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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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eigenen — und an sein nicht gerade mutiges Ausweichen. Aber der Teufel mochte im Angesicht dieser resoluten Frauensperson Mut besitzen! Ihm blieb nichts anderes übrig, als inbrünstig zu wünschen und zu hoffen, daß alles gut ausgehen möge...
    Als er von einem zweistündigen Spaziergang, der ihn durch den Wald bis nach Maria-Eich führte, zum Hause zurückkam, stand seine Schwägerin Trix — Dr. med. Beatrice Bendig — mit einem kleinen Köfferchen in der Hand vor dem Gartentor.
    »Mein Gott, Trix, warum hast du kein Telegramm geschickt oder mich von München aus angeläutet? Wie lange stehst du hier vor verschlossenen Türen?«
    »Seit zehn Minuten«, antwortete sie munter, »ich bekam in München den Zug nach Greif fing so rasch, daß ich zum Telefonieren keine Zeit mehr fand...«
    »Und die Kinder sind bei Kathis Eltern...«, er warf einen Blick auf seine Uhr, »und jetzt wahrscheinlich schon im >Hubertus< bei der Musi.« Sein Bayerisch sollte heiter klingen, aber er schielte dabei auf ihr Köfferchen und stellte erleichtert fest, daß sie es auf keinen langen Aufenthalt abgesehen haben konnte. Er sperrte das Gartentor und die Haustür auf.
    »Komm herein, Trix, leg ab und sag mir, ob ich dir einen Kaffee brauen soll. Oder traust du meinen Künsten nicht? Dann mach ihn dir selber...«
    »Inkommodier dich nicht, Konrad«, sagte sie, denn sie kam ja geradewegs aus Wien, »ich habe im Zug zu Mittag gegessen und auch Kaffee getrunken. Der Chef war sehr spendabel. Meist ist er knickerig. Aber sein Vortrag auf dem Kongreß war ein Erfolg, das schraubte seine Laune hoch...«
    »Die Kinder bleiben mindestens noch zwei oder drei Stunden aus«, sagte er nervös und öffnete ihr die Tür zum Wohnzimmer.
    »Mein Zug fährt erst um elf Uhr dreißig, und wir können ihnen ja zum >Hubertus< entgegenfahren, wenn sie allzu lang ausbleiben...«
    »So — du willst schon heute weiter...Das wird den Kindern aber leid tun. — Eine Zigarette darf ich dir anbieten, nicht wahr?«
    »Du wirst es nicht für möglich halten, aber ich rauche nicht mehr.«
    »He! Hast du so tiefe Einblicke in Raucherlungen genommen?«
    »Das auch, aber das ist nicht der Grund. Ich wollte einfach einmal sehen, ob ich zu der Willensanstrengung fähig bin, mir die Zigaretten abzugewöhnen.«
    »Und du hast also gesiegt...«
    »Ja, ich habe gesiegt.«
    »Respekt«, sagte er und schnitt einer Zigarre die Spitze ab, f »ich unterliege in diesem Kampf jedesmal kläglich.«
    Weshalb hatte er eigentlich heimlich aufgeatmet, als er hörte, daß sie noch heute Weiterreisen würde? Zwischen den Schwestern Luisa und Trix bestand wenig Ähnlichkeit, so wenig Ähnlichkeit I wie zwischen Britta und Lydia. Aber eine Ähnlichkeit, die ihn I quälte, war vorhanden, der Gleichklang der Stimmen. Wenn er « die Augen schloß — aber er hütete sich davor, sie zu schließen — hätte er meinen können, Luisa säße ihm gegenüber.
    »Ich werde den Wirt vom >Hubertus< doch lieber anläuten«, sagte er, »Komiker hin — Komiker her, die Kinder und Kathi würden es mir nie verzeihen, sie nicht benachrichtigt zu haben, daß du hier bist...«
    »Warte damit noch ein Weilchen«, bat sie, »und wenn ich zwischen Komikern und mir zu entscheiden hätte, zöge ich die Komiker vor...«
    »Na-na!« machte er.
    »Ich bin ziemlich fertig«, sagte sie, »achtzig Vorträge innerhalb I einer kurzen Tagungswoche hält das stärkste Pferd nicht aus — und dazu noch dieser Jahrmarkt der Eitelkeiten!«
    »Was meinst du wohl, was du in dieser Hinsicht auf einem Schriftstellerkongreß erlebst...!«
    »Ich habe genug Fantasie, um es mir vorstellen zu können.« Sie zog die Beine auf die Sitzcouch und strich den Rock über den Knien glatt. »Mama hat mir eifrig geschrieben...«
    »Dann weißt du ja auch, daß wir einen neuen Mann an Bord nehmen«, murmelte er.
    Sie grinste amüsiert: »Eine Hausdame, lieber Gott, und aus dem gräflichen Haus Idell-Idell dazu! Mama ist hingerissen und weggeschleppt. Ihre Briefe waren das reine Flötenkonzert in den höchsten Tönen. — Sag einmal, mußte das sein?«
    »Ich fürchte, es mußte sein — aber ich gebe zu, daß ich mich von deiner guten Mutter ein wenig überfahren ließ. Es lagen ein paar andere Bewerberinnen im Rennen, von denen mir eine eigentlich besser gefiel — das heißt«, fügte er rasch hinzu, um jedes Mißverständnis auszuschließen, »die ich für den Posten und für die Kinder geeigneter gehalten hätte.«
    »Ich verstehe«, nickte

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