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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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nichts als ein Hemd und in seinem Beutel nur elf Taler gefunden, was für ihn aber kein Hindernis war, zu rufen, ehe er in Ohnmacht sank, daß er's Ihnen, wenn der Vorfall in Paris passiert wäre, sofort heimgezahlt hätte, und daß die Sache Sie aber, wenn er Sie hier wieder träfe, noch teurer zu stehen käme.« – »Demnach ist es irgendein verkappter Prinz von Geblüt«, sagte der Unbekannte kalt. – »Ich gebe Ihnen bloß Kenntnis davon«, sagte der Wirt, »damit Sie auf Ihrer Hut sind.«
    – »Und hat er in seinem Zorn niemand genannt?« – »O doch! Er hat auf seine Tasche geklopft und gerufen: Nun, wir werden ja sehen, was Herr von Tréville über solchen, seinem
    Schutzbefohlenen angetanen Schimpf denken wird.« – »Herrn von Tréville hat er genannt?« fragte der Unbekannte, »und dabei auf die Tasche geklopft?... Ei, ei, mein lieber Wirt, Ihr habt doch sicher nicht unterlassen, während er in Ohnmacht lag, seine Tasche zu visitieren? Was hat er denn drin gehabt?« – »Einen Brief an Herrn von Tréville, Hauptmann der Musketiere.« –
    »Wirklich?« – »Wie ich Ihnen zu sagen die Ehre habe,
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    Exzellenz!«
    Der Wirt gehö rte nicht zu den überklugen Leuten und merkte infolgedessen nicht, welche Änderung seine Worte in dem Gesicht des Edelmannes hervorriefen, während dieser sich jetzt vom Fenstersims entfernte, auf das er sich bisher mit dem Arm gestützt hatte, und wie jemand, den ein unruhiges Gefühl beschleicht, die Stirn in Falten legte... »Schwerenot!« brummte er zwischen den Zähnen, »sollte mir Tréville diesen Burschen auf den Hals geschickt haben? Er ist noch sehr jung; aber ein Degenstoß bleibt ein Degenstoß, mag er vo n einem Alten oder von einem Jungen kommen, und gegen Kinder ist man weniger mißtrauisch als gegen andere Leute. Es ist schon mancher große Plan an einem kleinen Hindernis gescheitert.« – Darauf versank der Unbekannte in minutenlanges Sinnen. »Sagt mal, Wirt«, wandte er sich dann an diesen, »werdet Ihr mich von diesem Rasenden erlösen, oder nicht? So mir nichts, dir nichts kann ich ihn nicht umbringen, und doch«, setzte er mit einer Miene voll kalter Drohung hinzu, »ist er mir lästig... Wo steckt er jetzt?« –
    »In der Stube meiner Frau, im ersten Stock; sie verbindet ihn.« –
    »Sind seine Sachen und sein Mantelsack noch bei ihm?« fragte der Unbekannte. »Das Wams hat er nicht ausgezogen?« – »Das ist im Gegenteil alles unten in der Küche... Aber da dieser junge Tropf Exzellenz unbequem ist...« – »Gewiß ist er das, denn er verursacht in Eurem Gasthof ein Ärgernis, das allen rechtlichen Leuten zuwider sein muß. Geht hinauf, macht mir die Rechnung und ruft meinen Lakai.« – »Was? Exzellenz wollen uns schon verlassen?« – »Sie wissen das doch, denn ich habe Euch nicht umsonst geheißen, mein Pferd zu satteln... Ist man etwa meinem Befehl nicht nachgekommen?« – »O doch, und wie Exzellenz sehen können, steht Ihr Roß, gesattelt und bepackt, unter dem großen Tor.« – »Gut! besorgt das Weitere, wie ich befohlen habe.« – »Hm!« brummte der Wirt in den Bart, »sollte er sich etwa gar vor dem Jungen fürchten?«
    Aber aus dem Auge des Unbekannten traf ihn ein
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    gebieterischer Blick, und sogleich verließ er mit tiefer Verbeugung die Stube.
    »Mylady darf dieser Wicht nicht sehen,« sprach der
    Unbekannte zu sich, »und sie muß jeden Augenblick kommen, denn eigentlich sollte sie schon da sein... Auf alle Fälle ist's klüger, ich reite ihr entgegen. Wenn ich bloß dahinterkommen könnte, was in diesem Brief an Tréville steht!«... Der Unbekannte begab sich in die Küche. Der Wirt machte sich inzwischen klar, daß den unbekannten Herrn nichts weiter als die Anwesenheit des jungen Raufboldes aus seinem Gasthof vertreibe, und war zu seiner Frau hinaufgegangen. In ihrer Stube hatte er d'Artagnan im Vollbesitz seiner Besinnung angetroffen.
    Er säumte nicht, ihm zu verstehen zu geben, daß ihm sehr leicht die Polizei über den Hals kommen dürfte, weil er Händel mit einem Herrn vom hohen Adel gesucht hätte, denn seiner
    Meinung nach konnte der Unbekannte nichts anderes sein, und so bestand er darauf, daß d'Artagnan trotz der Schwäche, die ihn von neuem befiel, von seinem Lager aufstünde und seines Weges weiterzöge... D'Artagnan, noch im Zustand halber Betäubung, ohne Wams und den Kopf mit einer Binde
    umwickelt, stand also auf und schickte sich an, die Treppe hinunterzuschleichen. Das erste aber, was ihm, als er

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