Die drei ???, Fußball-Falle (drei Fragezeichen) (German Edition)
Spielerbereich? In den Katakomben? Peter runzelte verwundert die Stirn und beschleunigte seine Schritte.
Als er dem Geschrei näher kam, verstand er einzelne Wörter und Wortfetzen, die vorher im Labyrinth der Katakomben unverständlich verhallt waren. Und ihm wurde klar, dass sich hier keineswegs eine französische Spielergattin so furchtbar aufregte. Die Frau schrie auf Englisch.
Er bog um die letzte Ecke. Die Tür zur Kabine der Amerikaner stand sperrangelweit auf. Einzelne Spieler trieben sich auf dem Gang herum, feixten, kratzten sich verlegen am Kopf, hörten gebannt zu.
»Was glaubst du, wie ich dastehe?« Die Stimme der Frau überschlug sich bei dem da . »Die lachen doch schon alle über mich!«
Peter ging noch ein paar Schritte weiter, um in die Kabine sehen zu können.
»Ich würde da jetzt nicht reingehen«, raunte ihm Max zu.
Peter lugte dennoch um die Ecke.
»Was ist denn nur los mit dir? Morgen Abend präsentiere ich meine neueste Kollektion, und ich habe keine Lust, dass alle hinter meinem Rücken tuscheln!«
Eine modisch bis ins Letzte aufgedonnerte blonde Frau stand vor Seaman, der wie ein Häufchen Elend auf der Bank saß. Sie stützte die manikürten Hände in die Hüften, stemmte ihre lila Pumps in den Fliesenboden und funkelte ihn an.
»Seine Göttergattin.« Carter verzog das Gesicht und schüttelte die Hand, als habe er sie sich verbrannt. »Ist auf 180.«
»Du läufst da draußen herum, als wärst du, als wärst du … so kann ich mich doch nicht sehen lassen!«, keifte Mrs Seaman.
Peter verstand die Logik der Aussage zwar nicht ganz, aber die Frau war wirklich wütend. Das war offensichtlich.
Seaman hob beschwichtigend die Hände. »Aber Schatz, ich kann doch –«
»Aber Schatz, aber Schatz, aber Schatz! Spar dir dein ›Aber Schatz‹! Spiel lieber vernünftig Fußball, und schleich nicht wie eine blinde Träne über den Platz!« Mrs Seaman machte auf ihren vergoldeten Pfennigabsätzen kehrt, hob das Kinn und rauschte aus der Kabine.
Einige Spieler und Peter sahen ihr sprachlos hinterher. Dem zweiten Detektiv wurde jetzt erst klar, dass Seaman seiner Frau nichts von seinen wahren Problemen erzählt haben konnte. Sonst wäre sie vermutlich nicht so mit ihm umgesprungen.
Carter ging auf seinen Spieler zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kopf hoch, Jeff, wird schon wieder.«
Seaman lächelte verlegen.
Fünfzehn Minuten später liefen die beiden Mannschaften auf den Platz. Sie posierten für die Pressefotos, stellten sich in einer langen Reihe auf, um den Nationalhymnen zu lauschen, und dann nahmen die Spieler wieder ihre Positionen ein. Das Spiel konnte beginnen.
Peter saß wie beim letzten Mal ganz außen auf der Auswechselbank. Seine Aufgabe war es, immer für genügend Getränke zu sorgen. Als er die Trinkflaschen so nahe wie möglich am Spielfeldrand aufgestellt hatte, wandte auch er sich dem Spielgeschehen zu.
Die Mannschaft ging heute etwas konzentrierter zu Werke als beim letzten Mal. Offenbar wollte man sich rehabilitieren und die Blamage vom letzten Spiel vergessen machen. Doch nach einiger Zeit konnte Peter deutlich beobachten, dass sich die Spielanlage der Amerikaner veränderte. Ihr Schwerpunkt verlagerte sich von der Mitte auf die Außenpositionen. Immer mehr Angriffe liefen über die Flügel, Bälle durch die Mitte wurden immer seltener.
»Habt ihr umgestellt?«, fragte er Perry, der neben ihm saß, und deutete auf das Spielfeld.
Der Co-Trainer nickte. »Zwangsläufig. Wir haben den Spielern gesagt, dass sie über die Flügel gehen sollen, falls Seaman wieder so einen rabenschwarzen Tag erwischt. Natürlich, als er nicht dabei war. Und sieh ihn dir doch bloß an.« Perry zeigte auf Seaman, der am Mittelkreis stand. »Als hätte er Blei in den Schuhen.«
Peter schaute zu dem Kapitän und beobachtete ihn eine Zeitlang. Perry hatte recht. Seaman war zwar bemüht, am Spielgeschehen teilzunehmen, aber mehr auch nicht. Sein Bewegungsradius war äußerst begrenzt, seine Pässe kamen selten an, sein Einsatz ließ immer noch sehr zu wünschen übrig. Auch die Gardinenpredigt seiner Frau war also spurlos an ihm vorbeigegangen. Aber Peter wusste ja, wieso.
»Nehmt ihr ihn raus?«, wollte der Zweite Detektiv von Perry wissen.
»Warte!« Der Co-Trainer und auch der Rest der Bank sprang auf und sah zum gegnerischen Tor. Eine Flanke von links hatte Luc, der Mittelstürmer, volley genommen und einen Kracher an den Pfosten gesetzt. Und im Getümmel, das danach
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