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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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– »Es war doch nichts fest verabredet.
    Außerdem hatte die Königin ihren Damen zu warten befohlen, und direkten Ungehorsam hat die Lannoy doch nicht gewagt.« –
    »Und wie lange blieb die Königin?« – »Eine dreiviertel Stunde.« – »Ist keine ihrer Damen in ihrer Begleitung gewesen?« – »Doch, Donna Estefania.« – »Und ist sie dann wieder in ihr Zimmer gegangen?« – »Ja, aber nur um ein Kästchen aus Rosenholz mit ihrem Namenszug zu holen und sogleich wieder hinauszugehen.« – »Und hatte sie das Kästchen, als sie dann wiederkam, noch bei sich?« – »Nein.« – »Wußte die Lannoy, was in dem Kästchen war?« – »Ja, die Diamantknöpfe, die Seine Majestät der Königin geschenkt hat.« – »Meint die Lannoy, sie habe sie Buckingham gegeben?« – »Sie glaubt es ganz bestimmt.« – »Das war es!« – »Im Laufe des Tages hat die Lannoy in ihrer Eigenschaft als Kammerfrau das Kästchen gesucht, hat sich unruhig gestellt, als sie es nicht fand und schließlich die Königin danach gefragt.« – »Und die Königin?«
    – »Ist blutrot geworden und hat geantwortet, es sei ihr ein Knopf am Abend vorher zerbrochen, weshalb sie das Kästchen zu ihrem Juwelier geschickt habe, um den Schaden wieder
    auszubessern.«
    »Es muß festgestellt werden, ob es sich wirklich so verhält oder nicht.« – »Das ist geschehen.« – »Nun, und der Juwelier?«
    – »Weiß von nichts, Eminenz.« – »Schön, sehr schön!« rief der Kardinal. »Rochefort, noch ist nicht alles verloren; vielleicht geht alles noch zum besten.« – »Oh, ich zweifle nicht, daß es
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    dem Genie Eurer Eminenz...« – »... gelingt, das Ungeschick ihres Bevollmächtigten wieder gutzumachen! Nicht wahr?« –
    »Genau, was ich sagen wollte, als Eure Eminenz mir das Wort abschnitten.«
    »Sie wissen jetzt, wo sich die Chevreuse und der Herzog versteckt gehalten haben?« – »Nein, Eminenz, meine Leute haben mir Bestimmtes darüber nicht sagen können.« – »Ich glaube es aber zu wissen. Oder ich vermute es wenigstens. Die eine der beiden Personen ist in der Rue de Vaugirard, die andere in der Rue de la Harpe versteckt gewesen.« – »Wünscht Eure Eminenz, daß ich sie verhaften soll?« – »Es wird zu spät sein.«
    – »Nun, vergewissern sollte man sich doch!« – »Nehmen Sie zehn Mann meiner Garde mit und lassen Sie beide Häuser scharf durchsuchen.« – »Ich eile, Eminenz!«
    Im nächsten Augenblick war Rochefort verschwunden. Der Kardinal überlegte eine Weile und klingelte zum drittenmal; der nämliche Offizier trat wieder ein... »Führen Sie den Gefangenen wieder herein!« befahl der Kardinal. Bonacieux wurde wieder in das Zimmer geschoben, und auf einen Wink zog sich der
    Offizier zurück.
    »Sie haben mich belogen!« sagte der Kardinal streng. –
    »Ich?« rief der Krämer, »ich, Eure Eminenz?« – »Ihre Frau hat in der Rue de Vaugirard und in der Rue de la Harpe nichts mit Weißzeughändlern zu tun gehabt!« – »Und mit wem sonst, um Gottes willen?« – »Mit der Herzogin von Chevreuse und dem Herzog von Buckingham.«
    »Ja«, sagte Bonacieux, indem er sich auf alles zu besinnen suchte, was in den letzten Tagen an ihn herangetreten war, »ja, Eminenz, es ist so! Eminenz haben recht! Ich habe meiner Frau wiederholt gesagt, es sei doch höchst sonderbar, daß in solchen Häusern Leinwandhändler wohnen sollten, in Häusern, die gar keine Ladenschilder hätten, und da hat sich meine Frau immer vor Lachen ausschütten wollen. Ach, Eminenz«, fuhr er fort, sich dem Kardinal zu Füßen werfend, »Sie sind der Kardinal
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    selbst, der große Kardinal, der geniale Mann, den alle Welt verehrt.«
    »Stehen Sie auf, mein Lieber«, erwiderte der Kardinal, im ersten Augenblick – so wenig auch der Triumph, den er über ein so alltägliches Menschenkind wie Bonacieux davontrug, zu sagen hatte – nicht unangenehm berührt, im andern Augenblick aber bereits von einem neuen Einfall beherrscht, und reichte, während ihm ein Lächeln die Lippen kräuselte, dem Krämer die Hand. »Stehen Sie auf, Freund, Sie sind ein braver Mann!«
    »Der Kardinal hat meine Hand berührt! Ich habe die Hand des großen Mannes berührt!« rief Bonacieux; »der große Mann hat mich Freund genannt!« – »Ja, mein Freund, ja!« antwortete der Kardinal mit jenem väterlichen Ton, den er zuweilen
    anzunehmen wußte, der aber nur die Leute täuschte, die ihn nicht kannten. »Und da Sie ungerechterweise verdächtigt worden sind,

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