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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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weit, ihn zu hören, und wenn er ihn richtig gehört hätte, so hätte er in der Stimmung, die ihn jetzt beherrschte, schwerlich darauf geachtet... Er begab sich geradeswegs zum Palais des Herrn von Tréville, wo er, wie man sich erinnern wird, am verflossenen Abend nur einen kurzen, förmlichen Besuch gemacht hatte. Herr von Tréville war in der fröhlichsten Stimmung. König und Königin hatten ihn auf dem Stadtschöffenball durch huldvolle Ansprachen ausgezeichnet. Der Kardinal dagegen war freilich
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    höchst griesgrämig und unwirsch gewesen. Um ein Uhr morgens hatte er sich unter dem Vorwand zurückgezogen, es sei ihm nicht ganz wohl. Ihre Majestäten dagege n hatten sich erst in der sechsten Stunde wieder nach dem Louvre begeben.
    »Und nun«, sagte Tréville, indem er die Stimme senkte und sich in dem Zimmer nach allen Himmelsrichtungen vorsichtig umschaute, ob sie auch wirklich allein seien, »nun reden wir von Ihnen, junger Freund; denn es steht ganz außer Zweifel, daß Ihre glückliche Wiederkehr zu der großen Freude des Königs, zu dem Triumph der Königin und zu der Mißlaune des Kardinals das meiste beigetragen hat... Sie werden gut tun, sich recht in acht zu nehmen.« – »Was habe ich denn zu fürchten«, versetzte d'Artagnan, »solange mir die Gunst Ihrer Majestäten gehört?« –
    »Alles, glauben Sie mir! Der Kardinal ist nicht der Mann, der eine Irreführung verzeihen könnte, die ihm einen so dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat. Er wird mit dem, der ihm so mitgespielt hat, abrechnen, und ich vermute, daß ein gewisser Gascogner aus meiner Bekanntschaft mit solcher Abrechnung zu rechnen haben dürfte.«
    »Glauben Sie, daß der Kardinal erfahren hat, daß ich in London gewesen bin?« – »Teufel auch! Sie sind in London gewesen? Stammt der herrliche Diamant an Ihrem Finger etwa auch aus London? Seien Sie auf der Hut, mein lieber
    d'Artagnan, ein Danaergeschenk ist keine schöne Sache; wie gesagt, seien Sie auf der Hut!« – »Aber dieser Diamant stammt nicht von einem Feind, Herr, sondern von Ihrer Majestät der Königin.« – »Von der Königin? Oho!« rief Tréville; »ein wahrhaft königliches Präsent, das seine tausend Goldfüchse wert ist! Durch wen hat es die Königin Ihnen zugestellt?« – »Sie hat es mir eigenhändig überreicht.« – »In Gegenwart von Zeugen?«
    rief Tréville; »oh, die unbedachte, dreimal unbedachte Frau!« –
    »Nicht doch, Herr von Tréville, beruhigen Sie sich, es hat sie niemand gesehen«, erwiderte d'Artagnan und erzählte nun, wie sich der ganze Vorgang abgespielt hatte. – »Oh, die Weiber, die
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    Weiber!« rief der alte Soldat, »die kenne ich an ihrer romantischen Phantasie! Alles, was ein bißchen nach Geheimnis duftet, reizt sie; Sie haben also den Arm gesehen, und damit gut; Sie würden die Königin treffen und doch nicht kennen; die Königin würde Ihnen in den Weg treten und nicht wissen, wer Sie sind.«
    »Aber dank diesem Diamanten...« hub der junge Mann an. –
    »Soll ich Ihnen einen Rat geben«, fiel ihm Herr von Tréville ins Wort, »einen guten Rat, einen Rat als aufrichtiger Freund?« –
    »Ich werde Ihnen dankbar sein für solche Ehre, Herr«, versetzte d'Artagnan. – »Nun, so gehen Sie zum ersten besten
    Goldschmied und verkaufen den Ring für den Preis, den er Ihnen dafür bietet; mag er ein noch so schlimmer Jude sein, achthundert Pistolen gibt er Ihnen doch dafür. Die Pistolen, junger Mann, haben keinen Namen, der Ring da aber einen gar schrecklichen, der dem, der ihn trägt, zum schlimmen Verräter werden kann!« – »Den Ring verkaufen, den meine Königin mir gegeben hat? Nie und nimmer!« rief d'Artagnan. – »Dann drehen Sie wenigstens den Stein nach innen, denn daß ein gascognischer Fähnrich solche Juwelen nicht im Schrein seiner Mutter findet, weiß man doch.« – »Sie meinen also, ich hätte etwas zu fürchten?« – »Und zwar so viel, junger Mann, daß jeder, der auf einer Mine schläft, deren Lunte schon brennt, im Vergleich mit Ihnen sich todsicher wähnen kann.«
    »Teufel auch!« rief d'Artagnan, den Trévilles bestimmter Ton zu beunruhigen anfing, »was bleibt da zu tun?« – »Sie müssen ständig auf der Hut sein, vor allem auf der Hut sein! Der Kardinal hat ein zähes Gedächtnis und einen Arm, der weit reicht; glauben Sie mir, er wird Ihnen etwas auswischen.« –
    »Aber was denn?« – »Ei, weiß ich es? Hat er nicht alle Ränke und Listen des Dämons zu Diensten? Das mindeste,

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