Die drei Musketiere
er sich zu Athos, Porthos und Aramis. Keiner von ihnen war schon wieder zu Hause. Auch ihre Pagen waren abwesend; es ließ sich über keinen irgendwelche Auskunft erlangen. Gern hätte er sich über sie bei ihren Herzdamen unterrichtet; aber ihm war weder die von Porthos noch die von Aramis bekannt, und was Athos betrifft, so kümmerte er sich überhaupt nicht um Damen. Als er an der Gardekaserne vorbeiging, warf er einen Blick in den Stall. Drei Pferde von den vieren waren schon da. Planchet war ganz außer sich vor Freude und hatte schon zwei davon
gestriegelt. »Ach, Herr,« rief er, »ein wahres Glück, daß ich Sie sehe!« – »Wieso, Planchet?« fragte d'Artagnan. – »Würden Sie Herrn Bonacieux, Ihrem Wirt, trauen?« – »Nicht über den Weg!« – »Oh, das ist recht von Ihnen, Herr!« – »Wie kommst du zu dieser Frage?« – »Während Sie mit ihm im Gespräch waren, habe ich den Blick nicht von seinem Gesicht gewandt. Es hat ein paarmal die Farbe gewechselt, Herr!« – »Pah!« – »Der Herr hat's nicht bemerkt, weil er bloß den Brief im Kopf hatte, der auf so sonderbare Weise in die Stube gekommen war; ich habe aber, dadurch mißtrauisch gemacht, keinen Blick von seinem Gesicht gelassen.« – »Und wie ist's dir vorgekommen?«
– »Als das eines richtigen Verräters!« – »Was du sagst!« – »Und als der Herr gegangen und um die nächste Ecke verschwunden war, hat Herr Bonacieux seinen Hut genommen, die Tür
abgeschlossen und ist die entgegengesetzte Straße entlang gerannt.«
»Du hast recht, Planchet«, erwiderte d'Artagnan, »mir scheint dies alles höchst verdächtig; aber sei ruhig! Seinen Zins soll er erst bekommen, wenn er uns reinen Wein über das alles
eingeschenkt hat.« – »Der Herr beliebt zu scherzen, er wird aber schon sehen!« – »Aber, Planchet! Rede doch nicht; was kommen soll, das kommt!« – »Der Herr verzichtet also nicht auf
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die für heute abend in Aussicht genommene Lustpartie?« – »Im Gegenteil, Planchet! Je schlechter ich auf Herrn Bonacieux zu sprechen bin, desto erpichter bin ich auf das mir durch den Brief, der dir den Kopf so dick macht, bewilligte Stelldichein.«
– »Nun, wenn es der feste Entschluß des Herrn ist...« – »Mein unerschütterlicher Entschluß, Freund; um neun Uhr hältst du dich vor dem Kasernenhof bereit. Ich hole dich ab.«
Planchet sah ein, daß es aussichtslos war, seinen Herrn von seinem Vorhaben abzubringen. Er machte seinem Herzen durch einen tiefen Seufzer Luft und striegelte das letzte Pferd.
D'Artagnan aber, der nicht auf den Kopf gefallen war, begab sich, statt nach Hause zu gehen, zu jenem gascognischen Priester, der den vier Freunden in einem Augenblick bitterer Not mit einem Schokoladenfrühstück aufgewartet hatte.
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»Der Pavillon«
Um neun Uhr kam d'Artagnan zur Gardenkaserne; Planchet wartete, mit Muskete und Pistolen bewaffnet, auf ihn. Das vierte Pferd war inzwischen eingetroffen. Geräuschlos saßen sie auf und ritten in die finstere Nacht hinein. Niemand hatte sie bemerkt. Planchet ritt etwa zehn Schritte hinter seinem Herrn, der den Degen an der Seite und ein paar Pistolen im Halfter hatte; sobald sie aber aus der Stadt heraus waren, nä herte er sich ihm langsam, bis er schließlich dicht neben ihm ritt. Der Weg wurde einsamer, die Finsternis stärker; d'Artagnan entging es nicht, daß sein Page immer unruhiger wurde.
»Was ist denn mit dir los, Planchet?« fragte er. »Hast du etwa Furcht?« – »Ach, Herr«, flüsterte der Page, »mir kommt der Duckmäuser von Bonacieux nicht aus dem Sinn.« – »Warum sprichst du so leise?« – »Mir ist's, als ob der Wald Ohren hätte, Herr!« – »Aber schwatz doch keinen Unsinn! Du bist und bleibst ein Hasenfuß!« – »Herr, Klugheit mit Feigheit zu verwechseln, ist unklug, Klugheit ist eine Tugend.« – »Und an Tugend, Planchet, fehlt es dir nicht, wie?« – »Ach, Herr, bleiben wir nüchtern! Blitzt nicht da unten ein Musketenlauf? Ob es nicht geraten wäre, sich zu bücken?« – »Weiß Gott«, murmelte d'Artagnan, dem Herrn von Trévilles Warnungen einfielen,
»dieser Kerl macht mich schließlich selbst noch zum Hasenfuß«, und er setzte sein Pferd in Trab.
Planchet folgte seinem Herrn im gleichen Tempo, wie sein Schatten, aber nach einer halben Stunde schien er es satt zu haben, und fragte, ob sie etwa die ganze Nacht so weiterreiten wollten. – »Bewahre, Planchet; du bist schon an Ort und Stelle.«
– »Wie, ich? Und der
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