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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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den Kleinen in ihr Zimmer hinauf. Trix legte den Arm zärtlich um Brittas Schultern und brachte sie ins Kinderzimmer. Kathi hatte den beiden anderen mit drei Spinattagen hintereinander gedroht, falls sie sich nicht stad verhielten. Sie richtete das Bett her, Trix entkleidete Britta und deckte sie warm zu. Sie setzte sich zu ihr auf den Bettrand und hielt ihre trockenen, heißen Hände.
    »Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, mein Kleines«, sagte sie. »Wenn du durchaus nicht ins Krankenhaus gehen willst, dann werde ich dafür sorgen, daß du daheim bleiben darfst.«
    »Ehrenwort, Tante Trix?«
    »Mein großes Ehrenwort darauf! — Aber nun überlege dir auch einmal folgendes: Diphtheritis ist eine gefährliche Krankheit — nicht für solch große Kinder wie für dich. Von zehn Jahren ab übersteht man sie leicht. Ich selber habe Diphtherie gehabt, als ich zwölf war, schau an, also genau so alt wie du. Es war überhaupt nicht schlimm, nur ein bißchen langweilig, weil man eben im Bett liegen mußte. — Aber sehr bös kann die Geschichte ausgehen, wenn kleine Kinder diese Krankheit erwischen. Und sie ist sehr ansteckend. Weißt du, da braucht Söhnchen zum Beispiel nur einen Türdrücker anzufassen, den du vorher berührt hast — und schwupps, schon hat er sie!«
    »Und müßte Söhnchen daran sterben?« fragte Britta ängstlich gespannt.
    »Er ist halt noch ein sehr kleiner Bub«, antwortete Trix ausweichend, »bei ihm müßte man sich schon aufs Schlimmste gefaßt machen. — Aber wie gesagt und versprochen, wenn du durchaus daheim bleiben willst, dann werde ich es auch durchsetzen, daß wir dich hier behalten.«
    Kathi brachte das Fieberthermometer und steckte es Britta in den Mund: »Aber beiß nicht drauf und schluck’s net nunter!« warnte sie.
    »I bin doch net blöd!«
    »Hat mein Schwager den Arzt erreicht, Kathi?«
    »Ja, er hat grad aufgelegt, wie ich durch die Diele ging. Ich glaub’, der Herr Dr. Lechner wird gleich hier sein. Ein netter Herr. Kennen Sie ihn, Fräulein Trix?«
    »Nein, ich kenne ihn nicht, ich habe nur von ihm gehört. Meine Schwester hielt auf ihn, wie ich weiß, große Stücke. Aber räumen Sie jetzt den Tisch ab, Kathi, und legen Sie ein frisches Handtuch und ein Stück Seife ins Badezimmer.«
    »Is schon g’schehn.«
    Hellwang hatte dem Doktor Brittas Zustand geschildert und auch seine Befürchtung ausgesprochen, daß es sich um eine diphtherische Infektion handeln könne, da die Kinder mit dem Stangl-Buben gespielt hätten, dessen Schwester Dr. Lechner ja behandelt hatte. Er wollte ins Eßzimmer zurückgehen, als Kathi die Treppe hinunterkam, um dort das Kaffeegeschirr abzuräumen. Sie ließ ihm den Vortritt.
    »Sie haben doch gewußt, Kathi, daß die Schwester von dem verdammten Bengel erkrankt ist«, sagte er vorwurfsvoll, als beschuldige er Kathi, Brittas Erkrankung durch eine grobe Nachlässigkeit verursacht zu haben.
    »Freilich hab’ ich’s gewußt«, gab Kathi zu, »und ich hab’ den Malefizbubn ja auch zehnmal aus dem Garten gejagt und den
    Kindern streng verboten, mit ihm zu spielen. Aber es hat nix g’nutzt. Sie sind fortgelaufen und haben sich eben mit dem Mistbuben, mit dem mistigen, irgendwo anders getroffen, wo ich sie nicht hab’ erwischen können.«
    »Verdammt noch mal«, knurrte er, »wenn Sie allein mit den Kindern nicht fertig wurden, dann hätten Sie es eben mir sagen müssen. Ich hätt’ ihnen schon den Marsch geblasen!«
    Kathi stellte das Tablett mit dem Kaffeegeschirr ab. Sie stieß die Luft kurz und scharf durch die Nase, es klang recht bös: »Ihnen?!« zischte sie ihn an, »dees werden Sie mir net einreden, Herr Doktor, das nicht! Denn mit Ihnen war in der letzten Zeit überhaupts nicht zu reden. Wenn ich Ihnen was g’sagt hätt’, dann hätten Sie mich nur angeranzt, daß ich Eahna mit solchenen Sachen z’frieden lassen soll. Oder Sie hätten die Kinder recht z’ammengestaucht, daß ich hinterher mei’ liebe Not g’habt hätt’, sie wieder zu beruhigen. Denn, wenn Sie’s nicht wissen sollten, will und muß ich’s Ihnen sagen: Seit Wochen haben Sie mit den Kindern kein freundliches Wörtl mehr gesprochen. Ganz eingeschüchtert sind sie und tun hier umeinanderschleichen, als ob’s nicht ihr Elternhaus wär, worin sie leben, sondern ‘s Stadelheimer Strafgefängnis. Und jetzt möchten Sie die Schuld, daß die Britta krank geworden ist, noch mir aufpacken — dees möchten’S! Ha, aber do san’S bei mir an die falsche Adreß

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