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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder
Autoren: Horst Biernath
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Trix, »aber vor dem Schloß Buchhof schmolz Mama dahin.«
    »Ja, so war es«, sagte er und faltete die Hände: »Hoffentlich geht alles gut. Aber wenn es einen Brocken geben wird, an dem ich zu würgen habe, dann wird es weniger dieses Fräulein Zögling sein als vielmehr unsere gute Kathi.«
    »Ich werde sie mir vorknöpfen«, sagte Trix. »Ich habe bei Kathi einen schweren Stein im Brett. Ob es etwas nützen wird, ist natürlich eine andere Sache.«
    »Ach ja«, sagte er, »nimm sie ein wenig ins Gebet, es kann auf keinen Fall etwas schaden. — Und jetzt läute ich den >Hubertus< an.« Er erhob sich und ging in die Diele hinüber, wo das Telefon stand. Trix blickte ihm unter Wimpern, die denen von Lydia ähnelten, nach. Armer Konrad, dachte sie, der Tod Luisas hat dich schwer mitgenommen, du siehst müde und um zehn Jahre gealtert aus. Nach seiner Arbeit wagte sie gar nicht zu fragen, denn sie wußte natürlich aus den Briefen ihrer Mutter, wie jämmerlich es um >Herrn von Steuben< stand.
    Hellwang ließ sie eine ganze Weile allein. Es dauerte lange, bis er Kathi an den Apparat bekam.
    »Ich soll die ganze Bande abholen«, sagte er, als er wieder ins Zimmer kam. »Mach es dir bequem, Trix, ich bin mit der Gesellschaft in einer Viertelstunde wieder hier.«
    Trix baute in seiner Abwesenheit aus dem kleinen Koffer die Geschenke auf, die sie den Kindern und Kathi aus Wien mitgebracht hatte. Für die Mädels je eine Puppe, für Söhnchen ein Auto, das von einer Batterie getrieben lief, und für Kathi ein Nähbesteck in einem grünen Faltlederbeutelchen. Und natürlich legte sie den Kindern auch noch ein paar Tafeln Milchschokolade dazu, die sie am liebsten mochten. Sie wanderte langsam durch das Haus, öffnete die Türen zu den einzelnen Räumen, auch zu Luisas kleinem Zimmer, in das sie sich zurückgezogen hatte, wenn sie einmal das Bedürfnis ankam, sich von allzu viel Familienleben zu erholen. Ein paar alte Möbelstücke, die sie aus dem Elternhaus mitgenommen hatte, standen darin, und über der kleinen Nußbaumkommode hing ihr Bild mit einem Trauerflor, der wahrscheinlich Kathis Werk war. Luisa lächelte ihr entgegen.
    Mein Gott, dachte Trix beklommen, so geht man eines Tages davon und muß alles zurücklassen, woran das Herz hing...
    Das Geschrei der Kinder riß sie aus ihren Gedanken. Sie stürmten das Haus, riefen ihren Namen und rannten durch die Flure und über die Treppen, als wären sie beim Versteckspiel. Sie fing Lydia auf und drückte sie an ihre Brust, Britta umklammerte ihre Beine, und ganz unten pumperte Söhnchen mit der Faust gegen ihr Knie und krähte: »Hast uns auch was mitgebracht, Tante Trix?«
    »Geh, sei doch stad!« ließ sich oben Lydia vernehmen, »so was fragt man doch nicht!«, aber ihre Augen liefen hurtig überall herum, um die Überraschungen zu entdecken, denn Tante Trix war bestimmt nicht mit leeren Händen nach Greiffing gekommen. Endlich kam auch Kathi dazu, Trix zu begrüßen.
    »Na, Kathi«, sagte Trix, nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, »haben Sie unter dem Regiment meiner Mutter sehr zu leiden gehabt?«
    »Mei’, Fräulein Doktor«, antwortete Kathi mit einem freimütigen Grinsen, »die Frau Professor ist schon eine sehr eine eigene Person und hat schon ihre Muck’n g’habt — aber man muß die Leut’ halt nehmen, wie’s sind. Aber jetzt muß ich schaun, daß ich’s Essen auf den Tisch bring. Ich hätt’ Schweinswürschtl mit Kraut daheim, mögen Sie die?«
    »Gern, Kathi — und...«
    »Ich kenn mich schon aus, ein kellerfrisches Bier dazu.«
    »Sie haben es genau erraten, Kathi.«
    Kathi verschwand in der Küche, und Trix führte die Kinder ins Wohnzimmer, wo sie sich auf das Spielzeug stürzten und wo Lydia und Söhnchen sich sofort über die Schokolade hermachten. Britta sparte sie sich für später auf, obwohl sie mit dieser Sparsamkeit immer hereinfiel, denn natürlich luchsten ihr die beiden anderen später Bröckchen um Bröckchen ab.
    Es war ein allzu kurzes Gastspiel, das Trix im Hause >Gode Wind< gab. Die Kinder belegten sie völlig mit Beschlag, sie kam kaum dazu, mit Hellwang ein paar Sätze zu sprechen, und sie kam auch nicht dazu, sich Kathi >vorzuknöpfen<, wie es beabsichtigt gewesen war. Konrad Hellwang wollte seine Schwägerin um zehn mit dem Auto in die Stadt und zur Bahn bringen, aber sie bestand darauf, in Greiffing den Zehn-Uhr-zwanzig-Zug zu nehmen. Söhnchen schlief schon, als Hellwang und die beiden Mädels Trix zur Station
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