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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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was Ihnen geschehen kann, ist, daß er Sie festnehmen läßt.« – »Wie, einen Mann, der im Dienst Seiner Majestät des Königs steht, sollte man zu verhaften wagen?«
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    »Zum Teufel! Hat man sich denn bei Athos viel darum
    gekümmert? Einem Mann, der seit dreißig Jahren bei Hofe ist, dürfen Sie doch wohl glauben! Wiegen Sie sich nicht in Ihrer Sicherheit, sonst sind Sie verloren! Erblicken Sie vielmehr überall Feinde, und ich sage Ihnen das aus voller Freundschaft!
    Sucht man Händel mit Ihnen, gehen Sie ihnen aus dem Weg, und wenn ein zehnjähriger Junge mit Ihnen anbinden wollte.
    Greift man Sie an, sei es bei Tag oder bei Nacht, so retirieren Sie mit dem Degen in der Faust, ohne sich dessen zu schämen; passieren Sie eine Brücke, so treten Sie vorsichtig auf jede Planke, weil sie fürchten müssen, daß jede unter Ihren Füßen wankt; führt Sie der Weg an einem Neubau vorbei, so richten Sie die Augen in die Höhe, damit Sie einem Stein oder Balken, der auf Sie stürzen könnte, rechtzeitig ausweichen können; kommen Sie spät heim, so halten Sie immer Ihren Pagen bei sich, und lassen Sie ihn niemals ohne Waffen gehen,
    vorausgesetzt, daß Sie seiner überhaupt sicher sind. Mißtrauen Sie jedermann. Ihrem Freund, Ihrem Bruder, Ihrer Liebsten, und gerade ihr vor allen Dingen!«
    D'Artagnan wurde blutrot... »Meiner Liebsten?« wiederholte er mechanisch, »und warum gerade ihr mehr als anderen?« –
    »Weil die Herzliebsten das Lieblingsobjekt des Kardinals sind, womit er intrigiert.« D'Artagnan gedachte des Stelldicheins, das ihm für denselben Abend Frau Bonacieux gegeben hatte. Zum Lob unseres Helden müssen wir aber sagen, daß die schlimme Meinung, die Herr von Tréville von den Frauen im allgemeinen hatte, ihm nicht den leisesten Verdacht gegen seine niedliche Hauswirtin einflößte.
    »Aber, sagen Sie doch«, fragte Herr von Tréville weiter, »was ist denn aus Ihren drei Kameraden geworden?« – »Ich wollte Sie fragen, ob Sie Nachrichten von ihnen hätten?« – »Keine Spur davon!« antwortete Tréville. – »Nun, ich habe sie auf der Strecke gelassen; Porthos in Chantilly, mit einem Zweikampf in Aussicht; Aramis in Crêvecœur, mit einer Kugel im
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    Schulterblatt; Athos in Amiens mit einer Klage wegen
    Falschmünzerei auf dem Hals.« – »Sehen Sie!« rief Herr von Tréville, »und wie sind Sie entronnen?« – »Durch ein Wunder, Herr, wie ich wohl sagen muß, mit einem Degenstich in der Brust, indem ich den Grafen von Wardes, wie einen
    Schmetterling an die Wand, auf der Straße ton Calais in den Graben spießte.« – »Da haben wir's wieder! De Wardes, einen Parteigänger des Kardinals, einen Vetter von Rochefort... Halt, mein Freund! Da kommt mir ein Gedanke!« – »Sprechen Sie, Herr!« – »Ich an Ihrer Stelle würde mich, während Seine Eminenz mich in Paris suchen läßt, in aller Stille auf den Weg nach der Picardie machen und mich über meine drei Kameraden zu unterrichten suchen. Teufel auch! Diese kleine
    Aufmerksamkeit von Ihrer Seite verdienen die drei Freunde doch!« – »Der Rat ist gut, Herr«, erklärte d'Artagnan; »ich werde morgen aufbrechen.« – »Und warum nicht schon heute abend?« – »Heute abend bin ich durch eine unaufschiebbare Sache in Paris festgehalten.« – »Oh, junger Mann! junger Mann!« rief Tréville, »wohl eine Liebesaffäre? Nehmen Sie sich in acht! Nehmen Sie sich in acht! Die Frau ist's, die uns ins Verderben gestürzt hat, seit wir auf Erden wandeln, und sie wird uns in Not und Verderben bringen, solange wir auf Erden wandeln. Folgen Sie meinem Rat und machen Sie sich noch heute abend auf den Weg!«
    »Unmöglich, Herr!« – »Sie haben also Ihr Wort gegeben?« –
    »Ja, Herr.« – »Das ist etwas anderes; aber versprechen Sie mir, morgen abzureisen, falls Sie nicht heute nacht umgebracht werden.« – »Das will ich Ihnen versprechen!« – »Brauchen Sie Geld?« – »Ich habe noch fünfzig Pistolen. Mehr werde ich wohl nicht brauchen.« – »Aber Ihre Kameraden?« – »Ich denke, sie müssen auch noch bei Kasse sein, sind wir doch jeder mit fünfundsiebzig Pistolen von Paris weggeritten!« – »Sehe ich Sie noch einmal vor Ihrer Abreise?« – »Ich glaube, kaum, Herr, es müßte sich denn gerade etwas Neues ereignen.« – »Nun, dann
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    glückliche Reise!« – D'Artagnan verabschiedete sich von Herr von Tréville, mehr denn je gerührt von dessen echt väterlicher Fürsorge für seine Musketiere. Nacheinander begab

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