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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Sie dem Herrn die Schlüssel zu meinem Schreibtisch!«
    Der Kanzler nahm, um der Form zu genügen, dessen
    Durchsuchung, wie auch der andern Möbel vor, wußte aber recht gut, daß die Königin den wichtigen Brief, den sie tagsüber geschrieben, in keinem von ihnen eingeschlossen hatte. Ein dutzendmal zog er die Fächer und Kisten auf und schob sie
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    wieder zu; aber er mußte zuletzt doch an den wichtigsten Punkt seines Auftrags gehen, an die Visitation der Königin selbst. Mit anscheinend großer Beklommenheit in Ton und Wesen richtete er jetzt das Wort an die Königin: »Es bleibt mir noch die wichtigste Untersuchung vorzunehmen«, stotterte er. – »Und die wäre?« fragte die Königin, die den Sinn seiner Worte nicht begriff oder nicht begreifen wollte. – »Seine Majestät nimmt mit Bestimmthe it an, daß ein tagsüber von Ihnen geschriebener Brief noch nicht an seine Adresse geschickt worden ist. In keinem Stück Ihres Mobiliars ist dieser Brief zu finden, und doch muß er irgendwo stecken.« – »Sollten Sie es wagen wollen, die Hand an Ihre Königin zu legen?« rief Anna von Österreich, sich zu ihrer vollen Höhe aufrichtend, und maß den Kanzler mit fast drohenden Blicken. – »Ich bin ein getreuer Diener des Königs«, versetzte der Kanzler, »und bin gewohnt, allerhöchste Befehle prompt zu vollziehen, Madame!«
    »Nun denn, es verhält sich so«, erklärte Anna von Österreich,
    »man muß es dem Kardinal lassen, daß er von seinen Spionen gut bedient wird. Ich habe heute einen Brief geschrieben, er ist noch nicht abgeschickt, sondern hier«, und sie griff mit ihrer schönen Hand nach ihrem Leibchen. – »Dann geben Sie mir den Brief, Madame«, sagte der Kanzler. – »Nur dem König selbst«, erwiderte stolz die Königin. – »Hätte der König gewünscht, Madame, den Brief selbst in Empfang zu nehmen«, sagte der Kanzler, »so hätte er ihn wohl selbst von Ihnen gefordert; aber ich erkläre Ihnen wiederholt, daß er mich damit beauftragt hat, und wenn Sie nicht geruhen wollen, mir den Brief
    auszuhändigen, so zwingen Sie mich...«
    »Nun?« – »So zwingen Sie mich, ihn mir zu nehmen!« –
    »Wie? Was soll das heißen?« – »Daß ich im Besitz
    weitreichender Befehle bin, Madame, daß ich ermächtigt bin, den verdächtigen Brief, sei es auch an der Person Ihrer Majestät, zu suchen.« – »Solche Schmach!« – »Madame werden also bemüht sein, mir meine Pflicht nach Möglichkeit zu
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    erleichtern.«
    »Solches Verhalten grenzt an gemeine Gewalttätigkeit!
    Wissen Sie das, Herr?« – »Madame, der König befiehlt; meine Person wollen Sie huldvollst außer Betracht lassen.«
    »Das lasse ich nicht über mich ergehen!« schrie die Königin, deren Blut in wilde Wallung geriet, »nein, nein! Lieber den Tod!«
    Der Kanzler machte eine tiefe Verneigung, dann trat er, mit der offenkundigen Absicht, in der Vollziehung des ihm
    zuerteilten Auftrags keinen Fußbreit zu weichen, einem Henkersknecht in der Folterkammer vergleichbar, an die Königin heran, aus deren Augen im selben Augenblick Tränen wilden Zornes hervorschossen. Wir haben bereits wiederholt bemerkt, daß Anna von Österreich von großer Schönheit war.
    Der Auftrag konnte mithin als höchst heikel gelten, und der König war tatsächlich durch die Eifersucht, die ihm der Herzog von Buckingham einflößte, auf den Standpunkt gedrängt
    worden, gegen niemand anderen eifersüchtig zu sein. Sicher suchte Seguier in diesem Augenblick mit den Augen die Schnur der bewußten Glocke; da er sie aber nicht fand, streckte er, kurz entschlossen, die Hand nach der Stelle aus, wo der Brief, nach dem Bekenntnis der Königin, sich befand.
    Anna von Österreich machte einen Schritt rückwärts;
    Todesblässe bedeckte ihr Gesicht; um nicht zu fallen, suchte sie mit der einen Hand Halt an einem Tisch, der hinter ihr stand, nahm mit der andern ein Papier aus ihrem Busen und reichte es dem Siegelbewahrer. »Da, Herr, ist der Brief!« rief die Königin mit abgerissener, bebender Stimme; »ne hmen Sie, nehmen Sie, aber erlösen Sie mich von Ihrer abscheulichen Gegenwart!« –
    Der Kanzler, auch seinerseits von leicht begreiflicher Aufregung ergriffen, nahm den Brief, verneigte sich tief und ging. Die Tür hatte sich kaum hinter ihm geschlossen, als die Königin, einer Ohnmacht nahe, in die Arme ihrer Damen sank...
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    Mit zitternder Hand nahm der König den Brief in Empfang, suchte nach der Aufschrift, aber umsonst, wurde leichenblaß,

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