Die drei Musketiere
ich mich eben an die Klugheit. In zwei Stunden werde ich die Ehre haben, Sie im Palais Tréville zu erwarten.
Dort werde ich Ihnen die geeigneten Örtlichkeiten angeben.«
Die beiden Jünglinge grüßten einander, dann entfernte sich Aramis, indem er die zum Luxemburg heraufführende Straße einschlug, während d'Artagnan, der vorgerückten Zeit Rechnung tragend, sich zum Karmeliterkloster begab... »Auf frohe Wiederkunft von dort«, dachte er, »darf ich entschieden nicht rechnen. Aber wenn ich mein Leben einbüße, so verliere ich es doch wenigstens durch einen Musketier.«
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Die Musketiere des Königs und die
Leibgarde des Kardinals
D'Artagnan kannte niemand in Paris. Er ging also ohne
Sekundanten zu dem Stelldic hein, willens, sich mit denen, die der Gegner ausgesucht hatte, zu begnügen. Zudem hatte er sich vorgenommen, dem tapferen Musketier jede angemessene
Entschuldigung zu sagen, soweit es anging, ohne sich einer Schwäche schuldig zu machen, denn er fürchtete für dieses Duell den Verdruß, der bei solchen Vorgängen, wenn sie sich unter solchen Bedingungen abspielen, nicht ausbleiben kann; daß er als Sieger über einen kranken, verwundeten Gegner nicht viel Ehre ernten, als Besiegter aber dessen Triumph um das Doppelte steigern werde.
Er sagte sich einerseits, daß sein Tod unvermeidlich sei, anderseits fühlte er jedoch nicht die geringste Lust, sang- und klanglos abzutreten, wie es andere an seiner Stelle getan hätten, die nicht über so viel Mut und nicht über so wenig
Bescheidenheit verfügten wie er. Er erwog die verschiedenen Charaktere der Männer, mit denen er sich schlagen wollte, und gewann nach und nach ein klares Bild von seiner Lage. Durch die loyalen Entschuldigungen, die er im Sinn hatte, hoffte er, sich Athos, dessen vornehme Art und strenge Miene ihm nach dem Herzen waren, zum Freund zu machen; Porthos dagegen hoffte er durch das Abenteuer mit dem Wehrgehänge
einzuschüchtern, das er ja, falls er nicht auf dem Platz blieb, ausposaunen könnte, so daß Porthos unweigerlich dem Fluch der Lächerlichkeit anheimfallen mußte; den duckmäuserischen Aramis endlich, vor dem er keine sonderliche Furcht hatte, nahm er sich vor, falls er ihm wirklich auf den Leib rückte, nach dem Rezept abzutun, das Cäsar seinen Leuten empfohlen hatte, als er zum Kampf wider den großen Pompejus auszog: den Feinden das Gesicht gehörig zu zeichnen, damit sie nicht mehr
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als schöne Herren gelten könnten.
Übrigens besaß d'Artagnan jene unverwüstliche rasche
Entschlossenheit, die ihm seines Vaters Ratschläge ins Herz gepflanzt hatte, die in dem Satz gipfelten: »Laß dir von niemand etwas bieten, außer vom König, vom Kardinal und von Herrn von Tréville.« Demzufolge ging er nicht, sondern flog zum Kloster der barfüßigen Karmeliter, jenem auf Brachfe ld erbauten Gebäude ohne Fenster, das zur damaligen Zeit von Kavalieren gern als Ort gewählt wurde, um ihre Duelle
auszufechten... Als d'Artagnan in Sehweite des Gebäudes gelangte, sah er bereits Athos dort stehen, der schon volle fünf Minuten wartete. Eben kündete der Glockenschlag die
Mittagsstunde, d'Artagnan war also pünktlich, und der strengste Duellrichter hätte keine Ursache zu einer Rüge finden können.
Athos, noch immer von argen Schmerzen geplagt, trotzdem seine Wunden vom Arzt des Herrn von Tréville verbunden worden, saß auf einem Brunnen und wartete auf seinen
Widersacher. Mit jener friedfertigen Haltung und würdigen Art, die in keiner Lebenslage von ihm wichen, erhob er sich, als er seiner ansichtig wurde, und ging ihm artig ein paar Schritte entgegen. D'Artagnan seinerseits meinte, sich nicht anders als mit dem Hut in der Hand, so daß dessen Feder bis auf den Boden hinunterhing, nähern zu dürfen.
»Mein Herr«, redete Athos ihn an, »ich habe zwei Freunde von mir bitten lassen, mir als Sekundanten zu dienen, aber sie sind noch nicht zur Stelle, zu meiner nicht geringen
Verwunderung, denn zu spät zu kommen, ist sonst ihre Sache nicht.« – »Ich bringe keine Sekundanten mit, Herr«, versetzte d'Artagnan, »denn da ich erst gestern nach Paris gekommen bin, kenne ich keinen Menschen als Herrn von Tréville, an den ich von meinem Vater empfohlen bin, der die Ehre hat, halb und halb als sein Freund zu gelten.« – Athos überlegte einen Augenblick. – »Sie kennen nur Herrn von Tréville?« fragte er. –
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»Ja, nur ihn.« – »Sapperlot!« brummte er vor sich hin, halb zu sich selbst, halb zu
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