Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H: drei !!! Kuss-Alarm
gehen will. Damals hab ich ja ›Brauche noch Zeit‹ zurückgeschrieben, aber gestern ... also gestern, als wir zusammen beim Schwimmen waren, hab ich Ja gesagt. Stell dir vor! Und dann ist es passiert. Er hat mich geküsst, und ich hab ihn geküsst. Und ich glaub, jetzt sind wir zusammen. Was sagst du dazu?«
Marie war so überfordert von Franzis Redeschwall, dass sie erst mal überhaupt nicht wusste, wie sie reagieren sollte. »Äh ... ja, toll. Das klingt gut.«
»Gut?«, wiederholte Franzi entrüstet. »Das ist megasuperwahnsinnsgut! Aber du freust dich ja gar nicht für mich! Bist du etwa eifersüchtig?«
»Nein, nein ...«, sagte Marie. »Es ist nur ...« Sie stockte, weil der Schmerz sie wieder überrollte.
Jetzt merkte Franzi endlich, dass etwas nicht stimmte. »Hey? Was ist los? Geht’s dir nicht gut?«
»Nein«, sagte Marie leise. »Ich war doch bei meiner Tante.« »Stimmt«, sagte Franzi. »Sorry! Das hab ich total vergessen. Und, wie war es? Was hat sie dir erzählt?«
Marie schluckte. Dann fasste sie das Gespräch mit ihrer Tante kurz zusammen und nannte am Schluss ihre Vermutung.
Franzi brauchte ein paar Sekunden, bis sie es verdaut hatte. Dann sagte sie: »Das ist ja furchtbar! Und ich Hornochse labere dich die ganze Zeit voll. Entschuldige! Wenn ich das gewusst hätte ... Und du meinst wirklich, dass deine Mutter das getan haben könnte, obwohl sie so ein fröhlicher Mensch gewesen ist?«
»Keine Ahnung«, sagte Marie. »Ich weiß ja so wenig über sie.« »Rede mit deinem Vater«, schlug Franzi vor. »Jetzt muss er dir endlich die ganze Wahrheit sagen. Du hast ein Recht darauf.«
Marie drückte das Handy noch fester ans Ohr, bis es wehtat. »Ja, das stimmt. Ich werde ihn fragen, gleich wenn er heute nach Hause kommt.«
»Mach das!«, sagte Franzi. »Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen? Soll ich vorher noch schnell vorbeischauen? Oder soll ich Kim Bescheid geben, damit sie dich anruft?«
»Nein, danke«, antwortete Marie. »Ich schaff das schon alleine.«
»Wirklich?«, hakte Franzi besorgt nach.
Marie seufzte. »Ja, wirklich!«
Doch als sie sich von Franzi verabschiedet und aufgelegt hatte, war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher. Sofort erdrückte die Stille der großen Wohnung sie wieder. Sie musste sich mit irgendetwas ablenken. Etwas essen vielleicht? Nein, sie hatte keinen Hunger. Oder was lesen? Kein Buch der Welt konntegerade spannend genug sein, und außerdem hatte sie keine Lust zu lesen. Aber was sollte sie dann tun? Unruhig tigerte sie durch die Wohnung und landete am Ende wieder im Büro ihres Vaters. Weil ihr immer noch eiskalt war, nahm sie seine Wolljacke und kuschelte sich hinein. Dann setzte sie sich an seinen Schreibtisch und starrte auf die unordentlichen Papierund Bücherstapel. Der Zeitungsartikel über den Unfall lag nicht mehr dort, den hatte ihr Vater wahrscheinlich an einem sicheren Ort versteckt. Marie griff nach einem Fachbuch über Kriminalistik, in dem Herr Grevenbroich regelmäßig nachschlug, wenn er für seine Rolle als Hauptkommissar Brockmeier etwas genauer wissen wollte. Normalerweise fand Marie solche Dinge total spannend, aber heute blätterte sie nur lustlos in dem Buch herum. Gerade wollte sie es wieder weglegen, als plötzlich ein Blatt Papier zwischen den Seiten herausfiel und auf den Boden segelte. Marie bückte sich danach und war kurz davor, das Blatt zurück ins Buch zu stecken, als ihr Blick bei der obersten Zeile hängen blieb. Sie bestand nur aus einem Wort: »Liebste!«
Maries Herz verkrampfte sich, und die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Bitte nicht!, dachte sie. Nein, das darf nicht wahr sein! Aber es gab keinen Zweifel, wer diesen Brief geschrieben hatte: ihr Vater! Seine Schrift würde sie unter tausend anderen Schriften sofort erkennen.
Liebste!
Gestern haben wir uns gesehen, aber es kommt mir schon wieder ewig her vor. Außerdem konnten wir da nur so kurz miteinander reden, und wir waren nicht allein. Jeden Augenblick hätte jemand hereinplatzen und uns stören können. Dabei hätte ich Dich so gerne die Stelle an Deinem Hals berührt, die so wundervoll nach Rosen duftet. Ich verzehre mich nach Dir: nach Deinem Duft, nachDeinen weichen Lippen, nach Deiner Wärme und Zärtlichkeit. Jede Minute, jeder Tag, den ich ohne Dich verbringen muss, ist leer und sinnlos. Nichts macht mir Freude, wenn Du nicht in meiner Nähe bist. Ich tue zwar so, als würde ich Spaß haben beim Drehen, aber in Wirklichkeit bin ich mit
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