Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
lauernd hinzu: »Sie ist abr auch schon a b’sonders liabe Person, unser Fräulein Doktor Trix! I, wann i a Mannsbuild waar, oh mei’...!« Und sie seufzte tief auf.
    Hellwang steuerte den Wagen durch einen Blätterwirbel hindurch. Rote Ahornblätter tanzten gegen die Windschutzscheibe und preßten sich gegen sie. Hellwang ließ den Scheibenwischer laufen, der kleine Motor summte eifrig, aber die Blätter blieben kleben. Hellwang bremste, stieg aus und entfernte die Blätter, die seine Sicht behinderten.
    »Ja, Kathi«, murmelte er, als er den Wagen wieder in Fahrt brachte, »das wird für Britta ein kummervoller Tag werden, wenn für meine Schwägerin Trix die Abschiedsstunde schlägt.
    Und ich fürchte, wir müssen uns bald darauf gefaßt machen, wieder allein zu hausen.«
    »Warumma?« fragte Kathi mit störrischem Gesicht, »ich mein, warum muß das Fräulein Doktor wieder fort?«
    »Warum! Weil sie ihren Beruf hat!« knurrte er gereizt. Kathi verzichtete auf eine Fortsetzung des Gesprächs. Sie lehnte sich tief in die Polster zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Hellwang verzog das Gesicht, als sie die Luft zwischen Schneide- und Eckzahn zischend einsog.
    Trix öffnete das Tor, als sie den Wagen kommen hörte, und Hellwang fuhr in die Garage ein.
    »Wie geht’s Britta?« fragte sie. Ihre Hände waren voller Erde. Sie wischte sich die Haare, die unter dem bunten Kopftuch hervorquollen, mit dem Arm aus der Stirn.
    »Oiwei verlangt’s nach Eahna, Fräulein Doktor«, antwortete Kathi anstelle Hellwangs, an den die Frage eigentlich gerichtet war.
    »Ich fahre nachmittags in die Stadt. Sie können das Essen schon auf setzen, Kathi.« Lydia und Söhnchen hängten sich in Kathis Arme und verschwanden mit ihr im Haus, um in die Kochtöpfe zu gucken.
    »Willst du den Wagen nehmen?« fragte Hellwang.
    »Nein, der Trubel ist mir zu groß, und das ewige Gefrett mit den Parkplätzen. Nein, ich fahre mit der Bahn.«
    Hellwang schloß die Garagentür: »Post gekommen?« fragte er über die Schulter. Trix schüttelte den Kopf. Er schloß das Tor ab: »Auch für dich nichts?«
    »Nein, man scheint sich um mich nicht gerade zu reißen...«
    Er zündete sich eine Zigarette an und bohrte das abgebrannte Zündholz in die Markröhre eines abgebrochenen Jasminzweiges: »Kathi meinte unterwegs, daß es für Britta ein sehr böser Tag werden wird, wenn sie erfährt, daß du uns verläßt. — Ich getraue mich jedenfalls nicht, es ihr beizubringen. Das mußt du schon selber besorgen, Trix.«
    »Mein Gott«, sagte sie etwas bestürzt, »aber schließlich muß Britta es doch einsehen, daß ich nicht ewig hier bleiben kann.«
    »Gewiß, gewiß«, murmelte er, »aber mach ihr das lieber selber klar.« Er ging neben Trix über den Rasen. Vor dem Erdbeerbeet blieb sie stehen. Mehr als zwei Drittel der Anlage waren vom Unkraut und von den wuchernden Ausläufern befreit. Hellwang scharrte mit der Spitze seines Schuhes in der schwarzen lockeren
    Erde: »Was du dir da für eine Arbeit gemacht hast! Sauber ist das Beet geworden, blitzsauber. Ich habe einmal versucht, da Ordnung reinzubringen, aber ich habe den Versuch bald aufgegeben. Nur eine Frau bringt soviel Geduld auf.«
    »Ohne uns liefet ihr ja wahrscheinlich heute noch mit Steinbeulen herum«, sagte sie mit einem kleinen Lachen.
    »Oder im Paradies«, erwiderte er. »Aber schau, Trix, nun machst du dir diese Arbeit und plagst dich hier ab — und wirst nichts von deiner Mühe haben, es sei denn, daß du uns versprichst, deinen Urlaub im kommenden Jahr zur Erdbeerzeit bei uns zu verbringen.«
    »Vorsicht!« warnte sie, »sei mit deinen Einladungen vorsichtig, ich gehöre nämlich nicht zu den Leuten, die sich zweimal nötigen lassen.«
    »Ach, Trix, du weißt doch genau, wie willkommen du uns jederzeit bist!«
    »Wirklich?« fragte sie blinzelnd.
    »Wie kannst du fragen!«
    »Nun, vor drei Wochen hatte ich gar nicht das Gefühl, daß dir mein Besuch sehr gelegen kam.« Sie sah ihn von der Seite an, ihre weißen Zähne schimmerten zwischen den Lippen auf: »Na, habe ich recht, Konrad?«
    »Aber ich bitte dich, das ist doch Unsinn!« rief er überstürzt. »Selbstverständlich freute ich mich über deinen Besuch! Ich fürchtete nur, du würdest dich hier nicht wohl fühlen. Sieh einmal, du hattest das Haus in Erinnerung, wie es früher einmal war, als du die Schul- und Semesterferien bei uns verbrachtest. Und du hattest wohl auch mich in Erinnerung, wie ich damals gewesen bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher