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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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bereitstanden. Ich setzte mich an einen winzigen Teich, der aus einem alten Spülbecken bestand und mit hohem, weiß blühendem Schilf bewachsen war, und beobachtete, wie die Mauern ringsum die Nachmittagssonne reflektierten. Zwei Frauen tauchten auf, die eine wies die andere mit dem Zeigefinger auf verschiedene Sachen hin. Als sie näher kamen, hockte die ältere von beiden sich hin und zupfte eine Handvoll Unkraut aus. Als sie wieder aufstand, lächelte sie und sagte: »Bonjour.«
    »Bonjour, Madame«, erwiderte ich höflich. »Ihr Garten, er ist wunderschön.«
    »Danke, aber er ist nicht der meine. Er ist ein Nachbarschaftsprojekt. Wir sind zu mehreren und man kümmert sich gemeinsam.«
    (Wir sprachen französisch.)
    »Er ist wirklich formidabel.« Ich lächelte. Mehr hatte ich nicht zu sagen, doch sie blickte mich erwartungsvoll an, so als hätte ihr etwas in meiner Stimme verraten, dass ich noch nicht fertig war. Also redete ich weiter.
    »Ich mag besonders die Pflanzen in diesem kleinen Wasser.« (Das Wort für Teich war mir kurzfristig entfallen.)
    »Ah ja, sie sind wunderschön, nicht wahr? Es war Monsieur Girault, der diese kleine Ecke gestaltet hat. Er wird entzückt sein zu erfahren, dass es Ihnen so sehr gefällt.« Sie rief durch den Garten nach dem Mann, an dem ich kurz zuvor vorbeigekommen war. Jetzt kam er auf uns zugeschlendert. »Dieser Monsieur hat Ihren Teich gelobt.«
    (Ich errötete, als mir klar wurde, dass ich das Wort für Teich die ganze Zeit gewusst hatte.)
    »Eine Freundin hat mir von Ihrem Garten erzählt.« Plötzlich befiel mich Schüchternheit, ich wollte mich nicht mehr mit diesen Fremden unterhalten. »Es war reine Neugier, dass ich vorbeigekommen bin, und es ist ein großes Vergnügen. Ich bin froh, gekommen zu sein.«
    »Danke vielmals. Sagen Sie doch, bitte, wie nennt sich Ihre Freundin?«
    »Sie war Amerikanerin und sie nannte sich … Butterfly.« Obwohl es ein merkwürdiges Gefühl war, einem Fremden gegenüber von Tomomi Ishikawa als Butterfly zu sprechen, erschien mir ihr wahrer Name zu kompliziert für dieses Gespräch.
    Der Mann runzelte die Stirn. »Und Sie sind Mister …«
    »Constable. Ben Constable.«
    »Philippe Girault.« Er streckte mir die Hand hin und ich schüttelte sie. »Vielleicht würde Sie das Blumenbeet interessieren, das ich seit einigen Monaten für eine abwesende Freundin pflege. Bitte, folgen Sie mir.«
    Ich interessierte mich kein bisschen für die Blumen seiner Freundin, aber ablehnen konnte ich natürlich auch nicht. Also folgte ich dem Mann über den schmalen Steinpfad zwischen Kräutern und Wildblumen hindurch zu einem kleinen, bunt bepflanzten Beet.
    Der Mann blieb stehen. »Sehen Sie hier.«
    »Sehr hübsch«, erwiderte ich. Und dann, aus Angst, ihn zu enttäuschen, fügte ich schnell hinzu: »Wirklich, ich bin entzückt.«
    »Ich denke, ich werde Ihnen einen kleinen Moment lassen, um die Blumen zu bewundern«, sagte er und gesellte sich wieder zu den zwei Frauen, mit denen er leise redete.
    Was sollte ich denn jetzt machen? Hielten die mich für einen vagabundierenden Pflanzenfanatiker oder so was?
    Ich hatte keine Ahnung vom Gärtnern und war erstaunt, wie viele Arten ich erkannte. In dem Beet vor mir wuchsen Fingerhut und irgendeine Art riesiger Gänseblümchen, Löwenmäulchen und ein Strauch voller Blüten, die ich als Tanzende Prinzessinnen kannte. Woher wusste ich bloß all diese Namen?
    Nach fünfzehn Sekunden intensiven Bewunderns beschloss ich zu gehen. Ich rief zu dem Grüppchen hinüber: »Vielen Dank und einen guten restlichen Tag!« Ich winkte und machte mich so schnell es ging, ohne dass mein Aufbruch überstürzt wirkte, auf den Weg zum Ausgang.
    »Warten Sie, Monsieur!«, rief der Mann mir nach.
    Ich blieb stehen.
    Eilig kam er auf mich zugestapft. »Monsieur, entschuldigen Sie. Ich fürchte, Sie haben die Blumen nicht ausreichend angesehen.«
    »Glauben Sie?«
    »Ja, sehen Sie.« Er hob die Hand und dirigierte mich wieder zu dem Blumenbeet.
    Ich blickte hinunter und starrte gut und gerne eine Minute lang angestrengt auf die Blüten. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich das wohl machen musste, damit er zufrieden war. Fragend sah ich wieder zu ihm auf.
    »Neben den Pflanzen stehen kleine Tafeln mit den Namen darauf«, informierte er mich.
    Ich hockte mich hin und sah mir die Plastikschildchen, die in der Erde steckten, genau an. Die winzigen Filzstiftbuchstaben waren schon ein wenig ausgeblichen. Die Namen waren alle lateinisch

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