Die drei Musketiere
Majestät hier«, erwiderte Herr von Tréville mit eisiger Kälte, »um Ihnen herrliche Geschichten über Ihre Zivilbeamten vorzutragen.« – »So? Nun beliebt's?'« erwiderte der König heftig.
»Ich habe die Ehre, Eurer Majestät zu melden«, fuhr Herr von Tréville im gleichen Ton fort, »daß sich verschiedene Gerichts-und Polizeipersonen – höchst ehrenwerte Leute, ohne Frage, aber dem Anschein nach gegen Uniformen sehr empfindlich –
erlaubt haben, einen meiner oder vielmehr Eurer Musketiere zu verhaften und einzusperren, auf offener Straße festzunehmen und ins Fort-L'Evêque zu schleppen, und zwar auf Grund eines Befehls, dessen Vorlage mir verweigert worden ist. Dieser Musketier, Majestät, hat sich bisher untadelhaft geführt, erfreut sich eines ausgezeichneten Rufes, ja, er ist gewissermaßen eine Berühmtheit des Korps und auch Eurer Majestät nicht
unvorteilhaft bekannt – sein Name ist Athos.«.
»Athos«, wiederholte der König mechanisch, »jawohl, den Namen habe ich schon gehört.« – »Es ist derselbe, der in dem unglückseligen Zweikampf das Pech gehabt hat, Herrn von Cahusac ernstlich zu verwunden...« – »Ach, Eminenz«, wandte sich Tréville an den Kardinal, »nicht wahr, Herr von Cahusac ist wieder auf den Beinen?« – »Ja, wie man hört«, versetzte der Kardinal, sich auf die Lippen beißend. – »Athos hatte sich in die Wohnung eines gerade abwesenden Freundes verfügt«, nahm Tréville wieder das Wort, »eines jungen Bearners, der bei den Garden Eurer Majestät dient, als er von einem Schwarm
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Schergen und Soldaten überrumpelt wurde.«
Der Kardinal machte dem König durch einen Wink
verständlich, daß es sich um eben die Angelegenheit handle, über die er Vortrag gehalten hatte, und der König antwortete:
»Das wissen Wir bereits alles, denn es ist alles für Unsern Dienst geschehen.« – »Dann ist wohl auch für den Dienst Eurer Majestät«, rief Tréville, »ein harmloser Musketier meines Korps ergriffen, wie ein Missetäter zwischen zwei Wachen gesteckt und durch einen frechen Pöbelhaufen geführt worden? Einer von meinen Musketieren, der sein Blut zehnmal für den Dienst Eurer Majestät vergossen hat und bereit ist, es jederzeit wieder zu vergießen.«. »Was?« rief der König betroffen, »hat sich das wirklich alles so zugetragen?«
»Herr von Tréville«, bemerkte der Kardinal mit der größten Ruhe, »erwähnt nicht, daß dieser harmlose Musketier eine Stunde vorher vier meiner Beamten, die sich über eine sehr wichtige Angelegenheit instruieren sollten, überfallen und aus dem Erdgeschoß des Hauses verjagt hat, in dessen Oberstock er seine Wohnung hat.« – »Dafür fordere ich von Eurer Eminenz die Beweise!« rief Herr von Tréville mit seinem echt
gascognischen Freimut, »denn kaum eine Stunde vorher war Herr Athos, ein Mann von lauterstem Charakter, wie ich Majestät anvertrauen will, bei mir zu Tisch und hat sich mit Herrn de la Tremouille und dem Grafen von Chalus in meinem Salon noch ganz vergnügt unterhalten.«
Der König faßte den Kardinal ins Auge. – »Ein Protokoll«, versetzte dieser, der stummen Frage Seine r Majestät die laute Antwort nicht schuldig bleibend, »beglaubigt meine Aussage; es ist unterzeichnet von den vier Beamten, denen Herr Athos so übel mitgespielt hat, und Eurer Majestät von mir unterbreitet worden.« – »Gilt ein Zivilistenprotokoll soviel wie ein Soldatenwort?« rief Herr von Tréville stolz. – »Na, na, Tréville«, sagte der König, »ruhig, ruhig!« – »Wenn Seine Eminenz gegen einen meiner Musketiere Verdacht hat«, sagte
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Tréville, »so ist die Gerechtigkeit des Herrn Kardinals bekannt genug, daß ic h nicht anstehe, selbst den Antrag auf
Untersuchung zu stellen.«
»In dem Hause, wo dieser Verstoß gegen die Justiz begangen wurde«, fuhr der Kardinal mit eisiger Kälte fort, »wohnt ein Herr d'Artagnan.« – »Derselbe, von dem ich bereits gesprochen habe«, bemerkte Tréville. – »Und meinen Sie nicht, daß dieser junge Mann mit üblem Rat bei der Hand gewesen sein sollte?« –
»Eminenz, Athos ist ja doppelt so alt wie d'Artagnan«, erwiderte Tréville. »Zudem ist ja der letztere den Abend bei mir gewesen!« – »Ei, ei!« rief der Kardinal, »es scheint ja so ziemlich alles an dem Abend bei Ihnen gewesen zu sein.« –
»Sollten Eminenz an meinem Wort zweifeln?« fragte Tréville, dem Zornesröte ins Gesicht stieg. – »Nein, behüte Gott!«
erwiderte der Kardinal, »nur zu
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