Die drei Hellwang-Kinder
anderen Seite wieder heraus, jawohl.«
»Dein Vater scheint aus Gußeisen gewesen zu sein.«
»Das war er wirklich!« knurrte Hellwang und kippte rasch noch den zweiten Kognak hinterher.
Trix legte ihre Hand auf Brittas Stirn: »Aber Britta ist nicht aus Gußeisen, und ich fürchte, sie hat Fieber.«
»Kinder fiebern bei jedem Schnupfen«, sagte er kaltblütig, »glaub es mir. Ich kenne mich doch mit den Kindern aus. Denen fehlt alle Naslang was.«
Trix vertraute seiner größeren Erfahrung. Aber Brittas Zustand verschlechterte sich zusehends. Beim Kaffee saß sie völlig apathisch am Tisch und rührte den irischen Zwetschgendatschi, von dem sie sonst ein halbes Blech vertilgen konnte, nicht an.
»Wenn es Diphtherie wäre...«, sagte Trix beunruhigt.
»Um Himmels willen, mal den Teufel nicht an die Wand!« sagte Hellwang, aber er war lange nicht mehr so sicher wie vorher.
»Ui, fein!« jauchzte Lydia, »da bräucht ich nicht in die Schul z’gehen. Dem Stangl Toni sei’ Schwester hat auch Differie, und der Toni derf drei Wochen mindest dahoam bleim!«
»Was erzählst du da?« Hellwang sprang auf, als hätte er sich auf eine glühende Herdplatte gesetzt.
»Bestimmt!« versicherte Lydia, »der Toni hat’s doch selber gesagt, daß der Doktor ihm verboten hat, in die Schule zu gehen.«
»Wann seid ihr denn mit dem Toni zusammen gewesen?« fragte Trix einigermaßen verstört.
»Na, gestern und vorgestern und Überhaupts allweil.«
»Und hat euch denn niemand gesagt, daß ihr euch dadurch anstecken und selber krank werden könnt?« fragte Hellwang und zerrte an seinen Haaren.
Lydia wurde ziemlich verlegen: »Freilich, die Kathi hat schon gesagt, daß wir mit dem Toni nimmer spuin dürfen und hat ihn auch aus’m Garten g’scheucht — aber der Toni hat gemeint, daß er kein gefährlicher Umgang nicht ist, weil er gleich vom Dr. Lechner a Spritz’n in die Brust gekriegt hat. Und er hat gesagt, daß er noch stocknarrisch wird, wenn er immer allein sein muß.«
»Also da haben wir die Bescherung!« stieß Hellwang hervor. Er drehte sich einmal halb um die eigene Achse, als beabsichtige er, zehnerlei zu gleicher Zeit zu tun. »Diphtheritis!« keuchte er und zerstampfte die kaum angerauchte Zigarre im Aschenbecher, »womöglich haben es die beiden anderen auch schon! Himmel, Zwirn und Wolkenbruch, das hat mir gerade noch gefehlt!«
»Ruhe!« befahl Trix energisch, »und außerdem kann es auch nur eine Angina sein. Auf jeden Fall stecke ich Britta jetzt ins Bett. Rufe du sofort den Arzt an!«
»Angina...«, knurrte Hellwang erbittert, »es ist Diphtherie, verlaß dich darauf! Ich kenne das doch! Wenn hier im Umkreis von zwanzig Kilometer eine Krankheit ausbricht, dann sind unsere Kinder ganz gewiß die ersten, die es erwischt. Weiß der Teufel, woher sie das haben. Von mir nicht! Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht ernsthaft krank gewesen. Kann ich mir gar nicht leisten.«
»Sie haben es von der Bendigschen Seite, falls dich das beruhigt«, fiel Trix gereizt ein, »und nun geh endlich an den Apparat und ruf den Doktor her!«
»Entschuldige schon«, brummte er, »aber mir bleibt auch nichts erspart!« und er stürzte in die Diele zum Telefon.
Trix schaute ihm kopfschüttelnd nach und sah Kathi aus großen Augen an: »Ich erkenne ihn nicht wieder«, murmelte sie.
»Gell«, sagte Kathi und fuhr sich mit dem Schürzenzipfel über die Augen, »jetzt merken Sie’s selber, wie der Mann sich g’wandelt hat. Sich selber bedauern tut er...naa, naa, naa!«
»Muß ich ins Krankenhaus?« schluchzte Britta und klammerte sich an Trix. Sie zitterte vor Furcht, und Trix wußte sofort, woran sie dachte, und daß das Krankenhaus in ihrer Vorstellung seit Luisas Tod mit Niewiederkehren gleichbedeutend war.
»Freilich mußt ins Krankenhaus!« versicherte Lydia, »dem Toni sei’ Schwester ham de Santöter aa glei abgeholt. Auf einer Tragbahren ham sie’s furtg’schafft!« Sie bekam von Trix einen Klaps auf den voreiligen Mund: »Halt du deinen Schnabel!«
»Ich will aber nicht ins Krankenhaus!« bettelte Britta unter Tränen, »bitte, bitte, liebe Tante Trix, erlaub dem Konni nicht, daß er mich fortschaffen läßt!«
»Nun heul doch nicht gleich, Kleines! So beruhige dich doch! Vielleicht ist es gar keine schlimme Krankheit. Wir müssen erst einmal abwarten, was der Doktor Lechner dazu sagt.«
»Nein, nein! Du mußt mir in die Hand versprechen, daß ich nicht ins Krankenhaus komm!«
Kathi führte Lydia und
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