Die drei Musketiere
müssen Sie dafür auch eine Entschädigung
bekommen; da, nehmen Sie den Beutel mit hundert Pistolen und tragen Sie mir nicht nach, was Ihnen Übles geschehen ist.«
»Ich Ihnen etwas nachtragen, hochwürdigster Herr?« sagte Bonacieux, indem er, jedenfalls aus Furcht, das angebliche Geschenk mochte bloß ein Scherz sein, sich nicht entschließen konnte, nach dem Beutel zu greifen. »Es stand Ihnen doch das volle Recht zu, mich verhaften zu lassen. Ich und Ihnen etwas nachtragen, hochwürdigster Herr! Aber das ist doch Ihr Ernst nicht, Eminenz?«
»Ach, mein lieber Bonacieux, Sie wollen Großmut walten lassen? Nun, ich erkenne das an und danke Ihnen dafür. Nehmen Sie also den Beutel dort. Ich denke, Sie werden nicht allzu unzufrieden von hier weggehen.« – »Hochwürdigster Herr, ich bin außer mir vor Freude!« – »Also adieu für heute, oder vielmehr, auf Wiedersehen! Denn ich hoffe, daß dies recht bald geschehen möge!« – »Ganz wie es Hochwürden genehm ist; ich stehe vollständig zu Diensten Eurer Eminenz.« – »Nun, es wird, denke ich, recht oft der Fall sein; hat mich doch die
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Unterhaltung mit Ihnen recht gefreut.«
Der Kardinal winkte ihm mit der Hand, und Bonacieux
verbeugte sich bis zur Erde und verließ rückwärts das Gemach, und als er im Vorzimmer war, hörte der Kardinal, wie
Bonacieux in seiner Begeisterung aus vollem Hals schrie: »Es lebe Seine Hochwürden! Es lebe Seine Eminenz! Es lebe der große Kardinal!« – Lächelnd vernahm er diese markante Betätigung einer urwüchsigen Begeisterung, und als die Krämerstimme sich in der Ferne verloren hatte, sagte er vor sich hin: »Nun, das wäre ja einmal ein Mann, der für mich durchs Feuer geht!« – Dann widmete er sich einer genauen Prüfung der Karte von La Rochelle, die über seinen Schreibtisch gebreitet lag, und zog mit dem Bleistift eine Linie, wie der berüchtigte Damm laufen sollte, der anderthalb Jahre später den Hafen der im Belagerungszustand befindlichen Stadt sperrte. Als er so in seine strategischen Betrachtungen vertieft war, öffnete die Tür sich wieder, und Rochefort trat herein.
»Nun?« fragte lebhaft der Kardinal, mit einer Schnelligkeit auffahrend, die so recht das hohe Maß von Wichtigkeit verriet, das der dem Grafen erteilte Auftrag haben mochte. – »Nun!«
erwiderte der Graf, »eine junge Frau von 26 bis 28 Jahren und ein Mann von 35 bis 40 Jahren haben allerdings in den von Eminenz genannten Häusern gewohnt; die Frau vier, der Mann fünf Tage; aber die Frau ist heute nacht, der Mann heute morgen abgereist.« – »Das sind sie gewesen!« rief der Kardinal, einen Blick auf die Standuhr heftend. »Um ihnen nachzusetzen, ist es jetzt zu spät, denn die Herzogin ist schon in Tours und der Herzog in Boulogne. In London muß man sie ergattern.« – »Wie lauten die Befehle Eurer Eminenz?« – »Kein Wort soll über das Vorgefallene verlauten! Die Königin soll sich in vollkommener Sicherheit wiegen und nicht das geringste davon merken, daß wir um ihr Geheimnis wissen. Sie soll meinen, wir befaßten uns mit irgendwelcher Intrige oder Verschwörung anderer Art.
Schicken Sie mir den Siegelbewahrer Seguier her, verstanden?«
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– »Und was haben Eminenz mit diesem Bonacieux
angefangen?« – »Was sich mit ihm hat anfangen lassen! Ich habe ihn zum Aufpasser seiner Frau gemacht.«
Graf Rochefort verneigte sich tief in Anerkennung der hohen Überlegenheit seines Gebieters und zog sich zurück. Der Kardinal dagegen setzte sich an seinen Schreibtisch und brachte ein paar Zeilen zu Papier, das er mit seinem Privatsiegel schloß.
Dann klingelte er. Der schmucke Offizier trat zum viertenmal in das Gemach. »Vitray soll kommen«, rief der Kardinal. »Fertig zu sofortiger Abreise!«
Im nächsten Augenblick stand der Mann, dem dieser Befehl galt, gestiefelt und gespornt vor ihm. »Vitray«, sagte der Kardinal, »Sie reisen sofort nach London, mit Extrapost, halten sich unterwegs nirgends auf und übergeben Mylady diesen Brief. Hier ist ein Gutschein über zweihundert Pistolen, kassieren Sie die Summe bei meinem Schatzmeister, sie wird für sechs Tage ausreichen. Länger dürfen Sie nicht bleiben, verstanden? Aber pünktlichste Erledigung meines Auftrages!«
Ohne ein Wort zu erwidern, verneigte sich der Graf, nahm den Brief, den Gutschein und verschwand.
Der Brief lautete: »Mylady! Erscheinen Sie auf dem ersten Ball, den der Herzog von Buckingham gibt. Er wird an seinem Wams zwölf Diamantknöpfe
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