Die drei ??? Feuermond
kleinen Stadt festhalten. Der soll sofort nach Alcatraz abgeschoben werden! Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher!«
»Das Gefängnis von Alcatraz ist seit 1963 geschlossen«, bemerkte der Reporter.
»Ach ja? Da sehen Sie's: Das kann ja nichts werden.« Der Letzte war ein Jugendlicher in weiten Skaterklamotten. »Also, für mich ist die Sache klar: Der Typ ist ein Meisterdieb, richtig? Das heißt, der ist schon tausendmal in Museen eingebrochen und hat Sicherheitssysteme geknackt und so'n Zeug, stimmt's? Dann kann er ja wohl auch jederzeit aus einem Gefängnis ausbrechen, wenn er will!«
Erneut wurde umgeblendet. Nun befand sich die Kamera nicht mehr bei den Passanten auf der Straße, sondern direkt vor dem Polizeipräsidium in Rocky Beach. Es war dunkel, die Bilder mussten also an einem der vergangenen Abende aufgenommen worden sein. Sharon Lockwoods Stimme war aus dem Hintergrund zu hören, ohne dass man ihr Gesicht sah. »Die Menschen sind verunsichert. Sie haben Angst. Doch die Polizei macht ein Geheimnis aus der Sache und gibt keinerlei Informationen heraus. Warum? Und wie sicher ist die Bevölkerung von Santa Barbara wirklich? Inspektor Cotta könnte das Geheimnis lüften, doch der schweigt beharrlich.« Der aufgezeichnete Bericht endete und es wurde zurück ins Studio des Nachrichtensenders geschaltet. »Danke, Sharon«, sagte der Sprecher. »Und wir bleiben in Rocky Beach. Die Vorbereitungen für die 200-Jahr-Feier der Stadt laufen auf Hochtouren. Am nächsten Wochenende wird der kleine Küstenort die größte Feier seiner Geschichte erleben. Uberall in der Stadt werden bereits fieberhaft Vorkehrungen getroffen für den großen Höhepunkt der Festivität, eine spektakuläre Lichtshow, die der kalifornische Lichtkünstler Albert Glass in Zusammenarbeit mit dem in Rocky Beach lebenden Komponisten Ford Santucci kreiert hat.
Doch das Spektakel steht unter einem schlechten Stern. Der Veranstalter beklagt die mangelhafte Stromversorgung für die Licht- und Soundanlage, die in einer halben Stunde so viel Energie verbraucht wie die Stadt normalerweise an einem ganzen Tag. Die schlechte Versorgung hängt vermutlich mit einer Umspannstation zusammen, die seit der Explosion des Verwaltungsgebäudes von Rocky Beach vor zehn Tagen ausgefallen ist. Charles Knox, Inhaber der Softwarefirma Pixel-Knox und Hauptsponsor der Feierlichkeiten, versprach jedoch, sich persönlich um die kleinen und großen Widrigkeiten zu kümmern. Worauf allerdings nicht einmal der Multimillionär Knox Einfluss haben dürfte, ist das Wetter. El Niño, der uns nun schon seit Wochen das Leben schwer macht, wird uns auch in den nächsten Tagen Kälte und viel Regen bringen. Für das Wo-dienende sind heftige Unwetter vorhergesagt. Hoffen wir, dass die 200-Jahr-Feier nicht ins Wasser fällt.« Justus trat an den Fernseher heran und schaltete ihn aus. »Zum Glück nichts über euch«, sagte Tante Mathilda erleichtert. »Da bin ich aber froh! Das hätte noch gefehlt, dass diese Reporter hierher zu uns auf den Schrottplatz kommen! Andererseits ... der Schrottplatz im Fernsehen, das wäre schon eine gute Werbung für uns. Wenn nächste Woche all die Touristen wegen dieser Lichtshow kommen ... da brauche ich unbedingt deine Hilfe, Justus, ich kann mich doch auf dich verlassen?«
»Klar, Tante Mathilda«, sagte Justus abwesend. »Und dass die Reporter nicht kommen, bleibt hoffentlich so. Inspektor Cotta hat wohl niemandem gesagt, dass wir in die Sache verwickelt waren. Sonst wären wahrscheinlich bereits alle Wilbur Grahams dieser Welt hier aufgetaucht, um uns auszuquetschen.«
»Ich bin jedenfalls so froh, dass diese Sache endlich ein Ende hat! Man musste ja richtig Angst um euch haben, solange dieser Schwerverbrecher auf freiem Fuß war!«
»Er ist kein Schwerverbrecher«, sagte Justus düster. »Du glaubst doch nicht etwa diesen Schwachsinn, den die Leute auf der Straße erzählen! Hugenay ist ein Dieb, ja, aber er ist doch nicht gemeingefährlich! Ihn als Gefahr für die Bevölkerung darzustellen, ist vollkommener Blödsinn! Und es gibt auch kein Geheimnis um ihn. Die Presse bekommt nicht die spektakuläre Story, die sie haben will, also denken sich Leute wie Sharon Lockwood und Wilbur Graham einfach was aus.«
»Ach ja?« Tante Mathilda schien wenig überzeugt. »Und warum sagt euer Inspektor Cotta dann nichts zu der ganzen Geschichte?«
»Er wollte keinen Medienrummel, das ist alles«, sagte Justus und fragte sich im gleichen Augenblick,
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