten und bisher einzigen Pressekonferenz, die vor drei Tagen stattfand, hieß es von offizieller Seite nur: >Die Gerüchte stimmen. Victor Hugenay wurde festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Alles Weitere erfahren Sie zu gegebener Zeit.< Seitdem herrscht Schweigen. Die Bevölkerung fragt sich: Ist der Meisterdieb wirklich in sicherem Gewahrsam? Was verschweigt uns die Polizei?«
Sharon Lockwood wurde ausgeblendet und nun erschienen abwechselnd einige Passanten auf dem Bildschirm, die vom Kamerateam auf den Straßen von Rocky Beach und Santa Barbara angesprochen und zu einem Statement gebracht worden waren. Den Anfang machte ein junger Mann im schwarzen Anzug und mit einer Aktentasche unter dem Arm: »Ja, ich habe davon gehört. Ich glaube wirklich, dass sie ihn geschnappt haben. Ist doch toll! Warum sollte uns die Polizei in diesem Punkt belügen? Das ergibt doch keinen Sinn.« Der Nächste war ein älterer, dicker Mann in einem Holzfällerhemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Er trug eine speckige Baseballkappe. »Die machen uns doch was vor da bei der Polizei. Dieser Hüschänee oder wie der heißt - den sollen die uns erst mal zeigen! Solange ich den nicht sehe, glaube ich auch nicht, dass er im Knast sitzt.«
Dann eine ältere Dame mit riesiger Sonnenbrille: »Ich finde das nicht gut, dass die so gefährliche Leute hier in unserer friedlichen
Weitere Kostenlose Bücher